Breites Bündnis für Umgestaltung der Erlanger Universitätsstraße zur Fahrradstraße

Die Universitätsstraße – zentrale Fahrrad-Hauptschlagader in der Innenstadt zwischen Bahnhof, Universität und Kliniken – soll bis Ende Mai im Rahmen des Deckensanierungsprogramms der Stadt Erlangen zur Fahrradstraße umgestaltet werden. Auch der Fußverkehr soll dadurch an Sicherheit gewinnen. Ein breites Bündnis von Erlanger Vereinen und Initiativen begrüßt die damit verbundene Stärkung des Umweltverbundes.

Fahrradstraßen sind ein wichtiger Bestandteil der Radverkehrsförderung. „Sie sind hervorragend geeignet, um Radwege miteinander zu verbinden und so Lücken im Radnetz zu schließen“, sagt Michael Zell, Initiator des Radentscheids Erlangen. „Werden sie intelligent angelegt, lässt sich der Radverkehr bündeln und dessen Anteil am Gesamtverkehr steigern. Fahrradstraßen bieten nicht nur objektiv eine hohe Sicherheit, Radfahrende fühlen sich auf ihnen auch subjektiv sicher und nutzen sie daher gerne.“ Klaus Helgert, Kreisvorsitzender des ADFC Erlangen / Erlangen-Höchstadt, weist darauf hin, dass die Universitätsstraße die notwendigen Kriterien für die Ausweisung zur Fahrradstraße schon lange aufweist.

Die Stadtverwaltung selber hat mittels Verkehrszählung eindeutig festgestellt, dass die Universitätsstraße hauptsächlich von Radfahrenden genutzt wird: In der morgendlichen Spitzenzeit wurden in einer halben Stunde 359 Radfahrer:innen, 104 Fußgänger:innen, 17 Busse und 76 Kraftfahrzeuge gezählt. Der Anteil des Umweltverbundes (Rad, Fuß und ÖPNV) liegt dabei also bei über 85% des Verkehrs. Aus diesem Grund wird die Stadtverwaltung dem Umweltverbund in der Universitätsstraße, die eine immens wichtige Ost-West-Achse zwischen Lorlebergplatz und Bahnhof darstellt, den Vorrang geben. Die Stärkung des Umweltverbundes ist eine dringend erforderliche Reaktion auf den ausgerufenen Klimanotstand und Teil der Sofortmaßnahmen des Fahrplanes „Klima-Ausbruch“. Der mit der Bürgerinitiative Radentscheid Erlangen ausgehandelte “Zukunftsplan Fahrradstadt” sieht vor, dass pro Jahr mindestens zwei Kilometer Straße als Fahrradstraße gemäß geltendem Gestaltungsleitfaden neu ausgewiesen werden1. Dieser Beschluss wurde im Februar 2021 von allen demokratischen Fraktionen im Stadtrat mitgetragen.

Derzeit führen schwer überschaubare Verkehrsregelungen und sich überlagernde Verkehrsströme der unterschiedlichen Verkehrsarten regelmäßig zu gefährlichen Situationen zwischen Verkehrsteilnehmern. Verursacht werden diese vor allem aufgrund der unklaren Verhältnisse und wegen des durch den ungeordneten Parkverkehr eingeengten Verkehrsraums. Durch die Neuordnung des ruhenden Verkehrs wird die Stadtverwaltung gleich mehrere der momentanen Probleme lösen. Die notwendigen und regelkonformen Gehwegbreiten sollen eingehalten werden und Busse sollen im Begegnungsverkehr leichter aneinander vorbeifahren können. Momentan müssen Busse wegen parkender PKW bei Gegenverkehr anhalten. Wenn sie dann wieder anfahren, kommt es nach Aussage der ESTW häufig zu gefährlichen Situationen. Die Stadt ist hier zum Handeln gezwungen und muss aus Gründen der Verkehrssicherheit die KfZ-Parkflächen in der Universitätsstraße deutlich reduzieren.

„Die Umwandlung in eine Fahrradstraße wird den Studierenden in Erlangen zugutekommen, da die Unistraße sehr zentral liegt und viele Universitätsgebäude verbindet; darunter die Unibibliothek, etliche Hörsäle, Lehrstühle und Seminarräume. Außerdem stellt sie den Großteil der Verbindung zwischen Bahnhof und Philosophischer Fakultät dar. Die Umgestaltung ist vor allem in Hinblick auf Sicherheit notwendig. Neben dem offensichtlichen Vorteil, dass die bereits jetzt Radfahrenden besser geschützt werden, ist Sicherheit auch ein entscheidendes Kriterium bei der Wahl des Verkehrsmittels, womit direkt die Attraktivität des Radfahrens gesteigert wird.“, so Andreas Hierl von der Studierendenvertretung der FAU.

Aber auch der Einzelhandel wird von der Umgestaltung profitieren, da sind sich die Befürworter sicher. “Wo normalerweise 1 Person mit einem KFZ parken kann, können 12 potentielle Kunden mit Fahrrädern parken. Eine Umfrage des Nationalen Radverkehrsplans 2 zeigt, dass viele Händler die Bedeutung von Autos überschätzen. Fahrradparken auf vormaligen PKW-Stellplätzen direkt vor Ladengeschäften stellt eine Verbesserung dar, weil so mehr Menschen direkt vor den Laden fahren können und dabei im Gegensatz zu Autos keine Sichtblockade darstellen.”, so Chloé Heusel vom Radentscheid Erlangen. Den Bedarf für Radabstellflächen hat ein Online-Bürgerbeteiligungsprojekt im Rahmen des „1000 Fahrradbügel für Erlangen“-Programms bestätigt. Durch die Einrichtung von Lieferzonen für den Einzelhandel wird deren Erreichbarkeit für Lieferanten in jedem Fall sichergestellt.

“Auch wir begrüßen die Steigerung der Attraktivität des Umweltverbundes. Die Dominanz privater PKWs und die Selbstverständlichkeit, überproportional große Teile der öffentlichen Flächen für Autofahrende zu beanspruchen, muss für die dringend notwendige Verkehrswende enden. Städte sind dann attraktiv, wenn es nicht laut ist, kein Gestank da ist und man nicht bei jedem Überqueren der Straße Angst haben muss, von einem Auto verletzt zu werden.”, so Esther Schuck von der Bürgerinitiative Umweltverträgliche Mobilität im Schwabachtal.

„Wer Fahrrad fährt, tut etwas für seine Gesundheit und leistet einen Beitrag zum Klimaschutz. Um dieses Verhalten zu fördern und zu erhalten, muss die Sicherheit der Radfahrenden und Zufußgehenden oberste Priorität haben.“, ergänzt Adrian Rödig von den Health for Future Erlangen, einer NGO bestehend aus Gesundheitspersonal.

Über den Radentscheid Erlangen
Der Radentscheid Erlangen ist eine freie Bürger*inneninitiative, die sich für eine bessere Fahrrad Infrastruktur in Erlangen einsetzt. Ziel ist es, Erlangen wieder zur Fahrradhauptstadt in Deutschland zu machen. Radentscheide gibt es mittlerweile in über 50 Städten in ganz Deutschland (u.a. auch in Bamberg und Nürnberg). Anfang Februar zeigten Aktive der Radentscheide deutschlandweit mit def Kampagne #1inAMillion, dass über 1 Millionen Leute mittlerweile deutschlandweit für Radentscheide unterschrieben haben: https://changing-cities.org/es-rollt-wie-geschmiert-eine-million-unterschriften-fuer-die-verkehrswende/