Pho­to­vol­ta­ik im Welt­erbe Bam­berg: Wie es gehen könnte.….

Die Bamberger Dachlandschaft ist prägend für das Welterbe.
Die Bamberger Dachlandschaft ist prägend für das Welterbe. (Foto: Zentrum Welterbe Bamberg, _srgmedia

„Pho­to­vol­ta­ik im Welt­erbe“ – das muss kein Wider­spruch sein, wie ein Run­der Tisch klar­mach­te, der in digi­ta­ler Form am Mitt­woch­abend statt­fand. Auf Ein­la­dung der Stadt Bam­berg und mode­riert von Ober­bür­ger­mei­ster Andre­as Star­ke dis­ku­tier­ten gela­de­ne Akteu­re der Poli­tik und Zivil­ge­sell­schaft über die Fra­ge, wie sich Kli­ma- und Denk­mal­schutz in Bam­berg ver­bin­den lassen.

Das The­ma beschäf­tigt Bam­berg bereits seit vie­len Jah­ren: Zum einen wol­len die Stadt und die Bür­ger­schaft nach­hal­tig mit ihren Res­sour­cen umge­hen, zum ande­ren den Welt­erbe-Sta­tus bewah­ren, der ganz unmit­tel­bar mit der mit­tel­al­ter­li­chen Dach­land­schaft ver­knüpft ist. „Wir müs­sen uns bei die­ser Dis­kus­si­on jedes Gebäu­de auch von oben vor­stel­len, um die rich­ti­gen Blick­win­kel aus der UNESCO-Begrün­dung zu über­prü­fen“, gab Ober­bür­ger­mei­ster Star­ke den Teil­neh­mern als Denk­an­satz mit. Außer­dem wies Bür­ger­mei­ster und Kli­ma­re­fe­rent Jonas Glü­sen­kamp dar­auf hin, „dass vie­le Men­schen gera­de vor dem Hin­ter­grund des Kriegs in der Ukrai­ne die Fra­ge einer nach­hal­ti­gen und gün­sti­gen Ener­gie­ver­sor­gung bewegt.“ Die Stadt­spit­ze war sich einig, bei­de Aspek­te unter­ein­an­der zu ver­bin­den und die Dis­kus­si­on in eine Rich­tung zu lenken.

Zum Ein­stieg in die Ver­an­stal­tung hat­te die neue Kli­ma­schutz­ma­na­ge­rin der Stadt, Xenia Jaku­bek, einen kur­zen Impuls­vor­trag von Fran­zis­ka Haas orga­ni­siert. Die Bam­ber­ger Wis­sen­schaft­le­rin arbei­tet für das EURAC-Insti­tut für erneu­er­ba­re Ener­gien Bozen und gab unter ande­rem einen Ein­blick, wie ande­re Städ­te mit dem The­ma umge­hen. Grund­sätz­lich böten sich drei Mög­lich­kei­ten, um im Bereich von Denk­mä­lern ver­träg­lich Pho­to­vol­ta­ik-Anla­gen zu instal­lie­ren: erstens auf neu­en, moder­nen Kon­struk­tio­nen wie zum Bei­spiel Bus­hal­te­stel­len, zwei­tens auf geeig­ne­ten Gebäu­de­ty­po­lo­gien und in weni­ger sen­si­blen Berei­chen, die es wie etwa in Edin­burgh zu defi­nie­ren gel­te, und drit­tens in nicht ein­seh­ba­ren Berei­chen oder durch die Ver­wen­dung von Solar-Dach­zie­geln. Haas beton­te aller­dings, dass die­se spe­zi­el­len Zie­gel bei Neu­bau­ten „nur“ 14 Pro­zent höhe­re Kosten ver­ur­sa­chen wür­den, dies bei Sanie­run­gen von Denk­mä­lern jedoch viel teu­rer sei. Und: „Die Effi­zi­enz ist bei wei­tem nicht so hoch wie bei ande­ren Anlagen.“

Die fol­gen­de Dis­kus­si­on eröff­ne­te Patri­cia Alberth, die Lei­te­rin des Zen­trums Welt­erbe, mit dem Hin­weis, dass „die Denk­mal­pfle­ge an sich schon nach­hal­tig ist durch die Nut­zung von bestehen­der Bau­sub­stanz“. Wäh­rend bei ein­seh­ba­ren Berei­chen her­kömm­li­che Pho­to­vol­ta­ik-Anla­gen die visu­el­le Inte­gri­tät des Welt­erbes stö­ren, sind hier Solar­zie­gel eine geeig­ne­te Alter­na­ti­ve, die sich gut in die histo­ri­sche Dach­land­schaft ein­passt. Wegen des höhe­ren Prei­ses soll­te über eine För­de­rung nach­ge­dacht wer­den. Die­se Idee grif­fen im Anschluss wei­te­re Teil­neh­mer der Run­de auf, wie etwa die Stadt­rä­te Clau­dia John (FW) und Franz-Wil­helm Hel­ler (CSU) sowie Histo­ri­ke­rin Dr. Karin Deng­ler-Schrei­ber (Lan­des­denk­mal­rat), die dar­auf auf­merk­sam mach­te, dass im Rah­men des Green Deals der Euro­päi­schen Kom­mis­si­on auch För­der­mit­tel zur Ver­fü­gung ste­hen würden.

Dane­ben tauch­te immer wie­der der Ansatz auf, Leit­li­ni­en zu defi­nie­ren, wo im Welt­erbe was mög­lich sein könn­te. Patri­cia Alberth bemerk­te, dass es all­ge­mei­ne Kri­te­ri­en­ka­ta­lo­ge schon geben wür­de, etwa vom Baye­ri­schen Lan­des­amt für Denk­mal­pfle­ge: „Die­se las­sen sich in Bam­berg anwen­den. Auch von der UNESCO wird in Kür­ze ein Papier dazu erwar­tet, wie es das für die Nut­zung von Wind­ener­gie im Umgriff von Welt­erbe­stät­ten bereits gibt.“ In die­sem Zusam­men­hang plä­dier­te Fran­zis­ka Haas aller­dings dafür, sich auch von guten Bei­spie­len aus ande­ren Städ­ten Anre­gun­gen zu holen und die­se auf Bam­berg zu übertragen.

Wie drän­gend eine aut­ar­ke Ener­gie-Pro­duk­ti­on auch mit­ten in der Stadt ist, wur­de von Stadt­rat Andre­as Eichen­se­her (Grü­nes Bam­berg) ver­an­schau­licht, denn „bei stei­gen­den Ener­gie­prei­sen wird das Denk­mal als Wohn­ort immer teu­rer und unat­trak­ti­ver“. In die glei­che Ker­be schlug Hei­ko Küff­ner vom Bür­ger­ver­ein Mit­te und berich­te­te vom Wunsch vie­ler Bür­ge­rin­nen und Bür­ger, „die etwas machen wol­len“. Und Erich Spran­ger vom Bund Natur­schutz beton­te: „Wir möch­ten, dass mög­lichst viel ermög­licht wird.“ Für Kli­ma­re­fe­rent Glü­sen­kamp ist jeden­falls klar, dass auch eine Stadt wie Bam­berg ihre Poten­zia­le nut­zen muss, um alter­na­ti­ve Ener­gie zu erzeu­gen. Das Pro­blem kön­ne nicht fünf Kilo­me­ter vor die Stadt ver­legt wer­den, denn dort wer­den die Flä­chen für die Land­wirt­schaft benötigt.

Den regen Aus­tausch am digi­ta­len Run­den Tisch bewer­te­te OB Star­ke zum Abschluss posi­tiv: „Wir ver­ste­hen den Auf­takt von heu­te so, dass wir den Dia­log wei­ter­füh­ren.“ Und er ver­sprach: „Wir wer­den uns über­le­gen, wie wir die vie­len guten Impul­se in die poli­ti­schen Gre­mi­en wei­ter­trans­por­tie­ren können.“