Land­kreis Lich­ten­fels: Ler­nen mit Kopf, Hand und Herz – Jugend­zen­trum star­tet neu­es Waldprojekt

Der Wald besitzt seit jeher einen enor­men Stel­len­wert. Er bie­tet nicht nur Lebens­raum für Tie­re und Pflan­zen, son­dern dient auch dem Kli­ma­schutz und unse­rer Erho­lung. Aus Respekt vor dem Wald als Öko­sy­stem ver­legt das Jugend­zen­trum (JUZ) Lich­ten­fels künf­tig einen Teil sei­ner Arbeit genau dorthin.

In den ver­gan­ge­nen Jahr­zehn­ten hat sich der Bezug des Men­schen und sein Ver­hält­nis zur Natur stark gewan­delt. Bedingt durch Tech­ni­sie­rung und Digi­ta­li­sie­rung fin­den deut­lich weni­ger Natur­er­leb­nis­se statt als sie die Gene­ra­tio­nen vor uns auf­wei­sen konn­ten. Und auch die Coro­na-Pan­de­mie hat in den letz­ten zwei Jah­ren die Ent­frem­dung zur Natur wei­ter begün­stigt. Die Annah­me, Men­schen ver­bräch­ten ihre Frei­zeit als Aus­gleich zum Home-Office wie­der ver­mehrt an der fri­schen Luft, bewahr­hei­te­ten sich nach Ansicht der JUZ-Ver­ant­wort­li­chen nicht. Dabei sei genau die­ser Aus­gleich essen­zi­ell für das Wohl­be­fin­den und die kör­per­li­che und gei­sti­ge Gesund­heit. Kin­der und Jugend­li­che haben die Schat­ten­sei­ten von Coro­na durch die ein­ge­schränk­te Frei­zeit­ge­stal­tung viel­leicht am stärk­sten erfah­ren müs­sen: Sport­ver­bo­te und Ein­schrän­kun­gen im Ver­eins­we­sen sowie der schlei­chen­de Weg­fall sozia­ler Kon­tak­te auf der einen wie auch ein durch Distanz­un­ter­richt und Home-Schoo­ling ein­ge­lei­te­ter gestei­ger­ter Medi­en­kon­sum auf der ande­ren Sei­te haben dazu bei­getra­gen, dass The­men wie Über­ge­wicht, Hal­tungs­pro­ble­me, Kon­zen­tra­ti­ons­schwie­rig­kei­ten, Reiz­bar­keit bis hin zu ernst­haf­ten see­li­schen Erkran­kun­gen Kin­der­ärz­te Alarm schla­gen lassen.

Natur­be­zug mit allen Sinnen

Mit den gelocker­ten Coro­na-Rege­lun­gen und dem wei­test­ge­hen­den Weg­fall von prä­ven­ti­ven Maß­nah­men rufen die Päd­ago­gen des JUZ Lich­ten­fels nun ein neu­es Pro­jekt aus, das Kin­der und Jugend­li­che weg vom digi­ta­len Raum brin­gen soll. „Der Man­gel an Natur­er­leb­nis­sen, der durch die Coro­na-Iso­la­ti­on wei­ter zuge­nom­men hat, steht nicht sel­ten in direk­tem Zusam­men­hang mit kind­li­chen Ent­wick­lungs­de­fi­zi­ten“, weiß Edu­ard Zif­le, Initia­tor des Pro­jekts und einer der Lei­ter des Jugend­zen­trums. „Ziel unse­res Wald­pro­jekts ist die Wie­der­her­stel­lung eines Natur­be­zugs mit allen Sin­nen. Kin­der ler­nen vor allem durch Bewe­gung und neh­men die Welt nicht nur über das Den­ken wahr. Je mehr Mög­lich­kei­ten bestehen, desto grö­ßer ist das Lern­ver­gnü­gen – und desto aus­ge­gli­che­ner auch die Psy­che eines Her­an­wach­sen­den“, zeigt Zif­le wei­ter auf. Sozia­le Kon­tak­te sei­en außer­dem wich­tig für die gei­sti­ge Rei­fung und Ent­wick­lung. Im Wald wür­den alle Sin­ne ange­spro­chen, sodass von einer ganz­heit­li­chen För­de­rung gespro­chen wer­den könne.

Das Jugend­zen­trum Lich­ten­fels ver­folgt mit sei­nem neu­en Wald­pro­jekt einen Bil­dungs- und Auf­klä­rungs­auf­trag. Durch die Bereit­stel­lung the­men­be­zo­ge­ner Inhal­te, durch Wis­sens­ver­mitt­lung und Kom­pe­ten­zen sowie durch Work­shops im Wald soll den Kin­dern der Ein­stieg in die Aus­ein­an­der­set­zung mit der Natur erleich­tert wer­den: Wie ver­än­dern sich Tie­re und Pflan­zen mit den Jah­res­zei­ten? Wel­che Tie­re zei­gen sich in der Däm­me­rung? Wie fühlt sich Moos an? Wel­che Lau­te sind im Wald zu hören? Wonach schmeckt Sau­er­amp­fer und was gilt es beim Ver­zehr von Pil­zen zu beach­ten? Dies sind unter ande­rem Fra­gen, die Edu­ard Zif­le – selbst Natur­lieb­ha­ber, pas­sio­nier­ter Wan­de­rer und Ang­ler – inter­es­sier­ten Kin­dern und Jugend­li­chen im 14-tägi­gen Rhyth­mus in sei­nen Work­shops beant­wor­ten möch­te. Die Stadt Lich­ten­fels bie­tet zu die­sem Zweck drei unter­schied­li­che Wald­stücke als Bege­hungs­ort. „Wir möch­ten dort eine Art ‚Wald­klas­sen­zim­mer‘ bau­en – mit Lager­cha­rak­ter. Hier wer­den wir unter ande­rem ver­schie­de­ne Pra­xis-Skills ver­mit­teln, bei­spiels­wei­se wie man ein Lager unter frei­em Him­mel baut oder Kno­ten­kun­de.“ Ver­stär­kung holt sich Edu­ard Zif­le, der im näch­sten Jahr sei­ne Zusatz­qua­li­fi­ka­ti­on als Erleb­nis­päd­ago­ge abge­schlos­sen haben wird, von För­ster Flo­ri­an Schul­te von der Baye­ri­schen Forst­ver­wal­tung, der unter ande­rem den Stadt­wald Lich­ten­fels betreut. Die­ser steht dem Jugend­zen­trum als Refe­rent für die unter­schied­lich­sten The­men zur Seite.

Das Pro­jekt rich­tet sich an Kin­der und Jugend­li­che ab zwölf Jah­ren und fin­det erst­ma­lig am Frei­tag, 29. April 2022, um 15 Uhr statt. Treff­punkt ist das Jugend­zen­trum in Lich­ten­fels, Köste­ner Stra­ße 6. Ver­bind­li­che Anmel­dun­gen nimmt das Jugend­zen­trum unter der Ruf­num­mer 09571/795890 oder via E‑Mail an juz-​lichtenfels@​gmx.​de entgegen.