ETA Hoff­mann Thea­ter Bam­berg: The­re­sia Wal­ser – Kän­gu­rus am Pool (Urauf­füh­rung)

The­re­sia Wal­ser – Kän­gu­rus am Pool (Urauf­füh­rung). Foto ETA Hoff­mann Thea­ter Bamberg

Die 38. Baye­ri­schen Thea­ter­ta­ge in Bam­berg (13.–28. Mai 2022) wer­den mit einer Urauf­füh­rung von The­re­sia Wal­ser am 13. Mai 2022, um 19:30 Uhr, auf der Gro­ßen Büh­ne des ETA Hoff­mann Thea­ters eröffnet.

„17 Uhr 30 ratsch. Som­mer ratsch. Win­ter ratsch.“ Bei man­chen klingt es wie eine mit Inbrunst hin­un­ter­sau­sen­de Guil­lo­ti­ne, wenn die „Roll­la­den“ – oder heißt es „Roll­lä­den“, wie dann ange­merkt wird?! – nach unten gelas­sen wer­den. Wel­cher nach­bar­schaft­li­che Cha­rak­ter ver­steckt sich wohl hin­ter dem ver­dun­keln­den Pla­stik? Die Mehr­fa­mi­li­en­haus­ge­mein­schaft ist sich einig: kein guter, in kei­nem Fall; in man­chem dafür ein toter. Ist auch viel­leicht bes­ser, dann kann er sich nicht mehr auf dem Bal­kon die Fuß­nä­gel knip­sen, sodass man beim Son­netan­ken davon berie­selt wird. Ada, Elly, Tschill, Mut­ter Baya und ihre Toch­ter Son­ja, Säm, und Herr Ell­rod sind Nachbar*innen, die eigent­lich nicht so viel von­ein­an­der wis­sen (wol­len). Auch dem Paket­bo­ten ist schlei­er­haft, wie die Zusam­men­hän­ge im Haus tat­säch­lich sind. Tag für Tag schleppt er Päck­chen und schwe­re Säcke Kat­zen­streu über die Trep­pen, ein Ein­schrei­ben kann nicht zuge­stellt wer­den, weil wie immer keine*r zuhau­se ist – und eigent­lich ist er Hor­nist. Und damit in jedem Fall im fal­schen Job gelan­det. Aber zumin­dest nicht im fal­schen Leben.

Sie alle sind eine Gemein­schaft wider Wil­len, die sich trotz­dem als eine sol­che zusam­men­neh­men muss, gera­de in die­sen Zei­ten. Sonst lau­fen sie Gefahr, sich der Vor­stel­lung hin­zu­ge­ben, dass das Leben mit hand­fe­sten Ver­lu­sten ein bes­se­res sei, wenn jemand „Weit oben. Ganz weit.“, ein­ge­zo­gen ist. Denn: „Die gro­ßen Lie­ben, die gro­ßen Befrei­un­gen, die gro­ßen Erfol­ge, die guten Jobs, die tol­len Rei­sen. Alles blüht auf. Alles mit der Trau­er. Das Leben wird auf ein­mal bes­ser. Sogar das Wet­ter.“ The­re­sia Wal­ser öff­net in „Kän­gu­rus am Pool“ lau­ter See­len­fen­ster und guckt den Leu­ten in die Wäsche. Sie fin­det Lei­chen, zwar nicht im Kel­ler, dafür im ober­sten Stock­werk, einen Brock­haus sta­peln­den Demenz­kran­ken, eine Hos­piz­clow­nin mit diver­sen ande­ren Aus­bil­dun­gen und eine sus­pen­dier­te, dem Alko­hol ver­fal­le­ne, Leh­re­rin. Sie sind wie wir, in ihrer gan­zen lusti­gen Ver­zweif­lung. In einem Inter­view sagt die Autorin über all ihre Figu­ren: „Sie sind letzt­end­lich ja auch Ver­grö­ße­rungs­spie­gel des­sen, was wir alle an uns selbst ken­nen. Wer lacht, ist invol­viert. Wer lacht, tritt in Bezie­hung. Im besten Fall lacht man den Schrecken über sich selbst weg. Schließ­lich rumort es in jedem von uns, das kann von lei­ser Unduld­sam­keit bis zum gele­gent­li­chen Ver­nich­tungs­wil­len rei­chen. Jeder Mensch ist ein Thea­ter für sich.“

The­re­sia Wal­ser war drei Mal für den Mühl­hei­mer Dra­ma­tik­preis nomi­niert und ist aus der Thea­ter­land­schaft nicht mehr weg­zu­den­ken; mitt­ler­wei­le sind ihre Stücke in 20 Spra­chen über­setzt. „Kän­gu­rus am Pool“ ist eine Auf­trags­ar­beit, die für die Eröff­nung der 38. Baye­ri­schen Thea­ter­ta­ge ent­stan­den ist.

Regie Sibyl­le Broll-Pape
Büh­ne & Kostü­me Trixy Royeck
Dra­ma­tur­gie Vic­to­ria Weich

Kar­ten bereits im Vor­ver­kauf an den bekann­ten Vorverkaufsstellen.