Bamberger CariThek hielt Online-Seminar „Jung und Alt gemeinsam im Verein“

Werte und Bedürfnisse der einzelnen Generationen beachten

„Es ist nicht eine Frage des Alters, sondern der Offenheit.“ Bei einer vom Bamberger Freiwilligenzentrum CariThek als Videokonferenz angebotenen Fortbildung gab Ursula Erb Antworten auf die Frage, wie sich „Jung und Alt gemeinsam im Verein“ engagieren können.

80 Prozent aller Vereine haben einer Umfrage zufolge das Problem, neue Engagierte zu finden. Und oft wird geklagt, die Vereine seien überaltert. Dabei bilden nicht, wie oft angenommen, die Über-60-Jährigen die größte Gruppe der Ehrenamtlichen, sondern diejenigen im Alter zwischen 30 und 60, gefolgt von den Jugendlichen. Das liegt aber vor allem an den vielen Sportvereinen und an den Kinder- und Jugendgruppen. In anderen Sparten – bei der Fortbildung gut vertreten waren Gartenbauvereine – werden Jüngere durchaus schmerzlich vermisst.

„Es soll Spaß machen“ ist die Hauptmotivation, damit sich heute Menschen einbringen. Das betonte die Referentin, die als freie Mitarbeiterin für die Landesarbeitsgemeinschaft der Freiwilligenagenturen tätig ist. Daher müsse man die Werte und Bedürfnisse der verschiedenen Generationen kennen.
Jüngere Erwachsene seien stark im Beruf beansprucht und befänden sich dann in der Phase der Familiengründung. Dadurch seien sie stark an ihr Umfeld gebunden und allenfalls für ein lokales Engagement zu gewinnen. Ältere Erwachsene – gerade nach der Pensionierung – wollten das Gefühl haben, gebraucht zu werden, und suchten nach dem Berufsleben neue soziale Kontakte.

Insgesamt schrumpfe das Zeitbudget für ein freiwilliges Engagement, gab Erb zu bedenken. 58 % aller Engagierten wende für ihre Aktivitäten bis zu 2 Stunden in der Woche auf. Von denen, die ihr Ehrenamt aufgegeben haben, taten es 42% aus Zeitmangel. „76% der nicht Engagierten engagieren sich nicht, da sie glauben, zu wenig Zeit dafür zu haben“, so Erb. „Männer geben meist berufliche Gründe an, Frauen Mehrfachbelastung.“

Umgekehrt hätten Vereinsvorstände das Gefühl, für alles zuständig zu sein, berichtete Erb. Andererseits wüssten viele gar nicht, was sie alles leisten.
Erb empfiehlt daher, aufzuschreiben, was konkret zu tun sei. Wichtig sei, Aufgaben genau zu definieren. Dann könne man Aufgaben leichter verteilen. Und man könne Menschen ansprechen für eine konkrete Tätigkeit, die ihnen vielleicht liege.

Außerdem sollten Vorstände von Zeit zu Zeit festhalten, was gut gelaufen ist. „Wir haben die Neigung, uns nur das Negative zu merken und zu jammern“, sagte Erb. Es sei eine Form der Anerkennung, zu sehen, „was wir geschafft haben“.

Vereinen, die neue Engagierte gewinnen wollen, rät Ursula Erb zu Schnupperphasen und zu Tandems, in denen ein älteres Mitglied ein Neumitglied begleitet. Junge Menschen solle man zu zweit für eine Aufgabe einsetzen, damit sie sich unter den Älteren nicht fremd vorkommen. Außerdem brauche es eine Exitstrategie: Wem es nicht gefällt, kann wieder aussteigen. Und nach einer vereinbarten Zeit kann man wieder aufhören. Aus dem Kreis der Teilnehmenden kam dazu der Wunsch nach kurzen Amtszeiten: lieber zwei als vier Jahre.

In der heutigen Zeit gelte es zudem, digitale Möglichkeiten zu nutzen, etwa Gremiensitzungen als Videokonferenz durchzuführen. Eine jüngere Teilnehmerin berichtete dazu die Erfahrung, dass sie die Zusammenarbeit mit Älteren oft als anstrengend erlebe: Diese „versenden noch umständlich E-Mails an einen großen Verteiler, während wir Jungen uns rasch über einen Messenger verständigen.“ Ursula Erb rät dringend dazu, verschiedene Kommunikationskanäle zu bedienen – auch nach außen. „Es ist sinnlos, darüber zu diskutieren, was wir von Instagram halten. Wir müssen gezielt jemanden suchen, der es betreut.“

Das Online-Seminar fand im Rahmen des Vereinsforums statt, bei dem die CariThek Ehrenamtlichen kostenfrei Veranstaltungen zu Fragen der Vereinspraxis anbietet. Mehr Infos dazu auf www.carithek.de/fortbildung/vereinsforum