Außer­ge­wöhn­li­che Fun­de am Kelt­en­tor am Staffelberg

Staffelberg-Oppidum: Rekonstruktion des Oppidum aus der Vogelperspektive. Visualisierung: Link3D
Staffelberg-Oppidum: Rekonstruktion des Oppidum aus der Vogelperspektive. Visualisierung: Link3D

Tagung „Archäo­lo­gie in Ober- und Unter­fran­ken“ – Schä­del zur Begrü­ßung – vir­tu­el­le Rekon­struk­tio­nen des Kelt­en­tors sind fertig

Virtuelle Rekonstruktion des Staffelberger Westtors.  Visualisierung: Link3D

Vir­tu­el­le Rekon­struk­ti­on des Staf­fel­ber­ger West­tors.
Visua­li­sie­rung: Link3D

Die her­aus­ra­gen­den Ergeb­nis­se der aktu­el­len Aus­gra­bung am Staf­fel­berg wer­den nun öffent­lich vor­ge­stellt, etwa die älte­ste bekann­te Stra­ße Bay­erns samt vor­zeit­li­cher Fuß­spur Die­ses Bau­werk muss selbst die Kel­ten vor mehr als 2000 Jah­ren in Stau­nen ver­setzt haben: Mau­ern so hoch wie zwei­ein­halb Män­ner mün­den in einen fast drei­mal so hohen Turm. Mehr als 30 mensch­li­che Schä­del schmück­ten den Orts­ein­gang. Nie zuvor konn­te ein kel­ti­sches Stadt­tor so detail­liert doku­men­tiert wer­den wie das auf dem frän­ki­schen Staf­fel­berg – auch dank der soge­nann­ten Struc­tu­re-from-Moti­on-Tech­nik, die eine prä­zi­se vir­tu­el­le 3D-Rekon­struk­ti­on ermög­licht. Grund­la­ge ist die 2018 bis 2019 durch­ge­führ­te Gra­bung des Land­krei­ses Lich­ten­fels, die vom Baye­ri­schen Lan­des­amt für Denk­mal­pfle­ge fach­lich beglei­tet wur­de. Die Ergeb­nis­se wer­den nun öffent­lich präsentiert:

  • am 7. und 8. Mai auf der Tagung „Archäo­lo­gie in Ober- und Unterfranken“
  • in der Adam-Rie­se-Hal­le, St.-Georg-Straße 12, 96231 Bad Staffelstein
  • Anmel­dung online, Pro­gramm und Infos unter https://​www​.blfd​.bay​ern​.de

Bis zum 5. Mai kön­nen sich alle Inter­es­sier­ten noch anmel­den. Die Teil­nah­me ist kostenfrei.

Die Fun­de am Tor, das zwi­schen 130 bis 40 vor Chri­stus von Westen ins Oppi­dum „Menos­ga­da“ führ­te, sind tat­säch­lich außer­ge­wöhn­lich: Zu Tage kamen die älte­ste bekann­te, noch genutz­te, künst­lich befe­stig­te Stra­ße Bay­erns und ein kel­ti­scher Fuß­ab­druck, der wohl von einem Bau­ar­bei­ter stammt. Ein­ma­lig ist der gute Zustand der Mau­er­re­ste im Erd­reich, die teils noch bis zu einer Höhe von 1,2 Meter erhal­ten waren. Die Archäo­lo­gen stie­ßen zudem auf Frag­men­te von min­de­stens 30 mensch­li­chen Schä­deln, die einst in Nischen in den höl­zer­nen Pfo­sten gesteckt haben dürf­ten – ver­mut­lich Tro­phä­en, die als Opfer­ga­ben für gött­li­chen Bei­stand sor­gen soll­ten. Aus der anti­ken Lite­ra­tur und von ande­ren Fund­stel­len ist zwar bekannt, dass Kel­ten ihre Tore mit Schä­deln bestück­ten, aller­dings nie in so hoher Zahl.

„Alles spricht dafür, dass der Adel, der auf dem Gip­fel­pla­teau des Staf­fel­bergs leb­te, mit die­sem Tor zei­gen woll­te, was er sich lei­sten konn­te. Es ist eine Demon­stra­ti­on sei­nes Reich­tums und des hohen Stands der Tech­nik“, erklärt Dr. Mar­kus Schuß­mann, der die For­schungs­gra­bung am West­tor des Oppi­dums lei­te­te und auf der Tagung am 7. Mai 2022 ab 19 Uhr dar­über berich­ten wird.Nach heu­ti­gem Kennt­nis­stand haben die Bewoh­ne­rin­nen und Bewoh­ner das Oppi­dum wahr­schein­lich selbst in Brand gesteckt, als sie es um 40 vor Chri­stus ver­lie­ßen. Anhand der Spu­ren, die etwa die Fun­da­men­te, das ver­kohl­te Holz des Tores und die eiser­nen Nägel und Beschlag­bän­der im Boden hin­ter­lie­ßen, rekon­stru­ier­ten die Archäo­lo­gen in akri­bi­scher Detek­tiv­ar­beit den mut­maß­li­chen Auf­bau der Anlage.

Gene­ral­kon­ser­va­tor Prof. Mathi­as Pfeil, Lei­ter des Baye­ri­schen Lan­des­am­tes für Denk­mal­pfle­ge, betont: „Das Kelt­en­tor öff­net unse­ren Blick in die vor­christ­li­che Ver­gan­gen­heit. Es ver­rät viel über das Leben der Kel­ten: zum Bei­spiel, dass auf der älte­sten bekann­ten Stra­ße Bay­erns damals Rechts­ver­kehr herrsch­te. Ich bin froh, dass wir die­se wirk­lich her­aus­ra­gen­den Erkennt­nis­se auf unse­rer Tagung vor­stel­len kön­nen.“ „Der Berg der Fran­ken war auch schon für die Kel­ten ein beson­de­rer Flecken Erde. Ich bin dem Kreis­tag von Lich­ten­fels dank­bar, dass wir die­ses groß­ar­ti­ge Aus­gra­bungs-Pro­jekt mit Mit­teln von LEA­DER und der Ober­fran­ken­stif­tung als Land­kreis umset­zen konn­ten“, ergänzt Chri­sti­an Meiß­ner, Land­rat des Land­krei­ses Lichtenfels.

Ver­an­stal­tet wird die Tagung vom Baye­ri­schen und vom Thü­rin­gi­schen Lan­des­amt für Denk­mal­pfle­ge. Die Stadt Bad Staf­fel­stein för­dert sie. 16 Vor­trä­ge zu ver­schie­den­sten The­men der Archäo­lo­gie ste­hen auf dem Pro­gramm: von jün­ger­la­tène­zeit­li­chen Glas­arm­rin­gen über Pro­spek­ti­ons­me­tho­den bis hin zum neu­zeit­li­chen Gal­gen. Eine Exkur­si­on zum Staf­fel­berg ist am 8. Mai um 14.30 Uhr geplant. Das gesam­te Pro­gramm und wei­te­re Infor­ma­tio­nen fin­den Sie auch auf unse­rer Home­page unter www​.blfd​.bay​ern​.de