Lichtenfels/​New York: US-Ame­ri­ka­ni­sches Team doku­men­tier­te Recher­chen des Pro­jekt-Semi­nars am Mera­ni­er-Gym­na­si­um Lichtenfels

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Sneak Pre­view im deut­schen Gene­ral­kon­su­lat in New York: Film über „13 Füh­rer­schei­ne – Drei­zehn jüdi­sche Schicksale“

Emmy-Preis­trä­ger Mark Raker mach­te Film­auf­nah­men im Landkreis

„Dass es für den Doku­men­tar­film über das Pro­jekt ‚13 Füh­rer­schei­ne – Drei­zehn jüdi­sche Schick­sa­le‘ am 27. April 2022 einen Sneak Pre­view im Deut­schen Gene­ral­kon­su­lat in New York gibt, ist eine her­aus­ra­gen­de Wür­di­gung“, freut sich Land­rat Chri­sti­an Meiß­ner. Die Initia­ti­ve zu dem Film ging vom Deut­schen Gene­ral­kon­su­lat in New York aus. So kam es, dass im ver­gan­ge­nen Som­mer ein US-ame­ri­ka­ni­sches Film-Team mit Ryoya Terao an der Spit­ze die Recher­chen des Pro­jekt-Semi­nars am Mera­ni­er-Gym­na­si­ums Lich­ten­fels doku­men­tier­te. Nun wird der fast fer­ti­ge Film erst­mals vor klei­nem aus­ge­wähl­tem Publi­kum im Rah­men der Ver­an­stal­tung unter dem Titel „13 Driver’s licen­ces – A jour­ney of Dis­o­very, Reflec­tion and Recon­ci­lia­ti­on“ zu sehen sein.

Eine rich­ti­ge Pre­miè­re wird es noch nicht sein, weil noch eine ent­schei­den­de Sze­ne fehlt, erläu­tert Pro­fes­so­rin Eli­sa­beth Gareis, gebür­ti­ge Lich­ten­fel­se­rin. Sie hat mit Lisa Sal­ko, der Enke­lin von Sig­mund Marx, einem der ein­sti­gen Füh­rer­schein­in­ha­ber, das Film-Pro­jekt sozu­sa­gen „in die Wege geleitet”.

Lisa Sal­ko hat nach ihrem Besuch in Lich­ten­fels in den Ver­ei­nig­ten Staa­ten von Ame­ri­ka über das Pro­jekt eine Rei­he von Vor­trä­gen gehal­ten. Auf ihr Enga­ge­ment hin wur­de und wird die Aus­stel­lung „13 Füh­rer­schei­ne“ an vie­len Orten in den USA prä­sen­tiert. Lisa Sal­ko selbst hat dazu in den ver­gan­ge­nen Jah­ren eine Viel­zahl von Vor­trä­gen gehal­ten und gibt wei­ter­hin wel­che. Unter ande­rem war die Aus­stel­lung im Muse­um of Jewish Heri­ta­ge in New York City zu sehen. Nun wird sie im Gene­ral­kon­su­lat spre­chen und dabei gefilmt. Die­se Sze­ne wird mit in den Film eingebaut.

Über ihre Beweg­grün­de, das Pro­jekt in den USA publik zu machen sagt, Lisa Sal­ko: „Im Novem­ber 2018 habe ich dem Lei­ter des P‑Seminars, Man­fred Brösam­le-Lam­brecht, und den an die­sem außer­ge­wöhn­li­chen For­schungs­pro­jekt betei­lig­ten Schü­le­rin­nen und Schü­lern ver­spro­chen, einen Weg zu fin­den, die Geschich­te der ‚13 Füh­rer­schei­ne’ in den Ver­ei­nig­ten Staa­ten zu erzäh­len. Ange­sichts des ste­ti­gen Anstiegs von Anti­se­mi­tis­mus, Hass­ver­bre­chen, Holo­caust-Leug­nung und ‑ver­zer­rung in den Ver­ei­nig­ten Staa­ten (und in der gan­zen Welt) bin ich fest ent­schlos­sen, ande­re durch die Erfah­rung der ‚13 Füh­rer­schei­ne’ auf­zu­klä­ren, damit sich die Geschich­te nicht wie­der­holt. Ich bin sehr stolz dar­auf, mit dem Deut­schen Gene­ral­kon­su­lat New York und einem nam­haf­ten Film-Team zusam­men­ge­ar­bei­tet zu haben, um die­sen bedeu­tungs­vol­len Film umzu­set­zen. Beson­ders stolz bin ich dar­auf, in Lich­ten­fels Leu­te getrof­fen zu haben, die auf­recht sind und nicht weg­schau­en und die in ihrem Umfeld das kol­lek­ti­ve Bewusst­sein zur Holo­caust-Auf­klä­rung, der Tole­ranz und des Geden­kens geweckt haben“.

Land­rat Chri­sti­an Meiß­ner unter­streicht: „Wir sind enorm stolz, was die jun­gen Leu­te aus unse­rem Land­kreis mit ihrem P‑Seminar „13 Füh­rer­schei­ne – Drei­zehn jüdi­sche Schick­sa­le“ seit 2018 bewe­gen. Dass nun dar­aus ein Doku­men­tar­film ent­stan­den ist und dass er im Gene­ral­kon­su­lat in New York gezeigt wird, ist noch­mals eine neue Dimen­si­on. Unser gro­ßer Dank gilt Lisa Sal­ko, Pro­fes­sor Eli­sa­beth Gareis und ihrem Mann Ryoya Terao für ihr groß­ar­ti­ges Enga­ge­ment, die­ses Pro­jekt umzusetzen.“

Im ver­gan­ge­nen Som­mer emp­fing der Land­rat das Film­team aus den Ver­ei­nig­ten Staa­ten und Pro­fes­so­rin Eli­sa­beth Gareis im Land­rats­amt. Die gebür­ti­ge Lich­ten­fel­se­rin lebt seit 1994 in New York und lehrt dort am Baruch Col­lege. Ihr Ehe­mann, Ryoya Terao, wie­der­um ist Doku­men­tar­fil­me­ma­cher und Asso­cia­te Pro­fes­sor of Video Pro­duc­tion am Depart­ment of Enter­tain­ment Tech­no­lo­gy am New York City Col­lege of Tech­no­lo­gy und Regis­seur bei dem Pro­jekt. Die Dreh­ar­bei­ten began­nen im Juni 2021 in New York, vom 30. Juli bis zum 8. August 2021 erfolg­ten sie im Land­kreis Lich­ten­fels. Dazu kam mit Emmy-Preis­trä­ger Mark Raker ein Welt­klas­se-Kame­ra­mann von New York nach Lich­ten­fels, um vor Ort die Auf­nah­men zu machen.

Im Rah­men der Dreh­ar­bei­ten in Deutsch­land wur­den die ehe­ma­li­gen Schü­le­rin­nen und Schü­ler, ihr ehe­ma­li­ger Semi­nar­lei­ter, Stu­di­en­di­rek­tor a.D. Man­fred Brösam­le-Lam­brecht, die Alten­kunst­adter Archi­va­rin Inge Goe­bel (83 Jah­re), und der Lich­ten­fel­ser Zeit­zeu­ge Wal­ter Mais­el (93 Jah­re) inter­viewt. Der nun fast fer­ti­gen kür­ze­ren soll eine län­ge­re Film-Ver­si­on fol­gen. Wei­te­re Auf­nah­men sind für den Som­mer näch­sten Jah­res geplant. Die Koi­n­or-Horst-Mül­ler-Stif­tung unter­stützt das Pro­jekt laut Micha­el Schulz vom Stif­tungs­rat mit einem finan­zi­el­len Bei­trag. Die Stif­tung hat auch das P‑Seminar und die Aus­stel­lung gefördert.

Der Film doku­men­tiert Ent­ste­hung und Trag­wei­te des P‑Seminars „13 Füh­rer­schei­ne – Drei­zehn jüdi­sche Schick­sa­le“ 2018/19 am Mera­ni­er-Gym­na­si­um Lich­ten­fels (MGL). Es ent­stand auf Initia­ti­ve von Land­rat Chri­sti­an Meiß­ner nach einem Zufalls­fund: Im Früh­jahr 2017 war ein alter brau­ner Umschlag, der bei Auf­räum­ar­bei­ten im Rah­men der Digi­ta­li­sie­rung auf­ge­taucht war, auf dem Schreib­tisch von Land­rat Chri­sti­an Meiß­ner gelan­det. Der Inhalt: 13 Füh­rer­schei­ne, die man drei­zehn jüdi­schen Mit­bür­ge­rin­nen und Mit­bür­gern des dama­li­gen Bezirks­am­tes Lich­ten­fels 1938 abge­nom­men hat­te – teils bei deren Emi­gra­ti­on, teils im Zusam­men­hang mit den Novemberpogromen.

„Mei­ne Idee war es, dass man die­se Füh­rer­schei­ne nicht ein­fach dem Staats­ar­chiv zurück­gibt, son­dern dass wir jun­ge Leu­te, Abitu­ri­en­ten, bit­ten, im Rah­men eines P‑Seminars zu unter­su­chen: Wer waren denn eigent­lich die­se Men­schen und wel­che Schick­sa­le hat­ten sie?“, erläu­tert Land­rat Chri­sti­an Meiß­ner. Sein Gedan­ke: „Wir müs­sen uns unse­rer Ver­gan­gen­heit stel­len und die Lokal­ge­schich­te aufarbeiten.“

Der Film „13 Füh­rer­schei­ne“ beschreibt auch die emo­tio­na­le Rei­se der Schü­le­rin­nen und Schü­ler in ein dunk­les Kapi­tel der Ver­gan­gen­heit und was ihre Recher­chen beweg­ten und bewe­gen: „Die Bot­schaft, die das ein­zig­ar­ti­ge Lich­ten­fel­ser Füh­rer­schei­ne-Pro­jekt ver­kör­pert und die der Film ver­brei­ten will, ist die der Hoff­nung und Ver­söh­nung“, beton­ten Pro­fes­sor Eli­sa­beth Gareis und Regis­seur Ryoya Terao beim Emp­fang im Land­rats­amt im ver­gan­ge­nen Jahr.

„Die Inter­views mit den Schü­le­rin­nen und Schü­lern sowie mit Herrn Brösam­le-Lam­brecht machen deut­lich, welch enor­me Trag­wei­te die Ent­schei­dung von Land­rat Meiß­ner im Jahr 2017 und sei­ne Unter­stüt­zung des Pro­jekts haben“, so Eli­sa­beth Gareis. Nie­mand habe bis dato in Deutsch­land eine sol­che Recher­che gemacht. Beein­druckend sei für sie gewe­sen, dass die jun­gen Leu­te auch heu­te, drei Jah­re nach ihrem Abitur durch das Pro­jekt noch immer eng mit­ein­an­der ver­bun­den und enorm enga­giert seien.

Die Pro­fes­so­rin hat „gro­ße Hoff­nung, dass die Fil­me die­se Geschich­te über das Schick­sal jüdi­scher Mit­bür­ge­rin­nen und Mit­bür­ger wäh­rend des NS-Regimes in alle Welt ver­brei­ten und ein Bei­spiel set­zen, nicht nur wie man furcht­ba­re Ereig­nis­se in der Geschich­te auf­ar­bei­ten soll­te, son­dern auch wie man durch das Nach­er­le­ben von Ein­zel­schick­sa­len in der Ver­gan­gen­heit zu tie­fe­rer Empa­thie in der Gegen­wart kom­men kann und durch per­sön­li­che Begeg­nun­gen zwi­schen jüdi­schen und nicht-jüdi­schen Nach­fah­ren und Zeit­ge­nos­sen zu einem Erleb­nis der Ver­söh­nung. Die Fil­me sol­len inspi­rie­ren, Ver­gan­gen­heits­be­wäl­ti­gung krea­tiv anzu­ge­hen, Wun­den zu hei­len und wach und ver­ant­wort­lich Gegen­wart und Zukunft zu gestalten.“

Stu­di­en­di­rek­tor a.D. Man­fred Brösam­le-Lam­brecht meint: „Paul Celan hat das schö­ne Bild der „Fla­schen­post, die an Herz­land treibt“ geprägt. So eine Fla­schen­post war das Pro­jekt ‚13 Füh­rer­schei­ne. Drei­zehn jüdi­sche Schick­sa­le‘. Das ‚Herz­land‘, das waren und sind die Nach­kom­men der jüdi­schen Lich­ten­fel­se­rin­nen und Lich­ten­fel­ser, die den lan­gen Weg nach Deutsch­land nicht gescheut und die Hand zu Ver­zei­hung und Ver­söh­nung aus­ge­streckt haben. Für sie war es eine Begeg­nung auch mit ihrer eige­nen Fami­li­en­ge­schich­te. So wur­de über den Atlan­ti­schen und ande­re Grä­ben hin­weg Freund­schaft mög­lich, wur­den zer­ris­se­ne und zer­stör­te Ver­bin­dun­gen wie­der geknüpft, und zwar auch zwi­schen den Nach­kom­men selbst. Die­se Geschich­te berührt auch Men­schen, die nicht per­sön­lich davon betrof­fen sind. Das Team um Prof. Eli­sa­beth Gareis, Regis­seur Ryoya Terao, Pro­du­cer Vinit Par­mar und Visu­al Direc­tor Mark Raker hat ohne mate­ri­el­le Inter­es­sen und aus­schließ­lich aus Begei­ste­rung für die­se Geschich­te ihre gan­ze Pro­fes­sio­na­li­tät, ihr Kön­nen und ihre Zeit in die­ses Pro­jekt inve­stiert. Man kann ihnen nicht genug danken.“

Land­rat Chri­sti­an Meiß­ner betont: „Selbst­ver­ständ­lich wer­den wir auch bei uns im Land­kreis eine Pre­miè­re machen, wenn der Film fer­tig ist. Was aus den Recher­chen der Schü­le­rin­nen und Schü­ler des P‑Seminars gewor­den ist, ist ein­fach groß­ar­tig: eine ein­zig­ar­ti­ge Aus­stel­lung, die die­se 13 Leben und ihre zum Teil äußerst tra­gi­schen Wege doku­men­tiert. Die jun­gen Leu­te haben es geschafft, 80 Jah­re spä­ter den Namen der Füh­rer­schein­in­ha­ber jeweils ein Gesicht zurück­ge­ge­ben. Sie fan­den Nach­fah­ren auf ver­schie­de­nen Kon­ti­nen­ten und hol­ten die­se nach Lich­ten­fels. Die­se außer­ge­wöhn­li­che Spu­ren­su­che hat den Weg für eine Aus­söh­nung berei­tet und dafür, um Ver­zei­hung für das Gesche­he­ne zu bit­ten. Dass aus den Begeg­nun­gen enge Freund­schaf­ten ent­stan­den sind und wei­ter­hin neue geknüpft wer­den, ist ein­fach wundervoll!“

Die Aus­stel­lung „13 Füh­rer­schei­ne – Drei­zehn jüdi­sche Schick­sa­le“ war am 5. Novem­ber 2018 eröff­net wor­den und deutsch­land- und welt­weit an ver­schie­de­nen Orten zu sehen. Das P‑Seminar fand inter­na­tio­nal gro­ße Beach­tung und wur­de aus­ge­zeich­net mit dem P‑Se­mi­nar-Preis 2019 des Mini­ste­ri­al­be­auf­trag­ten für die Gym­na­si­en Ober­fran­kens und des Baye­ri­schen Mini­ste­ri­ums für Unter­richt und Kul­tus, mit dem BCJ.Bayern-Studienpreis (Ver­ein zur För­de­rung des christ­lich-jüdi­schen Gesprächs in der ELKB (BCJ​.Bay​ern), 1. Platz in der Kate­go­rie Schulen/​P‑Seminare und war Preis­trä­ger des Wett­be­werbs „Aktiv für Demo­kra­tie und Tole­ranz“ 2019 des BfDT (Bünd­nis für Demo­kra­tie und Tole­ranz, gegen Extre­mis­mus und Gewalt) der Bun­des­zen­tra­le für Poli­ti­sche Bildung.


Über das Film­pro­jekt „13 Füh­rer­schei­ne“ – Autorin­nen: Prof. Eli­sa­beth Gareis; Lisa Salko

„Als 2017 im Land­rats­amt 13 Füh­rer­schei­ne ent­deckt wur­den, die 1938 von jüdi­schen Füh­rer­schein­hal­tern kon­fis­ziert wur­den, und als dann Land­rat Meiß­ner anreg­te, dass Schü­ler des Gym­na­si­ums unter Lei­tung ihrer Geschichts­leh­rers Herrn Stu­di­en­di­rek­tor Brösam­le-Lam­brecht die Schick­sa­le die­ser Füh­rer­schein­hal­ter zu erfor­schen, wuss­te nie­mand, wel­che Krei­se die­se inspi­rier­te Ent­schei­dung zie­hen soll­te. Nicht nur fan­den die Schü­ler nach lan­ger Recher­che die Nach­fah­ren der acht über­le­ben­den Füh­rer­schein­hal­ter, eini­ge der Nach­fah­ren rei­sten 2018 aus Argen­ti­ni­en und den USA nach Lich­ten­fels, um die Füh­rer­schei­ne zurück­zu­er­hal­ten. Mitt­ler­wei­le haben Schü­ler und Nach­fah­ren Freund­schaf­ten geschlos­sen, die Zeug­nis dafür sind, dass man durch Erkun­dung und Refle­xi­on über Ein­zel­schick­sa­le nicht nur einen tie­fen Ein­blick in die Geschich­te bekom­men, son­dern auch das viel­leicht höch­ste Gut errei­chen kann, das nach einer furcht­ba­ren Ver­gan­gen­heit mög­lich ist: Ver­söh­nung. Die Geschich­te der 13 Füh­rer­schei­ne ist eine Geschich­te über ver­ant­wor­tungs­vol­le Ver­gan­gen­heits­be­wäl­ti­gung, über die mensch­li­che Ver­bin­dung und über die Hoffnung.

Lisa Sal­ko, die Enke­lin von Sig­mund Marx (der in den 1930er Jah­ren in Lich­ten­fels mit sei­nem Bru­der ein Fell­ge­schäft führ­te) war von ihrem Besuch in Lich­ten­fels und der Begeg­nung mit Land­rat Meiß­ner, Stu­di­en­di­rek­tor Brösam­le-Lam­brecht, den Schü­lern und ande­ren Lich­ten­fels­ern so tief bewegt, dass sie zurück in New York ent­schloss, die bemer­kens­wer­te Geschich­te im gro­ßen Rah­men zu erzäh­len. Sie trat mit dem Holo­caust & Human Rights Edu­ca­ti­on Cen­ter in White Plains, NY, in Kon­takt, des­sen Mis­si­on es ist, das Leh­ren zum Holo­caust und das Recht der Men­schen auf wür­de­vol­le und respekt­vol­le Behand­lung zu ver­bes­sern. Sie ist auch stol­zes Mit­glied des Gene­ra­ti­ons-For­ward Pro­gramms, das Kin­der und Enkel von Holo­caust-Über­le­ben­den umfasst. Als „Erin­ne­rungs­wär­ter“ teilt sie jetzt die Geschich­te ihrer Fami­lie, die sie, da ihr Groß­va­ter nichts aus der ver­gan­ge­nen Zeit erzähl­te, erst durch das 13-Füh­rer­schei­ne-Pro­jekt ken­nen­lern­te, und ihre posi­ti­ven Erfah­run­gen in Lich­ten­fels durch Vor­trä­ge in Syn­ago­gen und Bil­dungs­ein­rich­tun­gen in den USA mit.

So hat­te Lisa auch die gro­ße Ehre, ihren Vor­trag im Febru­ar 2020 im Muse­um of Jewish Heri­ta­ge in New York City zu prä­sen­tie­ren. Das Muse­um ist ein leben­di­ges Denk­mal für die­je­ni­gen, die im Holo­caust umge­kom­men sind. Die Ver­an­stal­tung im Muse­um wur­de vom Deut­schen Gene­ral­kon­su­lat New York gespon­sert. Anwe­send waren Gene­ral­kon­sul David Gill und Kon­sul Hei­ko Schwarz, Lei­ter der Poli­ti­schen Abtei­lung. Nach­dem sie den Vor­trag gehört hat­ten, waren sie sehr bewegt von Lisas Geschich­te und der unglaub­li­chen Arbeit, die in Lich­ten­fels im Namen der Erin­ne­rung gelei­stet wird. Kurz danach wand­ten sich Kon­sul Schwarz, zusam­men mit Kon­sul Chri­sti­an Res­ing (Pres­se und Public Affairs), an Lisa mit dem Vor­schlag, ein Video zu erstel­len, das über die Web­site des Kon­su­lats und über ihre Social-Media-Platt­for­men in ihr öffent­li­ches Diplo­ma­tie­pro­gramm auf­ge­nom­men wer­den würde.

Die frü­he­ren Schü­ler und ihr Leh­rer, die der Fokus des Vide­os sein soll­ten, sag­ten ent­hua­si­a­stisch zu. Nach­dem Lisa wuss­te, dass die frü­he­ren Schü­ler bereit waren, mit­zu­ma­chen, muss­te sie einen Weg fin­den, die­ses Pro­jekt von Lich­ten­fels aus zu mana­gen. Die Hin­der­nis­se waren zunächst ent­mu­ti­gend: zwei Kon­ti­nen­te, ein Zeit­un­ter­schied von sechs Stun­den, die Pan­de­mie und ein welt­wei­ter Lock­down. Sie brauch­te jemand, der Lich­ten­fels und die Geschich­te gut kann­te und Zugang zur Film­bran­che hatte.

Wie so oft im Leben die­ses Pro­jekts zeich­ne­te sich, wie durch Zufall, eine Lösung ab. Eli­sa­beth Gareis, eine gebür­ti­ge Lich­ten­fel­se­rin, die als Pro­fes­so­rin am Baruch Col­lege (City Uni­ver­si­ty of New York) tätig ist und dort inter­kul­tu­rel­le Kom­mu­ni­ka­ti­on unter­rich­tet, hat­te einen von Lisas Vor­trä­gen im Herbst 2019 besucht und sich Lisa vor­ge­stellt. Fas­zi­niert und tief berührt vom The­ma kam sie danach noch auf zwei wei­te­re Vor­trä­ge mit Freun­den und Kol­le­gen. Lisa und Eli­sa­beth wur­den schnell Freunde.

Eli­sa­beth und ihr Mann, Ryoya Terao (ein Doku­men­tar­fil­me­ma­cher und Asso­cia­te Pro­fes­sor of Video Pro­duc­tion am Depart­ment of Enter­tain­ment Tech­no­lo­gy am New York City Col­lege of Tech­no­lo­gy) waren seit Juni 2020 in Lich­ten­fels um sich um Eli­sa­beths betag­te Mut­ter zu küm­mern. Die Pan­de­mie erlaub­te es ihnen online zu unter­rich­ten. Auf Eli­sa­beth und ihren Mann zuzu­ge­hen, fühl­te sich für Lisa wie eine per­fek­te Pass­form an. Ohne zu zögern sag­ten bei­de begei­stert zu. Zusam­men mit Lisa began­nen sie mit dem Auf­bau eines Pro­duk­ti­ons­teams. Ryoya wür­de als Regis­seur für das Video die­nen und Eli­sa­beth als Asso­cia­te Pro­du­cer. Dazu kam Vinit Par­mar (ein Film­part­ner von Herrn Terao und Asso­cia­te Pro­fes­sor of Film am Brook­lyn Col­lege, der­zeit in Ber­lin ansäs­sig) als Pro­du­zent. Lisa fun­giert als Consultant.

Nach unzäh­li­gen Zoom-Mee­tings unter­ein­an­der und mit den Kon­su­len Schwarz und Res­ing nahm das Video­pro­jekt Gestalt an und wur­de „zum Leben erweckt“. Das Team ent­wickel­te The­men und Fra­gen, die mit den frü­he­ren Schü­lern und ihrem Leh­rer abge­deckt wer­den soll­ten und berei­te­te sich auf die Dreh­ar­bei­ten vor.

Sechs kur­ze Mona­te spä­ter began­nen die Dreh­ar­bei­ten im Juni 2021 in New York, wo Lisa Sal­ko (Enke­lin von Sig­mund Marx), Inge Stan­ton, 91 (Toch­ter von Sig­munds Bru­der Alfred Marx) und Wer­ner Nass, 89 (Enkel von Man­fred Goldmeier)–allesamt Lich­ten­fel­ser Führerscheininhaber–interviewt wur­den. Inge Stan­ton war im Novem­ber 1938 ein 9‑jähriges Kind und hat die Schrecken der Novem­ber­po­gro­me mit­er­lebt. Wer­ner Nass war 6 Jah­re alt, als er und sei­ne Fami­lie vor den Nazis aus Lich­ten­fels in die USA flo­hen. Die Erin­ne­run­gen und Per­spek­ti­ven von Inge und Wer­ner als Holo­caust-Über­le­ben­de waren für das Doku­men­tar­pro­jekt von unschätz­ba­rem Wert.

In Lich­ten­fels fand die Pro­duk­ti­on vom 30. Juli bis 8. August 2021 statt. Für die Dreh­ar­bei­ten kam ein Welt­klas­se Kame­ra­mann, Mark Raker, von New York nach Lich­ten­fels, um die Schü­ler und ihren ehe­ma­li­gen Leh­rer, sowie die Archi­va­rin Frau Goe­bel, 83, in Alten­kunst­adt und den Lich­ten­fel­ser Zeit­zeu­gen Wal­ter Mais­el, 93, zu interviewen.

Das Video „13 Füh­rer­schei­ne“ soll an den Holo­caust erin­nern und zugleich zei­gen, wie mensch­li­che Ver­bin­dun­gen Leben und Wahr­neh­mun­gen über Kon­ti­nen­te und Zeit hin­weg tief­grei­fend ver­än­dern kön­nen. Die Bot­schaft, die das ein­zig­ar­ti­ge Lich­ten­fel­ser Füh­rer­schei­ne-Pro­jekt ver­kör­pert und die das Video ver­brei­ten will, ist die der Hoff­nung und Versöhnung.