Heft 3 der „Wai­schen­fel­der Hef­te“ ist soeben erschienen

Die Titelseite des neuen Heftes, Band drei über das 19. Jahrhundert
Die Titelseite des neuen Heftes, Band drei über das 19. Jahrhundert

Die Fest­lich­kei­ten zur 900 – Jahr­fei­er des Orts­na­mens Wai­schen­feld rücken immer näher. Die Ter­mi­ne sind fast schon spruch­reif. Zum Ange­bot gehört auch Schrift­li­ches aus der Histo­rie, wofür sich als Autor Rein­hard Löwisch zur Ver­fü­gung stell­te, da er seit mehr als 30 Jah­ren Hei­mat­kund­li­ches aus sei­ner Geburts­stadt sam­melt. Er hat jetzt Band drei der Wai­schen­fel­der Hef­te vor­ge­legt, der sich vor allem mit dem 19. Jahr­hun­dert beschäftigt.

Reinhard Löwisch

Rein­hard Löwisch

Die Zeit, die mit einer 18.. begann, war eine Zeit mili­tä­ri­scher, büro­kra­ti­scher aber auch roman­ti­scher und schö­ner Ereig­nis­se. Man spürt förm­lich beim Lesen alter Tex­te, dass eine Art Auf­bruch­stim­mung vor­herrsch­te, die sich auch für den Ein­zel­nen spür­bar bemerk­bar mach­te. Die Leu­te waren froh, dass die Zeit des 30-jähir­gen Krie­ges schon lan­ge vor­bei war und sich wie­der Nor­ma­li­tät breit mach­te. Zur Auf­bruch­stim­mung gehör­ten in Wai­schen­feld auch Bau­maß­nah­men. Mit dem Abbruch der bei­den noch ste­hen­den Stadt­to­re hat man den Ort nach dama­li­gem Maß­stab „ver­schö­nert“. Außer­dem glaub­te man nicht mehr an gro­ße Krie­ge im eige­nen Land und ließ daher die bau­fäl­li­ge alte Burg bis auf weni­ge Über­re­ste abtra­gen und dar­aus Scheu­nen bau­en – und einen Getrei­de­bo­den. Zur Ver­schö­ne­rung in ganz beson­de­rer Wei­se bei­getra­gen haben die umfang­rei­chen Auf­for­stungs­maß­nah­men, die ein Pfar­rer Kre­mer, Anfang der 1930-er Jah­re, in Wai­schen­feld ange­sto­ßen hat­te und die nach sei­nem Weg­gang von der Gemein­de wei­ter vor­an­ge­trie­ben wor­den sind. Aus Man­gel an Geld kauf­te man kilo­wei­se den Samen gut wach­sen­der hei­mi­scher Bäu­me, wie Föh­ren, Bir­ken oder Buchen und brach­te ihn an den Hän­gen rings­um aus. Damit wur­den im Lau­fe der Jah­re mehr als 300 Tag­werk „öder Flä­che“ wie es damals hieß, nach und nach in Wald umge­wan­delt. Einer­seits kam man dabei zwar in Kon­flikt mit den Klein­bau­ern, die die Hän­ge bis­her als Wei­de für ihre Zie­gen nutz­ten. Ande­rer­seits konn­te man damit den lan­ge vor­herr­schen­den Holz­man­gel end­lich besei­ti­gen, was die Wohn­qua­li­tät mas­siv ver­bes­ser­te. Dane­ben gab es eine zwei­te Art der Baum­be­wirt­schaf­tung, die heu­te wie­der modern wird. Man pflanz­te Obst­bäu­me als Schat­ten­bäu­me ent­lang der Haupt­stra­ße. So zum Bei­spiel zwi­schen dem Esel­steg und der Pul­ver­müh­le 160 wil­de Obst­bäu­me, die das Jahr dar­auf ver­edelt wur­den. Zusätz­lich wur­de ein nicht näher benann­tes Grund­stück, eben­falls an der Stra­ße lie­gend in einen all­ge­mein zugäng­li­chen Obst­gar­ten mit 64 Bäu­men der ver­schie­den­sten Sor­ten ange­legt. Ein Jahr spä­ter (1836) wur­de der gesam­te Hang rechts der Stra­ße von der Ham­mer­müh­le bis zur Pul­ver­müh­le mit 180 ver­edel­ten und 1100 wil­den Obst­bäu­men bepflanzt. 125 wei­te­re Birn­bäu­me sowie 150 Lin­den­bäu­me, letz­te­re zwi­schen Pul­ver­müh­le und Mug­gen­dorf gepflanzt, wur­den im Lau­fe der Zeit nach­ge­pflanzt, wie das Noti­zen­buch der Gemein­de ver­rät. Natür­lich Hoch­stamm­bäu­me, weil man das Gras zwi­schen den Bäu­men ger­ne fürs Vieh nutz­te. So eine Streu­obst­wie­se ist eine nach­ah­mens­wer­te Geste, vor allem im Hin­blick auf den Kli­ma­wan­del und der Erhal­tung der Arten­viel­falt zahl­rei­cher Tie­re und daher äußerst aktuell.

Zu Wort kommt auch die roman­ti­sche Zeit des 19. Jahr­hun­derts vor allem in Form von Lud­wig Rich­ter. Der berühm­te Zeich­ner und Holz­bild­ner weil­te zwei­mal in Wai­schen­feld und hin­ter­ließ eini­ge Ein­trä­ge in sei­nen Noti­zen­bü­chern, die heu­te noch ein sehr posi­ti­ves Bild auf den Ort als Frem­den­ort wer­fen. Es wur­den auch Rei­se­be­schrei­bun­gen des 19. Jahr­hun­derts über Wai­schen­feld auf­ge­nom­men, die anschau­lich zei­gen, wie „roman­tisch“ der Ort damals auf die Gäste wirk­te und wodurch er sich aus­zeich­ne­te. Schließ­lich wur­den noch die wich­tig­sten Ereig­nis­se im Wai­schen­feld des 19. Jahr­hun­derts auf­ge­nom­men, dar­un­ter die Grün­dung einer Post­sta­ti­on. Damit wur­de der Ver­such unter­nom­men, die Zeit damals etwas genau­er zu beschrei­ben und wie­der leben­dig wer­den zu las­sen. Zusam­men mit den bei­den ersten Bän­den aus der neu­en Wai­schen­feld-Rei­he (Krie­ge und 900 Jah­re Wai­schen­feld) ergibt sich eine klei­ne Chro­nik, die mit Band vier, dem 20. Jahr­hun­dert, im Herbst sei­nen Abschluss fin­den wird.

Band drei mit 44 Sei­ten in A4-For­mat ist zum Preis von zehn Euro wie­der bei Spiel-Spon­sel in der Vor­stadt erhält­lich oder direkt beim Autor (www​.loe​wisch​.com).