Pot­ten­stei­ner Natur­schüt­zer pro­te­stie­ren gegen Kahlschlag

Kahlschlag am Wegrand. Foto: T. Weichert
Kahlschlag am Wegrand. Foto: T. Weichert

„Es ist ein Fre­vel und die­se Leu­te wis­sen genau was sie tun.“ Dies sagt der Vor­sit­zen­de der Orts­grup­pe des Bund Natur­schutz (BN) Karl-Heinz Peters bei einer klei­nen Pro­test­ak­ti­on am viel began­ge­nen Wan­der­weg zwi­schen der Elbers­ber­ger Kapel­le und der Burg Pot­ten­stein. Gekom­men waren auch Ver­tre­ter der BN-Orts­grup­pen Peg­nitz und Auer­bach mit Vor­sit­zen­dem Tho­mas Knau­ber und Vor­sit­zen­der Ger­trud Bur­ger an der Spit­ze, die sich eben­so ent­setzt zeigten.

Ein Land­wirt, der laut Bür­ger­mei­ster Ste­fan Früh­bei­ßer (CWU/UWV) von der Stadt Pot­ten­stein auch schon ermit­telt wer­den konn­te und der mit Kon­se­quen­zen rech­nen muss, hat auf einer Län­ge von etwa einem Kilo­me­ter und einer Brei­te von vier Metern sämt­li­che Hecken und Sträu­cher ent­lang des alten Burg­wegs rigo­ros „niedergemetzelt“und auch Bäu­me gefällt. Dar­un­ter eine 20 Meter hohe gewal­ti­ge Wei­de mit einem Meter Durch­mes­ser und drei Meter Umfang, in des­sen Baum­höh­le ein Uhu gewohnt haben soll. Damit wur­de laut Peters der Lebens­raum von tau­sen­den von Tier­ar­ten ver­nich­tet und Brut­plät­ze für sel­ten gewor­de­ne Vögel wie Dros­sel oder Amsel zerstört.

Die­ter Hoch, Zwei­ter Vor­sit­zen­der des BN-Pot­ten­stein, blu­tet das Herz. Hoch spricht von einer Ram­bo-Akti­on die in Zei­ten des Kli­ma­wan­dels voll­kom­men unan­ge­bracht sei. Die Abholz­ak­ti­on nennt Hoch einen „Anschlag auf unse­re Natur“ und somit auch auf die Zukunft der Men­schen. „Die­se bru­ta­le Ver­nich­tungs­ak­ti­on der für unse­re Insek­ten- und Tier­welt so wich­ti­gen Lebens­räu­me macht uns fas­sungs­los, erschüt­tert uns förm­lich und macht uns auch wütend“, sag­te Hoch vor Ort.

„Sogar ein streng unter Natur­schutz ste­hen­der gro­ßer Amei­sen­hau­fen am Weges­rand wur­de ein­fach platt gemacht“, zeigt sich auch die Pot­ten­stei­ner Burg­her­rin Mar­git von Wint­zin­ge­ro­de, die sich seit vie­len Jah­ren für den Natur­schutz enga­giert, völ­lig schockiert. Vor Jah­ren leb­ten in den Hecken auch noch Reb­hüh­ner und Fasa­ne. „Wir brau­chen drin­gend eine Ände­rung im Den­ken“, so von Wint­zin­ge­ro­de. Min­de­stens die Hälf­te der Brut­stät­ten für die Vögel sei hier nun weg.

Glei­ches geschieht auch im Land­kreis Amberg-Sulz­bach Auch dort wer­den wich­ti­ge Lebens­räu­me ein­fach ver­nich­tet, erzählt Ger­trud Bur­ger, die vom Aus­maß der Natur­zer­stö­rung in Pot­ten­stein eben­so ent­setzt ist. Tho­mas Knau­ber berich­tet von ähn­li­chen Aktio­nen am Zip­ser und Buch­au­er Berg in Peg­nitz und Die­ter Hoch weiß von ähn­li­chen Hecken­zer­stö­run­gen auf der Hohen­mirsber­ger Plat­te, am Hoch­be­häl­ter der Jura­grup­pe ober­halb von Adlitz, am Distlerskreuz unter­halb des Pot­ten­stei­ner Gewer­be­ge­biets und im Stressenhof.

Die Ver­mu­tung, das aus den abge­holz­ten Hecken Hack­schnit­zel gemacht wer­den, liegt Nahe, sagt Peters Die­se Ver­mu­tung hat auch Bür­ger­mei­ster Früh­bei­ßer, der betont, dass bei der Stadt zuvor kei­ne Mel­dung für die­se Aktio­nen ein­ge­gan­gen sei und die Stadt auch nie­man­den beauf­tragt habe den Wan­der­weg frei­zu­schnei­den. Auch Früh­bei­ßer war schockiert als er die Bil­der sah. Er will sich nun selbst vor Ort ein Bild vom Aus­maß des Kahl­schlags machen. Die Stadt kön­ne dies nicht hin­neh­men, betont der Bürgermeister.

Der BN sieht das nun Gesche­he­ne auch in einem grö­ße­ren Zusam­men­hang. „Das was wir hier an Zer­stö­rung sehen, scheint nur der Gip­fel einer Ent­wick­lung der letz­ten zehn bis zwan­zig Jah­re zu sein“, sagt Hoch. Denn: Über jeg­li­ches Maß hin­aus wer­den in vie­len Fäl­len mehr­mals im Jahr die Sei­ten­strei­fen und Weg­rän­der von Bun­des-. Land- und Gemein­de­stra­ßen, ja selbst von Fahr­rad­we­gen und brei­ten Wirt­schafts- und Flur­we­gen bis auf die Boden­kru­me abra­siert. Die so abge­mäh­ten Flä­chen sind danach leb­los, dür­ren aus und ver­bren­nen bei Trocken­heit und Hit­ze förm­lich. Insek­ten fin­den kei­nen Gras­halm mehr, schon gar kei­ne blü­hen­den Blu­men. Frö­sche, Blind­schlei­chen haben kei­ne Deckung und fin­den auch kei­ne Nah­rung wie Wür­mer oder Insek­ten mehr.

„Natür­lich steht bei Pfle­ge­maß­nah­men die Sicher­heit der Ver­kehrs­teil­neh­mer an erster Stel­le. „War­um aber maschi­nell durch­ge­führ­te Maß­nah­men wie am alten Burg­weg ganz­sei­tig, am Fahr­rad­weg ent­lang des Schön­grund­sees oder im Obe­ren Pütt­lach­tal bis zum Pump­h­aus in sol­chem Aus­maß statt­fin­den muss­ten, erschließt sich uns nicht“, erklärt Umwelt­schüt­zer Die­ter Hoch und ergänzt: „Denn hier fah­ren kei­ne sper­ri­gen Maschi­nen der Landwirtschaft.“

Hoch sieht den Glau­ben und das Ver­trau­en in eine funk­tio­nie­ren­de Gemein­schaft dadurch enorm erschüt­tert. Die­se beson­de­ren Lebens­räu­me, sprich Bio­to­pe, müs­sen mehr beach­tet und geschützt wer­den, for­dern die Natur­schüt­zer. Mit sol­chen Abholz­ak­tio­nen wer­de auch der Was­ser­haus­halt geschä­digt, weil dem Boden die Feuch­tig­keit ent­zo­gen wird. Dar­um sei es umso wich­ti­ger, für die ohne­hin zu weni­gen bestehen­den Hecken einen Bestand­schutz ein­zu­for­dern, so weit es ihn nicht schon gibt. Eben­so erlaubt müs­se auch die Fra­ge für eine Baum­schutz­ver­ord­nung sein. „Gibt es schon sol­che Ver­ord­nun­gen in der Gemein­de, im Land­kreis ja gar im gesam­ten Gebiet des Natur­parks schon“, fragt Hoch. Und wie kön­ne man ver­hin­dern das sol­che Aktio­nen der­art aus dem Ruder laufen?

Die Natur­schüt­zer hal­ten es für drin­gend erfor­der­lich die gän­gi­ge Pra­xis zum Woh­le der Natur und des Men­schen zu ändern. Dafür braucht es nicht viel: „Einen guten Wil­len, Ein­sicht und mehr Acht­sam­keit“, betont Hoch. Und Peters, der auch Wege­wart ist, ergänzt, das sol­che Aktio­nen auch dem Tou­ris­mus scha­den, beson­ders wenn sie an viel fre­quen­tier­ten Wan­der­we­gen erfol­gen. Der Ver­ur­sa­cher soll inzwi­schen behaup­tet haben, das er die­sen braucht um mit sei­nem Mäh­dre­scher auf sein Feld Rich­tung Him­mels­lei­ter zu gelan­gen. „Hier kann gar kein Mäh­dre­scher fah­ren“, sagt jedoch die Burg­her­rin und zeigt auf den Hang.