Coburger Hilfsprojekt: Schatztüten für geflüchtete Kinder und ihre Familien

symbolbild ukraine

Ein privates Hilfsprojekt unterstützt traumatisierte Familien beim Ankommen

„Die Kinder, die im Moment zu uns kommen, haben Schreckliches erlebt und bangen immer noch um ihr Zuhause, ihre Familien und Freunde“, erklärt Julia Tippelt ihre Motivation, sich privat zu engagieren. Neben dem körperlichen Wohl sei es nun wichtig, sich auch um den seelischen Zustand geflüchteter Kinder und ihrer Familien zu sorgen: „Wir möchten ihnen mit unseren Schatztüten einen kleinen Zauber mitgeben, der sie hoffentlich durch diese düstere Zeit zu tragen vermag.“

Wirksamkeit, Verbundenheit und Menschlichkeit sind die Faktoren, die Julia und ihrem Mann Thomas den Antrieb geben, privat ein Hilfsprojekt aufzuziehen. Schon früher haben sich beide in der Flüchtlingsarbeit engagiert. Die Nähe des aktuellen Konfliktes in der Ukraine hat in beiden den Wunsch ausgelöst, schnell und unmittelbar Hilfe zu leisten. An einem Abend ist das Schatztütenprojekt entstanden, das sich in den vergangenen Wochen weiterentwickelt hat und nun vor einem Meilenstein steht: die ersten hundert Schatztüten sollen noch vor Ostern an geflüchtete Kriegsopfer verteilt werden.

Der Zwerg Kawik wurde von Anna Weinhold ins Leben gerufen und hilft den Kindern dabei, die Schätze ihrer Schatztüten zu entdecken und gezielt einzusetzen.

Der Zwerg Kawik wurde von Anna Weinhold ins Leben gerufen und hilft den Kindern dabei, die Schätze ihrer Schatztüten zu entdecken und gezielt einzusetzen.

Jede Schatztüte beinhaltet vier Dinge. Ein Mutstein als Handschmeichler soll den Kindern jederzeit Halt geben. Das Raumspray „Beschütz mich“ der Allgäuer Firma Primavera vertreibt mit seinem süß-blumigen Wohlfühlduft Fantasiewesen und beunruhigende Gedanken. Der Duft gibt Kindern ein Gefühl von Sicherheit, Beschützt sein, und hilft ihnen, Ängste zu überwinden. Der Hersteller unterstützt das Projekt, indem er für die ersten hundert Tüten das Spray kostenfrei zur Verfügung stellt. Ein weiterer Baustein der Schatztüten ist das Vorlese- und Mitmachbuch ‚Die Reise des Schmetterlings‘ der Traumatherapeuthin Kati Bohnet. Mit Übungen, die kindgerecht in der Geschichte vermittelt werden, können die Kinder und ihre Bezugspersonen auf das Nervensystem wirken. Sie helfen so, den Körper und die Psyche zu entspannen. Kurz nach Beginn des Konfliktes in der Ukraine ließ die Autorin das Buch auf Ukrainisch übersetzen und bietet es nun als Soli-Buch für Geflüchtete an. Abgerundet wird die Schatztüte durch eine ebenfalls übersetzte Geschichte von Julia Tippelt über den Zwerg Kawik, der den Kindern Bedeutung und Funktion der Schatztüten nahebringt.

Vor allem über private Kontakte konnte das Ehepaar bereits genügend Spenden sammeln, um über 140 Schatztüten zu finanzieren. Auf ihrer Homepage www.t1p.de/schatztueten werben sie auch aktuell noch um Unterstützung. „Das Spendenziel ist bewusst nach oben hin offen gesetzt, wir möchten gerne so viele Kinder, wie möglich erreichen“, sagt Thomas Tippelt mit Hinblick auf den aktuell laufenden Spendenaufruf. Die Schatztüten an sich sind wiederverwendbare Umhängetaschen in Kindergröße, die von vielen Freiwilligen im gesamten Landkreis genäht werden. „Wir sind sehr dankbar für all die Unterstützung, die das Projekt bislang erfahren durfte. Mit einer solchen Resonanz hätten wir nicht gerechnet. Die Solidarität ist enorm und setzt genau das richtige Zeichen in dieser Zeit“, ist sich das Paar sicher.