„Bay­reu­ther Fasten­es­sen“: Äbtis­sin Mecht­hild Thür­mer ver­tei­digt Kirchenasyl

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„Was ich getan habe, war ein­fach notwendig!“

Beim tra­di­tio­nel­len „Bay­reu­ther Fasten­es­sen“ ver­tei­digt die mehr­fach aus­ge­zeich­ne­te Ordens­frau ihren Ein­satz für Geflüch­te­te durch die Gewäh­rung von Kirchenasyl

Erst­mals seit 2020 konn­te das vom Alex­an­der von Hum­boldt – Kul­tur­fo­rum das all­jähr­lich ver­an­stal­te­te „Bay­reu­ther Fasten­es­sen“ wie­der in Prä­senz statt­fin­den las­sen. Auf­grund der nach wie vor ange­spann­ten Coro­na-Lage wur­de es jedoch in Form einer Andacht in der Evan­ge­lisch- Luthe­ri­schen Chri­stus­kir­che in Bay­reuth durchgeführt.

Anstel­le eines gemein­sa­men Essens gab es eine von ver­schie­de­nen Fir­men gestif­te­te „Fasten­brot­zeit“, wel­che die Besu­cher nach der Andacht mit nach Hau­se neh­men konnten.

Kul­tur­fo­rums-Vor­sit­zen­der Hart­mut Koschyk konn­te als Red­ne­rin in die­sem Jahr die Äbtis­sin der Bene­dik­ti­ne­rin­nen-Abtei „Maria Frie­den“ aus Kirch­schlet­ten bei Scheß­litz im Land­kreis Bam­berg will­kom­men hei­ßen, die durch ihren Ein­satz für den Schutz Geflüch­te­ter durch die Gewäh­rung von Kir­chen­asyl deutsch­land­weit Auf­merk­sam­keit erlangt hat und für den sie sich der­zeit vor Gericht ver­ant­wor­ten muss.

Men­schen in Leid und Not müs­se man als Chri­stin sowohl durch Gebet als auch durch kon­kre­tes Han­deln bei­ste­hen, so Äbtis­sin Thür­mer in ihrer Anspra­che. Das gel­te aktu­ell für die vor Putins Angriffs­krieg flie­hen­den Men­schen aus der Ukrai­ne. In die­ser Pflicht habe sie sich jedoch auch für Geflüch­te­te aus ande­ren Regio­nen die­ser Welt gese­hen. Daher habe sie gemein­sam immer wie­der geflüch­te­ten und Asyl suchen Men­schen gemein­sam mit ihren Mit­schwe­stern und Mit­ar­bei­te­rIn­nen der Abtei „Maria Frie­den“ Kir­chen­asyl gewährt. Es han­del­te sich um Frau­en, Män­ner sowie Fami­li­en mit Kin­dern, die aus dem Iran oder ver­schie­de­nen Staa­ten Afri­kas um Zuflucht gebe­ten hat­ten. Sie ver­ste­he nicht, dass sie sich hier­für jetzt vor Gericht ver­ant­wor­ten müsse.

Äbtis­sin Mecht­hild Thür­mer wört­lich: „Was ich getan habe, war ein­fach not­wen­dig, Not­wen­dend – ich konn­te nicht anders han­deln … Mein Herz schlägt ein­fach für Men­schen, die in Not sind, ob kör­per­lich oder/​und seelisch!“

In dem kürz­lich erfolg­ten Frei­spruch des Bene­dik­ti­ner-Bru­ders Abra­ham Sau­er aus der Abtei Mün­ster­schwarz­ach durch das Baye­ri­sche Ober­ste Lan­des­ge­richt sieht Äbtis­sin Mecht­hild Thür­mer eine „weg­wei­sen­de“ Gerichts­ent­schei­dung: „Die Mensch­lich­keit muss gelebt wer­den, dar­über müs­sen wir reden und Zeug­nis geben.“

Zu dem aktu­el­len Krieg gegen die Ukrai­ne führ­te die enga­gier­te Ordens­frau aus: „Ich bin sprach­los, tief ent­setzt und geschockt ange­sichts der Grau­sam­keit des rus­si­schen Prä­si­den­ten. Ich kann Gott nur immer wie­der anfle­hen: Gebie­te Ein­halt!“ Sie sei tief beein­druckt von den in Bun­kern und Trüm­mern beten­den Men­schen in der Ukrai­ne, beson­ders auch vom Glau­bens­zeug­nis des ukrai­ni­schen Prä­si­den­ten Selen­skyj. Äbtis­sin Thür­mer zitier­te das Gedicht Rein­hold Schnei­ders: „Allein den Betern kann es noch gelin­gen, das Schwert ob unse­ren Häup­tern abzuwenden!“

Nach der mit viel Bei­fall bedach­ten Rede von Äbtis­sin Mecht­hild Thür­mer spra­chen der Pfar­rer der Chri­stus­kir­che, Karl Huf­na­gel, und der lang­jäh­ri­gen Bam­ber­ger Dom­ka­pi­tu­lar und Bay­reu­ther Regio­nal­de­kan Dr. Josef Zerndl ein öku­me­ni­sches Frie­dens­ge­bet, in dem sie gemein­sam um Frie­den für die Ukrai­ne sowie um Trost, Barm­her­zig­keit und täti­ge Näch­sten­lie­be für die vom Krieg heim­ge­such­ten Men­schen beteten.

Die Anspra­che und Gebe­te wur­den von der aus Tai­wan stam­men­den Kan­to­rin der Chri­stus­kir­che, Mei-Hui He (Kla­vier), und der Kir­chen­mu­si­ke­rin Judith Ber­ner (Kla­vier und Kla­ri­net­te) sehr ein­drucks­voll umrahmt.

Spendenübergabe an Äbtissin Thürmer. Foto: Dagmar Bauer

Spen­den­über­ga­be an Äbtis­sin Thür­mer. Foto: Dag­mar Bauer

Der wäh­rend der Andacht gesam­mel­te Spen­den­er­lös betrug 1.600 Euro, den Hart­mut Koschyk gemein­sam mit Bay­reuths Ober­bür­ger­mei­ster Tho­mas Ebers­ber­ger sowie den bei­den Geist­li­chen an Äbtis­sin Thür­mer für die Arbeit für Geflüch­te­te und Asyl­su­chen­de der Bene­dik­ti­ne­rin­nen-Abtei „Maria Frie­den“ über­rei­chen konnte.

Die „Fasten­brot­zeit“ des dies­jäh­ri­gen „Bay­reu­ther Fasten­es­sens“ war von der Buch­au­er Holz­ofen­bäcke­rei, den EDE­KA-Schnei­der-Märk­ten, der Braue­rei Mais­el, der Bad Bramba­cher-Mine­ral­was­ser­quel­le und dem Reha-Team Nord­bay­ern gestif­tet wor­den. Den Blu­men­schmuck in der Chri­stus­kir­che hat­te der „Blu­men­la­den am Änger­lein“ in Hein­ers­reuth zur Ver­fü­gung gestellt.

Das tra­di­tio­nel­le Bay­reu­ther Fasten­es­sen des Alex­an­der von Hum­boldt-Kul­tur­fo­rums war in die­sem Jahr in Zusam­men­ar­beit mit der Evan­ge­lisch-Luthe­ri­schen Gemein­de der Chri­stus­kir­che Bay­reuth und der Katho­li­schen Erwach­se­nen­bil­dung in der Stadt und im Land­kreis Bay­reuth ver­an­stal­tet wor­den. Für die Vor­be­rei­tung und Durch­füh­rung dank­te Hart­mut Koschyk von der Gemein­de der Chri­stus­kir­che dem Ehe­paar Hei­de­ma­rie und Nor­bert Höf­lich, Her­ta Kolb und Gise­la Hüb­ner, von der Katho­li­schen Erwach­se­nen­bil­dung Anna Stö­ßel und ins­be­son­de­re Dag­mar Bau­er, der ehren­amt­li­chen Mit­ar­bei­te­rin des Humboldt-Kulturforums.

Dag­mar Bauer