Gedenk­de­mo in Bay­reuth zwei Jah­re nach dem ras­si­sti­schen Anschlag in Hanau

Die­sen Sams­tag, den 19. Febru­ar ver­an­stal­tet ein Akti­ons­bünd­nis aus Ein­zel­per­so­nen eine Kund­ge­bung mit anschlie­ßen­der Demo in Geden­ken an die Opfer des ras­si­sti­schen Anschlags in Hanau vor 2 Jah­ren. Beginn ist um 14 Uhr am La-Spezia-Platz.

„Wir gehen auf die Stra­ße um an die Ermor­de­ten des Anschlags zu geden­ken. Kaloyan Vel­kov, Mer­ce­des Kier­pacz, Gök­han Gül­te­kin, Sedat Gür­büz, Said Nesar Hash­e­mi, Fer­hat Unvar, Vili Vio­rel Păun, Fatih Sara­çoğ­lu – Die Namen der Opfer sol­len unver­ges­sen blei­ben, uns erin­nern und mah­nen, den ras­si­sti­schen Nor­mal­zu­stand über­all zu been­den“, so Jo Stein, Mit­glied des Bündnisses.

Das Akti­ons­bünd­nis schließt sich den For­de­run­gen der „Initia­ti­ve 19. Febru­ar“ nach ange­mes­se­ner Erin­ne­rung, sozia­ler Gerech­tig­keit, lücken­lo­ser Auf­klä­rung und poli­ti­schen Kon­se­quen­zen an und will Orte in Bay­reuth auf­su­chen, die sym­bo­lisch für den insti­tu­tio­nel­len Ras­sis­mus stehen.

Am La-Spe­zia-Platz soll an die For­de­rung nach ange­mes­se­ner Erin­ne­rung erin­nert wer­den. Dazu Jo Stein: „Auch in Bay­reuth fehlt es an einer ange­mes­se­nen Erin­ne­rungs­kul­tur. An pro­mi­nen­ten Stel­len wie dem La-Spe­zia-Platz, dem Haupt­bahn­hof oder dem Gefal­le­nen­denk­mal am Schüt­zen­platz wird zum Teil auch NS-Täter:innen gedacht. Doch Erin­ne­rungs­or­te für Opfer des deut­schen Kolo­nia­lis­mus, der NS-Herr­schaft oder rech­ter Gewalt auch nach 1945 feh­len oft­mals oder ihnen wer­den abge­le­ge­ne Stel­len zuge­wie­sen.“ Anschlie­ßend zieht die Demo wei­ter zur Poli­zei­wa­che in der Wer­ner-von-Sie­mens-Stra­ße. Dort soll sozia­le Gerech­tig­keit gefor­dert wer­den und über das Ver­sa­gen der Poli­zei­be­hör­den vor, wäh­rend und nach der Tat­nacht auf­merk­sam gemacht wer­den. Dabei stützt sich das Bünd­nis auf die Recher­che­er­geb­nis­se der „Initia­ti­ve 19. Febru­ar“.¹ Über die Maxi­mi­li­an­stra­ße geht es wei­ter zum Justiz­pa­last. Auf­klä­rung und Gerech­tig­keit beka­men die Ange­hö­ri­gen und Über­le­ben­den des Anschlags nicht durch die Justiz, son­dern sie müs­sen bis heu­te selbst dafür kämp­fen. Staats­an­walt­schaft und Poli­zei ver­hiel­ten sich unwil­lig bis schlud­rig bei den Ent­wick­lun­gen. Sie erklär­ten den Täter zum „Ein­zel­tä­ter“ und stell­ten Ermitt­lun­gen ein. Den Recher­chen der Initia­ti­ve und dem von ihnen initi­ier­ten Unter­su­chungs­aus­schuss im Hes­si­schen Land­tag ist es zu ver­dan­ken, dass die Öffent­lich­keit heu­te mehr über die Hin­ter­grün­de des Anschlags weiß.

Die Abschluss­kund­ge­bung fin­det am Ehren­hof statt. Dort soll der For­de­rung nach poli­ti­schen Kon­se­quen­zen Aus­druck ver­lie­hen wer­den. „Der Anschlag von Hanau war auch ein Ergeb­nis der rech­ten Het­ze von Politiker:innen, Par­tei­en und Medi­en. Ras­sis­mus, egal in wel­cher Form, darf nicht gedul­det, ver­harm­lost oder igno­riert wer­den. Wir geben kei­ne Ruhe!“ so Stein. Zum Abschluss wer­den am Ehren­hof Ker­zen und Blu­men für die Ermor­de­ten ablegt.

Zum Geden­ken wer­den die Teilnehmer:innen der Demo ein­ge­la­den, Ker­zen oder Blu­men mit­zu­brin­gen. Das Akti­ons­bünd­nis lädt ins­be­son­de­re Betrof­fe­ne von Ras­sis­mus dazu ein, Rede­bei­trä­ge zu hal­ten und bit­tet dar­um, auf Natio­nal- oder Par­tei­fah­nen zu verzichten.


1 Recher­che­er­geb­nis­se der „Initia­ti­ve 19. Febru­ar“ zu dem Ver­sa­gen der staat­li­chen Behörden:
https://19feb-hanau.org/wp-content/uploads/2021/02/Kette-des-Versagens-17–02-2021.pdf