Hof: Hel­fer auf vier Pfo­ten Glau­kom-Pati­en­tin wird von Blin­den­hund unterstützt

Helfer auf 4 Pfoten

Hel­fer auf vier Pfo­ten Glau­kom-Pati­en­tin wird von Blin­den­hund unter­stützt. Foto: Dia­ko­nie Hochfranken

„Wenn Hün­din Mad­dy bei der Arbeit ist – also im Blin­den­führ­hun­de­ge­schirr unter­wegs mit Frau­chen – darf sie nicht gestrei­chelt wer­den.“ Das erzählt Ida Grascht, die Ansprech­part­ne­rin der Selbst­hil­fe­grup­pe Glau­kom Hoch­fran­ken. Ida Grascht ist selbst von der Augen­krank­heit Glau­kom betrof­fen und fühlt ich sich trotz Blin­den­stockes zuneh­mend unsi­cher im Stra­ßen­ver­kehr. Glau­kom ist eine Erhö­hung des Augen­in­nen­drucks und kann zu einer schwe­ren Seh­be­hin­de­rung füh­ren. Des­halb hat Ida Grascht kürz­lich einen Blin­den­führ­hund bean­tragt. Der Labra­dor ist 18 Mona­te alt und noch in der Aus­bil­dung im Aus­bil­dungs­zen­trum in Chem­nitz. Doch bald soll Mad­dy zu Fami­lie Grascht nach Hau­se kommen.

Wenn sie ohne Blin­den­führ­hun­de­ge­schirr her­um­läuft, darf sie gestrei­chelt wer­den wie jeder ande­re Hund auch, weiß Ida Grascht. Sie freut sich sehr auf die Hün­din, mit der sie schon die ersten Spa­zier­gän­ge unter­neh­men durf­te. „Mit Mad­dy begeg­nen mir mei­ne Mit­men­schen rück­sichts­vol­ler, hal­ten mehr Abstand und begeg­nen mir mit mehr Ver­ständ­nis“, berich­tet sie. Denn allein und nur mit dem Blin­den­stock unter­wegs habe sie schon so man­che schlech­te Erfah­rung gemacht. Die Tref­fen der Selbst­hil­fe­grup­pe Glau­kom Hoch­fran­ken fin­den am ersten Diens­tag im Monat in Hof statt. Auch Mad­dy wird in Zukunft dabei sein. „Die Teil­neh­mer freu­en sich schon dar­auf, sie ken­nen­zu­ler­nen“, sagt Ida Grascht.

Ida Grascht ist die Ansprech­part­ne­rin für die neu gegrün­de­te Selbst­hil­fe­grup­pe Glau­kom Hoch­fran­ken. Wir tref­fen uns im Sophien­ca­fé des Mehr­ge­ne­ra­tio­nen­hau­ses Hof der Dia­ko­nie Hochfranken.

Wie geht es Ihnen? Aus­gangs­si­tua­ti­on war ja, dass ich Sie an der Ampel in Hof mit Blin­den­führ­hund und Hun­de­aus­bil­de­rin gese­hen habe. Kör­per­lich geht es mir soweit ganz gut, doch die Seh­kraft ver­schlech­tert sich und die­ser Pro­zess lässt sich lei­der nicht auf­hal­ten. Seit 1994 lei­de ich an Glau­kom, einer Erhö­hung des Augen­in­nen­drucks. Ich woll­te immer so lan­ge wie mög­lich allein zurecht­kom­men. Doch füh­le ich mich zuneh­mend unsi­cher im Stra­ßen­ver­kehr und mit dem Blin­den­stock. Aus die­sem Grund hat mich mein behan­deln­der Arzt, Herr Pro­fes­sor Dr. Pill­u­nat in Dres­den schon seit zwei Jah­ren auf die Mög­lich­keit hin­ge­wie­sen, einen Blin­den­führ­hund als Hilfs­mit­tel zu bean­tra­gen, auf Rezept so zusagen.

Haben Sie schon Erfah­rung mit Hunden?

Ja, mein Mann und ich lie­ben Hun­de. Ich bin mit Hun­den auf­ge­wach­sen. Lei­der muss­ten wir unse­ren letz­ten Hund vor drei Jah­ren ein­schlä­fern las­sen. Ist ihr Hund schon ein fer­tig aus­ge­bil­de­ter Blin­den­führ­hund? Nein, Mad­dy ist 18 Mona­te alt und noch in Aus­bil­dung. Wenn die­se Aus­bil­dung abge­schlos­sen ist und wir das Zer­ti­fi­kat erhal­ten, darf sie als Assi­stenz­hund bezeich­net wer­den. Wir haben uns gera­de erst ken­nen­ge­lernt und müs­sen bis dahin noch viel üben. Noch ist Mad­dy im Aus­bil­dungs­zen­trum in Chem­nitz und wird wohl Ende April, Anfang Mai end­gül­tig bei uns in Hof einziehen.

Wie haben Sie Mad­dy kennengelernt?

Ich habe im Inter­net nach einer Blin­den­führ­hun­de­schu­le gesucht, die nicht zu weit ent­fernt ist und mir einen Labra­dor als zukünf­ti­gen Beglei­ter gewünscht. Wich­tig war mir dabei auch, dass eine Hun­de­pen­si­on mit ange­schlos­sen ist, da ich den Hund bei Kran­ken­haus­auf­ent­hal­ten nicht mit dabei haben darf, aus hygie­ni­schen Gründen.

Wie sind die ersten Tref­fen verlaufen?

Ich habe mei­nen Hund zuerst im Hun­de­ru­del beob­ach­tet, bin also zur Hun­de­schu­le nach Chem­nitz gefah­ren und woll­te gern sehen, wie sich der Hund dort ver­hält. Dann haben wir einen gemein­sa­men Spa­zier­gang gemacht. Es war Lie­be auf den ersten Blick. Beim zwei­ten Tref­fen hat Mad­dy mei­nen Mann und ihr neu­es Zuhau­se ken­nen­ge­lernt. Auch die­ses Tref­fen ver­lief sehr posi­tiv. Beim gemein­sa­men Spa­zier­gang im Blin­den­führ­hun­de­ge­schirr und mit der Aus­bil­de­rin haben Sie mich an der Ampel gese­hen. Das war auch für mich die Pre­miè­re. Das heißt, da war ich das erste Mal mit einem Blin­den­führ­hund im Geschirr unterwegs.

Sie haben gesagt, Mad­dy ist noch in Aus­bil­dung, wie wird die­se fortgeführt?

Mad­dy kommt für drei wei­te­re Tage nach Hof, um ihr neu­es Zuhau­se ken­nen zu ler­nen ohne Aus­bil­der und ganz nor­mal mit Hun­de­lei­ne. Danach mache ich mit ihr die Gespann­prü­fung. Tat­säch­lich muss ich mich erst an das Blin­den­hun­de­führ­ge­schirr gewöh­nen und die neu­en Befeh­le erler­nen. Dafür sind 10 Ter­mi­ne ver­an­schlagt. Danach, wenn wir die Prü­fung bestan­den haben, bleibt Mad­dy schon bei mir.

Was bedeu­tet dies für ihre ehren­amt­li­che Tätig­keit in der 2021 neu gegrün­de­ten Selbst­hil­fe­grup­pe Glau­kom Hochfranken?

Auf­grund von Coro­na fin­den unse­re Tref­fen im Moment immer nur nach Abspra­che statt. Eigent­lich tref­fen wir uns immer am ersten Diens­tag im Monat am Nach­mit­tag. Zu die­sen Tref­fen wird mich Mad­dy natür­lich zukünf­tig beglei­ten. Die Teil­neh­mer aus unse­rer Grup­pe wis­sen schon Bescheid und freu­en sich dar­auf, sie ken­nen zu ler­nen. Ich glau­be, dass Mad­dy auch für ande­re von einer schwe­ren Seh­be­hin­de­rung betrof­fe­ne Men­schen eine Hoff­nungs­trä­ge­rin sein kann.

Was gilt es spe­zi­ell im Umgang mit einem Assi­stenz­hund zu beachten?

Wenn der Blin­den­führ­hund bei der Arbeit also im Blin­den­führ­hun­de­ge­schirr ist, darf er nicht gestrei­chelt wer­den. Das ist wich­tig, damit sie sich nicht ablen­ken lässt. Ich bin voll­stän­dig auf ihre Mit­ar­beit ange­wie­sen. Für die Selbst­hil­fe­grup­pen­tref­fen bedeu­tet dies, dass Mad­dy neben mir lie­gen blei­ben wird, ohne von den Teil­neh­mern groß beach­tet zu wer­den. Sobald Mad­dy nur an der Lei­ne ist, darf sie gestrei­chelt und geknud­delt wer­den, wie jeder ande­re Hund auch.

Wie sind ihre ersten Erfah­run­gen und Ein­drücke, die sie mit Mad­dy gemacht haben?

Es ist erst ein­mal eine ganz gro­ße Umstel­lung für mich, mich auf die­se Form der Hil­fe ein­zu­las­sen. Wenn der Blin­den­führ­hund im Stra­ßen­ver­kehr plötz­lich ste­hen bleibt oder sich sogar vor mich hin­legt, bedeu­tet dies Stopp, Anhal­ten und dass ein Hin­der­nis vor mir liegt. Allein mit dem Blin­den­stock unter­wegs, habe ich so man­ches Mal nega­ti­ve Erfah­run­gen mit rück­sichts­lo­sem Ver­hal­ten gemacht. Mit Mad­dy begeg­nen mir mei­ne Mit­men­schen aller­dings rück­sichts­vol­ler, hal­ten mehr Abstand und begeg­nen mir mit mehr Verständnis.

Das Inter­view führ­te: Ulri­ke Beck-Iwens Dia­ko­nie Hoch­fran­ken gGmbH Selbst­hil­fe­kon­takt­stel­le Dipl. Sozi­al­päd. (FH).