Main­fran­kens flie­gen­de Schät­ze: Orto­lan und Wiesenweihe

Hun­de anlei­nen schützt sel­te­ne Feld­vö­gel – LBV-Arten­hilfs­pro­gram­me unter­stüt­zen bedroh­te Vogelarten

In der main­frän­ki­schen Agrar­land­schaft leben zwei wert­vol­le Schät­ze: der Orto­lan und die Wie­sen­wei­he. Die­se bei­de Vogel­ar­ten keh­ren jetzt aus den afri­ka­ni­schen Über­win­te­rungs­ge­bie­ten nach Unter­fran­ken zum Brü­ten zurück. Die Popu­la­ti­on des Ortolans in Main­fran­ken ist die letz­te im gesam­ten süd­deut­schen Raum. Der etwa sper­lings­gro­ße Sing­vo­gel ist in Bay­ern vom Aus­ster­ben bedroht. „Neben dem Orto­lan brü­tet auch die Wie­sen­wei­he auf main­frän­ki­schen Wie­sen und Fel­dern. In Bay­ern sind die Bestands­zah­len aktu­ell sta­bil, aller­dings ist das Über­le­ben des Greif­vo­gels nur durch hoch­in­ten­si­ve Schutz­maß­nah­men mög­lich“, sagt Chri­stoph Sai­le, LBV-Pro­jekt­lei­ter im Arten­hilfs­pro­gramm Wie­sen­wei­he. Für bei­de Vogel­ar­ten koor­di­niert der baye­ri­sche Natur­schutz­ver­band LBV Arten­hilfs­pro­gram­me, in denen zusam­men mit Land­wir­ten und vie­len Ehren­amt­li­chen die­se Sel­ten­hei­ten geschützt werden.

Wäh­rend der Brut­zeit von Mit­te April bis Ende Juli reagie­ren bei­de Vogel­ar­ten sehr sen­si­bel auf Stö­run­gen. Der Orto­lan brü­tet am Boden auf nicht zu dicht bewach­se­nen Getrei­de­fel­dern. In unmit­tel­ba­rer Nähe zum Brut­platz stimmt der Vogel auf einer Sing­war­te sei­nen unver­wech­sel­ba­ren, frän­ki­schen Gesang an und über­wacht sein Nest. „Schon ein län­ge­res Ver­wei­len unter sei­ner Sing­war­te kann der Orto­lan als Stö­rung wahr­neh­men“, erklärt die LBV-Pro­jekt­lei­te­rin im Arten­hilfs­pro­gramm Orto­lan Dag­mar Kob­be­lo­er. Des­halb bit­tet der LBV, Rück­sicht auf die Vögel zu neh­men und sin­gen­de, jagen­de oder auf dem Boden sit­zen­de Vögel stets mit aus­rei­chend Abstand zu beobachten.

Beson­ders frei­lau­fen­de Hun­de sind für boden­brü­ten­de Vögel, wie Orto­lan und Wie­sen­wei­he, ein Pro­blem. Schnell stö­bern die Vier­bei­ner mit ihrer guten Nase ein Gele­ge auf und die brü­ten­den Weib­chen wer­den auf­ge­scheucht. „Star­ke Stö­run­gen kön­nen zur Auf­ga­be des Gele­ges füh­ren. Selbst wenn die Weib­chen zurück­keh­ren und wei­ter­brü­ten, ver­lie­ren sie durch die Stö­rung viel Ener­gie. Auch die Eier oder geschlüpf­te Jung­vö­gel kön­nen aus­küh­len und dadurch Scha­den neh­men“, so Chri­stoph Sai­le. Mit vier­bei­ni­ger Beglei­tung soll­te jede und jeder des­halb auf den Wegen blei­ben. „Für unse­re main­frän­ki­schen Schät­ze zählt jedes ein­zel­ne Gele­ge, damit die Bestän­de erhal­ten blei­ben“, sagt der LBV-Bio­lo­ge wei­ter. Rück­sichts­vol­les Spa­zier­ge­hen hilft auch vie­len ande­ren sel­te­nen Vögeln der Agrar­land­schaft, wie Grau­am­mer, Feld­ler­che oder Kiebitz.

Der Orto­lan: sel­te­ner Langstreckenzieher

Mit einem Gewicht von gera­de ein­mal 20 Gramm und weni­ger als 30 Zen­ti­me­tern Flü­gel­spann­wei­te legt der Orto­lan zwei­mal im Jahr eine Rei­se von mehr als 4.000 Kilo­me­tern zurück. Er über­win­tert im Sene­gal, in Gam­bia oder Gui­nea. Dort ver­bringt er etwa fünf Mona­te, bevor er jähr­lich für eine ein­zi­ge Brut zurück in die euro­päi­schen Brut­ge­bie­te zieht. „Für die Nah­rungs­su­che ist der Orto­lan auf Flä­chen mit hoher Struk­tur­viel­falt, wie Hecken­strei­fen, Blüh­flä­chen, unver­sie­gel­te Feld­we­ge, exten­si­ves Acker­land oder Streu­obst­flä­chen, ange­wie­sen. Doch wegen der zuneh­men­den Inten­si­vie­rung der Land­wirt­schaft fin­det er kaum noch geeig­ne­te Brut­ge­bie­te vor“, sagt die LBV-Orto­lan-Exper­tin Dag­mar Kob­be­lo­er. Der Orto­lan kommt in Bay­ern mit ins­ge­samt etwa 100 Brut­paa­ren nur noch in den Land­krei­sen Schwein­furt, Kit­zin­gen, Würz­burg und Neu­stadt an der Aisch vor.

Die Wie­sen­wei­he: ele­gan­ter Flugkünstler

Auch die Wie­sen­wei­he ist nun auf Part­ner­su­che, um dem­nächst mit der Brut zu begin­nen. „Die Balz­flü­ge der Männ­chen sind wah­re Show-Ein­la­gen! Aus gro­ßer Höhe las­sen sich die Männ­chen tau­melnd Rich­tung Boden fal­len und fan­gen sich erst im letz­ten Moment, um direkt wie­der auf­zu­stei­gen“, sagt Chri­stoph Sai­le. Mit nur rund 300 Gramm Kör­per­ge­wicht und einer Flü­gel­spann­wei­te von bis zu 116 Zen­ti­me­tern ist die Wie­sen­wei­he sehr wen­dig und zählt zu den ele­gan­te­sten Greif­vö­geln über­haupt. In den 1990er Jah­ren stand sie in Bay­ern schon ein­mal kurz vor dem Aus­ster­ben. Durch die land­wirt­schaft­li­che Inten­si­vie­rung ver­schwand zuneh­mend ihr Lebens­raum in feuch­ten Wie­sen und Flach­moo­ren. Doch die Wie­sen­wei­he schaff­te es, sich ein neu­es Brut­ge­biet in Getrei­de­fel­dern zu erschlie­ßen. Seit über 20 Jah­ren suchen ehren­amt­li­che Artenschützer*innen die Nest­stand­or­te im Feld auf, sodass die Land­wir­te bei der Ern­te Rest­flä­chen um die Nester aus­spa­ren kön­nen und die noch flug­un­fä­hi­gen Jung­vö­gel geschützt sind.

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