1. Shôtôkan–Karate–Zentrum Forchheim: 6. Dan für Silvia Schnabel

Silvia Schnabel mit den Prüfern (v.l.) Bernd Milner (Bochum, 9. Dan), Roland Lowinger (Lauben, 9. Dan) und Gastgeber Gunar Weichert (Mendig, 8. Dan)
Silvia Schnabel mit den Prüfern (v.l.) Bernd Milner (Bochum, 9. Dan), Roland Lowinger (Lauben, 9. Dan) und Gastgeber Gunar Weichert (Mendig, 8. Dan)

40 Jahre nach ihrer Schwarzgurtprüfung, 30 Jahre nach dem Gewinn des Europameistertitels und elf Jahre nach ihrer letzten Gürtelprüfung stellte sich Silvia Schnabel (1. Shôtôkan – Karate – Zentrum Forchheim e.V.) dem seltenen hohen Meisterexamen zum 6. Dan Shôtôkan (Meisterstufe), was kaum mehr als eine Handvoll Frauen im Deutschen Karate Verband DKV überhaupt versucht hatten. Die erste Hürde bestand schon einmal darin, die Genehmigung zur Prüfung überhaupt zu erlangen: Alle Stilrichtungsreferenten der Bundesländer müssen rund ein Jahr vor der nur zweimal jährlich stattfindenden Prüfung einem Antrag mit Karate – Lebenslauf zustimmen. Allein mit ihren Wettkampferfolgen aus elf Jahren Nationalmannschaftszugehörigkeit, darunter sechs Deutschen Meistertiteln im Einzel, überzeugte die gebürtige Forchheimerin, die mittlerweile seit Jahren ehrenamtlich als Physiotherapeutin auch das Karatenationalteam begleitet, in wenigen Tagen z.B. zur Europameisterschaft nach Gaziantep (Türkei).

Gerademal sieben Bewerber – neben Silvia mit Ulrike Maaß (Verden, Niedersachsen) eine weitere Frau – stellten sich dem Gremium, besetzt mit den höchstgraduierten Karateka Deutschlands, darunter Bernd Milner (9. Dan) aus Bochum und dem Weltkampfrichterreferenten Roland Lowinger (Lauben / Bayern), ebenfalls 9. Dan. Wie anspruchsvoll die Prüfung in Mendig (Rheinland – Pfalz) beweist die Dauer von über drei Stunden.

Die Anforderungen zum 6. Meistergrad (Rokudan) gelten als besonders schwierig, da die gesamte Bandbreite der Stilrichtung abgefordert wird: So müssen u.a. sechs Grundschulkombinationen (Kihon) „auf Zuruf“ der Prüfer, also aus dem Stegreif vorgeführt und anschießend sofort in Selbstverteidigungsbeispielen angewandt werden – Stolperstein für zahlreiche Bewerber, da unvorhersehbar. Im Bereich der „Kata“ kann aus den 27 festgeschriebenen Formenläufen der Stilart jede unangekündigt abgerufen werden, zwei müssen Prüflinge zusätzlich selbst wählen und nach der Vorführung in der Anwendung „Bunkai“ mit Partner analysieren. Partnerübungen – möglich sind alle Varianten bis zum wettkampfgleichen Freikampf – runden die Prüfung ab.
Umso erfreulicher das einstimmige Urteil des Prüfungsgremiums, Silvia zum 6. Dan zu graduieren und gratulieren.

Die Krankengymnastin in eigener Praxis, längst als Trainerin bis in den internationalen Bereich tätig, zählt nun zu den ohnehin seltenen Großmeistern der Stilart Shôtôkan – nach außen sichtbar an dem ab dem 6. Dan zugesprochenen rot – weißen Gürtel, den nicht zu tragen sich die Forchheimerin entschieden hat, denn „Was Du für den Gipfel hältst, ist nur eine Stufe“: Der schwarze Karategürtel (Kuro Obi) wird folglich weiterhin angelegt – wie seit 1982, als sie mit gerade 19 Jahren ihre Meisterprüfung bestand. Mit Silvia Schnabel und Ehemann Oliver (7.Dan) kommt nun das höchstgraduierte Karate – Ehepaar des Deutschen Karate Verbandes DKV aus Forchheim.

Oliver Schnabel