Heckenhof: ADAC-Verkehrsinitiative für weniger Lärm gestartet

Biker kommen bei der Kathi Bräu an. © Thomas Weichert
Biker kommen bei der Kathi Bräu an. © Thomas Weichert

Es war vor zwei Jahren. Alexander Schrüfer war gerade erst zum neuen Bürgermeister von Aufseß gewählt worden. Das erste Problem mit dem er damals von Bürgern konfrontiert wurde, war der Lärm der von Motorradfahrern verursacht wurde. Eingeladen wurde er von einem Bürger in dessen Garten. Man verstand den ganzen Nachmittag sein eigenes Wort nicht mehr. Für Schrüfer war damals klar, dass etwas geschehen müsse um seine Bürger vor dem Lärm zu schützen. Seitdem hat es zwei Jahre gedauert bis nun bei der Kathi-Bräu in Heckenhof, dem Motorradmekka der Fränkischen Schweiz, die ADAC Verkehrsinitiative für weniger Lärm gestartet werden konnte. Zum Startschuss war auch Innenminister Joachim Herrmann gekommen, der selbst begeisterter Biker ist.

Um dem Lärm der „schwarzen Schafe“, so Schrüfer, entgegen zu wirken, werden nun vom ADAC in der Gemeinde Aufseß aber auch in anderen Gemeinden der Fränkischen Schweiz Schilder mit Aufschriften „Leise fahren. Lärm ersparen!“ oder „Bitte nicht röööhren !“ aufgestellt. Außerdem können sich die Gemeinden beim ADAC Nordbayern ein elektronisches Lärmdisplay, analog eines Geschwindigkeitsmessgerätes, kostenlos ausleihen um dieses an beliebten Ausflugsstrecken aufzustellen. Außerdem wird die Polizei verstärkt Lärmschutzkontrollen durchführen. Dies kündigte Innenminister Herrmann an, da neben der Sensibilisierung für mehr Rücksichtnahme der Schlüssel zur Lösung der Lärmproblematik auch bei den Polizeikontrollen liege. „Die Bayerische Polizei wird gezielt diejenigen aus dem Verkehr ziehen, die rücksichtslos und absichtlich durch die Gegend brettern“, betonte der Minister. Dazu wurden Motorrad-Kontrollgruppen der Bayerischen Polizei eingerichtet die über Schallmessgeräte verfügen, um Manipulationen und Lautstärkeüberschreitungen gerichtsfest erkennen zu können. Dies demonstrierten zwei eigens dafür geschulte Polizeibeamte vor Ort eindrucksvoll.

„Wer bereits nicht sofort nach dem Ortsschild hochbeschleunigt, sondern abwartet bis er bebautes Gebiet verlassen hat, leistet bereits einen Beitrag zum Lärmschutz“, sagt Thomas Dill, Vorstand Verkehr, Technik und Umwelt des ADAC. Gerade an viel befahrenen Strecken kommt es wegen dem rücksichtslosen Verhalten von Motorrad-, aber auch Sportwagenfahrern immer wieder zu Konflikten mit den Anwohnern. Wie Bürgermeister Schrüfer erklärte begrüße er die Aktion des ADAC und die verstärkten Polizeikontrollen außerordentlich. „Gerade an den Wochenenden im Frühling und Sommer sind unsere Aufseßer Bürgerinnen und Bürger oftmals von enormen Ausflugsverkehrslärm betroffen. Den Verursachern ist dabei oftmals nicht bewusst, das sie mit einer defensiveren Fahrweise viel zur Entlastung und einem besserem Miteinander beitragen können“, so Schrüfer, der jedoch ein Sonn- und Feiertagsfahrverbot für Motorräder strikt ablehnt.

„Pauschale Fahrverbote für Motorräder, wie es die Grünen immer wieder ins Spiel bringen, lehnen wir strikt ab“, so auch der Innenminister unter Applaus der zahlreichen Biker vor Ort. Denn alle Motorradfahrer über einen Kamm zu scheren, sei überzogen, denn die meisten würden anständig und rücksichtsvoll fahren. Das Fehlverhalten Einzelner dürfe nicht zulasten aller Motorradfahrer gehen, so Herrmann, der betonte, das es viel wirkungsvoller sei gezielt die Lärmrüpel und Krawallmacher aus dem Verkehr zu ziehen. Seit Herbst letzten Jahres sieht der Bußgeldkatalog für das Verursachen von unnötigem Lärm und einer vermeidbaren Abgasbelästigung sowie für das unnütze Hin- und Herfahren auch verschärfte Bußgelder bis zu 100 Euro vor. Und wer seine Abgasanlage manipuliert, dessen Fahrzeug wird noch an Ort und Stelle aus dem Verkehr gezogen. Dies zieht empfindliche Bußgelder, bis hin zum Verlust des Führerscheins nach sich, weil man dann mit einem nicht zugelassenem Fahrzeug unterwegs war.

Letztes Jahr musste die Bayerische Polizei zahlreiche Auto- und Motorradfahrer mit manipulierten Abgasanlagen aus dem Verkehr ziehen und in 730 Fällen Anzeigen wegen des Verursachens von unnötigem Lärm erstatten. Wegen Erlöschen der Betriebserlaubnis wurden vergangenes Jahr 7395 Verstöße festgestellt. Wie Herrmann betonte sei dies eine klare Warnung an alle Unbelehrbaren. Wie Dill informierte, erfreut sich die ADAC-Lärmschutzinitative bereits länderübergreifend großer Beliebtheit. Im letzten Jahr wurden schon in 157 Kommunen insgesamt 272 der vom ADAC entwickelten Hinweistafeln aufgestellt. Bürgermeister Schrüfer hofft nun, das auch zahlreiche Gemeinden in der Fränkischen Schweiz dem Aufseßer Vorbild folgen.