Bamberger Erklärung zum Kirchenasyl

Kirchengemeinden, Pfarrer*innen und Ordensleute, die Kirchenasyl gewähren, handeln aufgrund ihrer Glaubens- und Gewissensfreiheit. Wir fordern Kirchenasyl als Schutzraum zu respektieren und nicht weiter zu kriminalisieren.

Das Kirchenasyl steht in einer jahrhundertelangen Tradition, auf die sich auch heute noch Kirchengemeinden berufen, um Menschen zu schützen, denen eine Abschiebung oder Überstellung in eine lebensbedrohliche oder menschenunwürdige Situation droht.

Kirchenasyl nimmt keinen rechtsfreien Raum für sich in Anspruch, sondern ist ein letzter legitimer Versuch (ultima Ratio) einer Gemeinde, Flüchtlingen durch zeitlich befristeten Schutz beizustehen, um auf eine erneute, sorgfältige Überprüfung ihres Schutzbegehrens hinzuwirken. Das heißt, jedes Kirchenasyl wird vorher genau geprüft und den Behörden und den kirchlichen Ansprechpartnern gemeldet. Wir stellen fest: das Dublinsystem ist gescheitert. In immer mehr europäischen Ländern sind faire Asylverfahren und eine menschenwürdige Unterbringung und Versorgung von Geflüchteten nicht gewährleistet. Geflüchtete erfahren Gewalt und werden durch örtliche Behörden nicht ausreichend geschützt. Solange diese untragbaren Zustände des europäischen Asylsystems weiterhin von den Mitgliedsstaaten geleugnet werden, ist Kirchenasyl häufig die einzige Möglichkeit, eine faire und sichere Prüfung der Schutzbedürftigkeit zu gewährleisten.

Kirchenasyl verhindert menschliches Leid und ist Handeln aus christlichem Gewissen heraus.

  • Bamberger Mahnwache Asyl
  • Netzwerk Bildung & Asyl
  • Freund statt fremd
  • Seebrücke Bamberg
  • Amnesty Hochschulgruppe Bamberg
  • Interreligiöse Fraueninitiative Bamberg
  • Beitrat Asyl im Evang.-Luth. Dekanatsbezirk Bamberg

V. i. s. d. P.: Mirjam Elsel, Koordination für die Flüchtlingsarbeit im DB Bamberg

3 Antworten

  1. Marita Weissig sagt:

    Wie können Kirchen behaupten, dass innerhalb der EU faire Asylverfahren nicht gewährleistet sind? Die meisten Kirchenasylen wenden ich gegen Abschiebungen in die Ankunftsstaaten. Und….die Kirchenasyle wollen keine Überprüfung der Entscheidung der Rückführung in diese Staaten, sondern es wird beabsichtigt, die Menschen so lange in Deutschland zu belassen, bis Deutschland das Asylverfahren durchführen muss. Es ist unglaublich, was sich die Kirchen unter dem Deckmantel des Glaubens herausnehmen. Wir leben in einem Rechtsstaat und an dieses Recht ist jeder gebunden, auch die Kirchen!

  2. Peter Bähr sagt:

    Schlicht und einfach sprich erweislich, d.h. vorliegend aufgrund einer gewissenhaften Einzelfallüberprüfung, handelte und handelt es sich um eine nicht hinnehmbare Entscheidung, nicht zuletzt die Lebenswirklichkeit berücksichtigend:
    indem vorliegend einmal mehr es „Rechtsgrundsätze gibt, die stärker sind als jedes positive Recht“ (Radbruch).

  3. Tiberius Sempronius Gracchus sagt:

    Deckmantel des Glaubens?

    „Denn ich bin hungrig gewesen, und ihr habt mir zu essen gegeben. Ich bin durstig gewesen, und ihr habt mir zu trinken gegeben. Ich war ein Fremder, und ihr habt mich aufgenommen. … Was ihr getan habt einem unter diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan.“ (Matthäus 25-35,40)