Pro­du­zen­ten­ga­le­rie Burg­kunst­adt zeigt Aus­stel­lung „Zeit­do­ku­men­te aus Altpapier“

Denis Delauney nimmt sich mit seiner „Molecular Pottery“ die künstlerische Freiheit etwas zu schaffen, was in der Realität nicht vorkommt. Foto: Privat
Denis Delauney nimmt sich mit seiner „Molecular Pottery“ die künstlerische Freiheit etwas zu schaffen, was in der Realität nicht vorkommt. Foto: Privat

Abstrak­tes von Lucia Scheid-Nam, Figür­li­ches von Eva Man­dok und „Modern Pot­tery“ von Denis Derlauney

Burg­kunst­adt Unter strik­ter Berück­sich­ti­gung der aktu­el­len Coro­na-Auf­la­gen star­tet ab Sams­tag „Die Acht­zehn­te“ Aus­stel­lung der Pro­du­zen­ten­ga­le­rie Burg­kunst­adt. Aller­dings ohne Ver­nis­sa­ge im her­kömm­li­chen Sinn. Gezeigt wer­den Male­rei­en von Aus­stel­lungs­in­itia­to­rin Lucia Scheid-Nam sowie Papier­ma­ché-Skulp­tu­ren der Nürn­ber­ge­rin Eva Man­dok und Kera­mi­ken des in Bam­berg leben­den Künst­lers Denis Delau­ney. Die Aus­stel­lung ist bis zum 3. April 2022 sams­tags und sonn­tags jeweils von 14 bis 17 Uhr in der Gale­rie am histo­ri­schen Markt­platz bei frei­em Ein­tritt zu besichtigen.

Die Wer­ke von Lucia Scheid-Nam sind halb­ab­strak­te und abstrak­te Kom­po­si­tio­nen mit einer meist stark expres­si­ven Farb­pa­let­te. „In ihrem Far­ben­stru­del gibt sie real­welt­li­che Beob­ach­tun­gen wider, die durch ihre wäh­rend des Schaf­fens aktu­el­le Gefühls­ver­fas­sung abstra­hiert und auf die Lein­wand pro­ji­ziert wer­den.“ So die Kunst­hi­sto­ri­ke­rin Vere­na Cal­lens (Ebneth). „Sol­che Bil­der zu malen, sind eine Her­aus­for­de­rung für mich“, sagt Lucia Scheid-Nam.

Die Gale­ri­stin und Male­rin Lucia Scheid-Nam wur­de in der süd­ko­rea­ni­schen Metro­po­le Dae­gu, rund 240 Kilo­me­ter von Seo­ul ent­fernt, gebo­ren. Nach Deutsch­land kam sie 1974 als damals 20-jäh­ri­ge Young-Soon Nam als Kran­ken­schwe­ster an das damals neu errich­te­te Helmut‑G.-Walther Kli­ni­kum in Lich­ten­fels. Seit sie in Ren­te ist, wid­met sich Lucia – so nennt sie sich seit ihrer Tau­fe in Lich­ten­fels – ihrer gro­ßen Lei­den­schaft, dem Malen. Nach Sta­tio­nen in Bam­berg und Lands­hut ist sie an den Ober­main zurück­ge­kehrt und lebt heu­te mit ihrem Mann Otto Scheid in Burgkunstadt.

Von der gegen­ständ­li­chen Male­rei des Natu­ra­lis­mus kom­mend, fand Lucia Scheid-Nam im Lauf der 1980er-Jah­re zu einer immer stär­ker vom expres­si­ven Gestus getra­ge­nen Aus­drucks­ma­le­rei, mit der sich die Künst­le­rin zuneh­mend von der detail­ge­treu­en Wie­der­ga­be der sicht­ba­ren Wirk­lich­keit löste. Dabei gelang­te sie zu einer neu­en, farb­ex­plo­si­ven Bild­spra­che, mir der sie ihre Ursprungs­mo­ti­ve – meist sind es Land­schaf­ten, Gebäu­de oder Still­le­ben – oft bis zur Unkennt­lich­keit auf­löst und in semi-abstrak­te Bild­wel­ten transponiert.

Im klas­sig figür­li­chen Bereich bewegt sich die aus Nürnberg/​Feucht stam­men­de Bild­haue­rin und Male­rin Eva Maria Man­dok mit ihren pla­sti­schen Arbei­ten. Die­se model­liert und schnitzt sie mit einer von ihr eigens ent­wickel­ten Tech­nik aus Zei­tungs­pa­pier. Der Ver­gäng­lich­keit des Medi­ums steht in span­nungs­vol­lem Gegen­satz die Kon­ser­vie­rung gegen­über, durch die der Mensch die zum Still­stand gezwun­gen wird. Wer­be­bot­schaf­ten ver­lei­hen den Arbei­ten zugleich eine gesell­schafts­kri­ti­sche Note, die The­men wie Kon­sum, Mode oder Online-Ver­hal­ten aktiv in ein Bezie­hungs­ver­hält­nis setzen.

Oft haben Figur und Mate­ri­al einen the­ma­ti­schen Bezug.

Eva Maria Man­dok: „Da der Arbeits­pro­zess sehr auf­wän­dig ist, ist es für mich schwer, der kurz­le­bi­gen Zeit mit Aktua­li­tät hin­ter­her­zu­kom­men. Und den­noch gelingt es ihr mit ihren Wer­ken aus Alt­pa­pier Zeit­do­ku­men­te zu schaffen.

Der aus Alen­çon in der Nor­man­die (Frank­reich) stam­men­de Künst­ler Denis Delau­ney lebt in Bam­berg. Seit 2006 hat er sei­ne auch inter­na­tio­nal beach­te­te künst­le­ri­sche Lauf­bahn ein­ge­schla­gen. Hier­bei bewegt er sich in den Kunst­gat­tun­gen Skulp­tur (Beton und Por­zel­lan), Foto­gra­fie und Male­rei. Seit Kur­zem hat er sich der Fer­ti­gung von Kera­mi­ken ver­schrie­ben, die er als „Mole­cu­lar Pot­tery“ bezeichnet.

Begon­nen hat der Künst­ler damit, Mas­ken aus Ton zu model­lie­ren, die­se zu bema­len und sie schließ­lich foto­gra­fisch in eine eige­ne Welt zu ver­set­zen. Aus den Mas­ken wur­den Köp­fe, das Mate­ri­al änder­te sich von Ton zu Beton. Es ent­ste­hen andro­gy­ne Wesen, geschlechts­los, neu­tral, von den Spu­ren der Zeit gezeich­net. Zum Leben erweckt sie die Fotografie.

In jüng­ster Zeit hat sich Delau­ney ver­stärkt dem Werk­stoff Por­zel­lan zuge­wandt. Sei­ne Arbei­ten „Asym­me­trie in der Sym­me­trie“ sind das Werk am Ende einer lan­gen Serie, die von Anfang an ein Spiel mit dem Zufall so weit betreibt, bis ein mög­li­ches Gleich­ge­wicht ste­hen bleibt. Dabei han­delt es sich um rund­um zu betrach­ten­de Stücke, die sich sowohl zwei als auch drei­di­men­sio­nal ent­fal­ten. Die Wer­ke sei­ner „Mole­cu­lar Pot­tery“ ent­ste­hen aus dem Mut, ver­schie­de­ne Ele­men­te mit und im Raum wach­sen zu lassen.

Delau­ney nimmt sich die künst­le­ri­sche Frei­heit, etwas zu schaf­fen, was in der Rea­li­tät nicht vor­kommt. Er nimmt sich die Frei­heit, mit sei­nen Objek­ten zu irri­tie­ren – ohne dabei auf eine sinn­stif­ten­de Erzäh­lung zu ver­zich­ten – vol­ler Fan­ta­sie, mit gestal­te­ri­scher Kraft und der Bereit­schaft, sich der Begut­ach­tung zu stellen.

Text: Mathi­as H. Walther

Pro­du­zen­ten­ga­le­rie Burg­kunst­adt „Die Achtzehnte“

  • 12. März – 3. April 2022
  • Pro­du­zen­ten­ga­le­rie Burgkunstadt
  • Male­rei: Lucia Scheid-Nam (Burg­kunst­adt)
  • Skulp­tur: Eva Man­dok (Nürnberg/​Feucht)
  • Denis Delau­ney (Bam­berg)
  • Öff­nungs­zei­ten Sams­tag und Sonn­tag jeweils von 14 bis 17 Uhr und nach telefonischer
    Ver­ein­ba­rung (Tele­fon: 01 77 790 9037
  • Es gel­ten die aktu­el­len Corona-Auflagen