Fle­der­mäu­se in der Frän­ki­schen Schweiz

Die wun­der­sa­me Welt der Flat­ter­tie­re im Win­ter – Amt für Ernäh­rung, Land­wirt­schaft und For­sten Bam­berg küm­mert sich um sel­te­ne hei­mi­sche Tierarten

Zu wel­chen über­aus fas­zi­nie­ren­den Tie­ren passt die­ser Spruch?

„Der Tag ist mir ver­hasst, die Nacht ist mein Ver­gnü­gen, zwar Federn hab‘ ich kei­ne, doch kann ich wacker fliegen.“

Na, erkannt? Rich­tig: es han­delt sich um Fle­der­mäu­se! Nacht­ak­ti­ve Tie­re, die nicht – wie immer noch man­cher meint – in Haa­re flie­gen oder Blut saugen.

Bei uns in Fran­ken gibt es 23 ver­schie­de­ne Fle­der­maus­ar­ten. Zwerg- und Mücken­fle­der­maus sind die klein­sten (ca. 5 cm Kör­per­län­ge, klei­ner als eine Streich­holz­schach­tel). Die Größ­te ist das gro­ße Maus­ohr (ca. 9 cm Kör­per­län­ge), wel­ches eine Flü­gel­spann­wei­te von bis zu 40 cm erreicht.

Fach­stel­le für Wald­na­tur­schutz über­wacht die Ent­wick­lung der Fledermäuse

Forstwirt Stefan Hanke von der Fachstelle für Waldnaturschutz des AELF Bamberg bei der winterlichen Säuberungsaktion der Fledermaussommerquartiere (Foto: Martin Renger)

Forst­wirt Ste­fan Han­ke von der Fach­stel­le für Wald­na­tur­schutz des AELF Bam­berg bei der win­ter­li­chen Säu­be­rungs­ak­ti­on der Fle­der­maus­som­mer­quar­tie­re (Foto: Mar­tin Renger)

Fle­der­mäu­se sind eine äußerst inter­es­san­te Arten­grup­pe. Wie sich ihre Bevöl­ke­rung und ihr Zustand über die Jah­re hin­weg ver­än­dert, das ergrün­det u.a. die Fach­stel­le für Wald­na­tur­schutz Ober­fran­ken, die Teil der Baye­ri­schen Forst­ver­wal­tung ist und ihren Sitz am AELF Bam­berg hat. Die­se klei­ne Grup­pe an Forst­leu­ten mit beson­de­ren Spe­zi­al­kennt­nis­sen beim Wald­na­tur­schutz kon­trol­liert jedes Jahr in den Fau­na-Flo­ra-Habi­tat-Gebie­ten Ober­fran­kens über 2.500 Fle­der­maus­kä­sten. Dadurch gewinnt man wert­vol­le Ein­blicke in die Ver­tei­lung und den Bestand der ver­schie­de­nen Arten. Erfreu­li­cher­wei­se sind unse­re hei­mi­schen Bestän­de seit Jah­ren stabil.

Fle­der­mäu­se als natür­li­che Schädlingsbekämpfer

Fle­der­mäu­se sind die ein­zi­gen Säu­ge­tie­re, die flie­gen kön­nen. Im Juni gebä­ren sie leben­de Jun­ge, meist eines bis zwei je Weib­chen. Die weib­li­chen Tie­re sam­meln sich hier­zu in soge­nann­ten „Wochen­stu­ben“, um ihren Nach­wuchs gemein­sam auf­zu­zie­hen. Die Mut­ter­tie­re haben sich für die­se Zeit ein gutes Nah­rungs­pol­ster ange­fres­sen. Trotz­dem schwär­men sie nachts zur Jagd aus. Dazu las­sen sie ihre Jun­gen in der Unter­kunft, kom­men aber regel­mä­ßig zum Säu­gen zurück.

Ihre Nah­rung besteht aus ver­schie­den­sten Insek­ten, z.B. Stech­mücken, ver­schie­de­ne Fal­ter – dar­un­ter auch Schäd­lin­ge wie Eichen­pro­zes­si­ons­spin­ner -, Lauf­kä­fer und selbst die für die Forst­wirt­schaft über­aus gefähr­li­chen Bor­ken­kä­fer, wel­che im Flug, von Ästen abge­le­sen oder am Boden erbeu­tet werden.

High­tech im Tier­reich: das Prin­zip der Echoortung

Großes Mausohr in seiner Winterschlafstellung (Foto: Norbert Wimmer)

Gro­ßes Maus­ohr in sei­ner Win­ter­schlaf­stel­lung (Foto: Nor­bert Wimmer)

Tags­über ver­brin­gen Fle­der­mäu­se ihre Ruhe­zeit in Baum­höh­len, Nist­kä­sten, in Häu­ser­spal­ten und ‑nischen, in Dach­stüh­len oder auch in Kirch­tür­men, wo sie kopf­über frei hän­gen. Zu ihrem Schutz ist es äußerst wich­tig, sol­che Quar­tie­re zu (er-)kennen und zu erhal­ten oder auch neu zu schaf­fen. Infor­ma­tio­nen zum Fle­der­maus­schutz an Gebäu­den erteilt die zustän­di­ge Natur­schutz­be­hör­de, die am Land­rats­amt oder in der Stadt­ver­wal­tung sitzt.

Nachts gehen Fle­der­mäu­se in Wäl­dern, Flu­ren und beson­ders gern an Gewäs­sern auf Beu­te­fang. Dabei flie­gen sie ger­ne auf Licht­quel­len zu, weil dort oft ein beson­ders rei­ches Ange­bot an Flug­in­sek­ten zu fin­den ist. An Stra­ßen­la­ter­nen kön­nen sie am besten beob­ach­tet wer­den. Mit bis zu 60 km/​h flit­zen die Flug­akro­ba­ten hin und her durch die Nacht. Dass sie sich trotz der Dun­kel­heit und selbst noch bei abso­lut mond­lo­ser Nacht­schwär­ze gut zurecht­fin­den und jedes Hin­der­nis treff­si­cher umflie­gen, liegt an ihrem beson­de­ren Ori­en­tie­rungs­sinn, der wie bei Radar­flug­zeu­gen auf dem Prin­zip der Echo­or­tung beruht. Dabei sto­ßen sie für uns kaum hör­ba­re Lau­te aus, wel­che von Objek­ten zurück­pral­len und von ihren Ohren auf­ge­fan­gen wer­den. An der Art der reflek­tier­ten Lau­te kön­nen Fle­der­mäu­se erken­nen, so unglaub­lich es klingt, ob der zurück­ge­wor­fe­ne Schall von einem Baum, einem Art­ge­nos­sen oder einem Beu­te­tier stammt.

Was machen Fle­der­mäu­se eigent­lich im Winter?

Von Novem­ber bis März hal­ten die Tie­re in geschütz­ten Höh­len, alten Stol­len, Fel­sen- oder Bier­kel­lern ihre Win­ter­ru­he; für man­che Arten tun’s auch aus­ge­faul­te Baum­höh­len. Die Kör­per­tem­pe­ra­tur der Tie­re sinkt im Win­ter von 36 Grad auf ca. 8 Grad Cel­si­us ab; die Herz­fre­quenz redu­ziert sich von 600 Schlä­gen pro Minu­te bei man­chen Arten auf 10 bis 70. Zwi­schen zwei Atem­zü­gen kann sage und schrei­be eine Stun­de vergehen.

Bei uns zählt ins­be­son­de­re die Frän­ki­sche Schweiz mit ihren zahl­rei­chen Höh­len zu den Top­ein­stän­den für Fle­der­mäu­se; mehr noch: die Frän­ki­sche Schweiz zählt zu den bedeut­sam­sten Über­win­te­rungs­ge­bie­ten in ganz Deutsch­land! Hät­ten Sie’s gewusst?

Die Win­ter­quar­tie­re müs­sen kühl, feucht und mög­lichst frost­frei sein. Opti­mal sind Tem­pe­ra­tu­ren zwi­schen sechs und acht Grad Cel­si­us und eine Luft­feuch­tig­keit von 70 bis 90%. Dadurch wird ein Aus­trock­nen der Tie­re ver­hin­dert, wel­che wäh­rend der Win­ter­ru­he nicht aktiv trin­ken. Die Suche nach Was­ser steht nach dem Auf­wa­chen an erster Stel­le, um die Flüs­sig­keits­ver­lu­ste auszugleichen.

Wenn die Bedin­gun­gen gün­stig sind, wer­den man­che Quar­tie­re über Jah­re hin­weg ange­nom­men – auch von ver­schie­de­nen Arten. Als Schlaf­plät­ze die­nen Fels­spal­ten, Fels­wän­de oder Gewöl­be­decken, wo sich’s zusam­men mit den Art­ge­nos­sen behag­lich kuscheln lässt.

Stö­run­gen im Win­ter kön­nen töd­lich sein

Um durch die har­te Win­ter­zeit zu kom­men, haben sich die Fle­der­mäu­se eine dicke Fett­schicht ange­fres­sen. Die­se ist bei gut genähr­ten Tie­ren als auf­fäl­li­ger, auf dem Rücken zwi­schen den Schul­ter­blät­tern gewölb­ter Kra­gen erkenn­bar. Man­che beson­ders fin­di­gen Arten legen sich dar­über hin­aus Nah­rungs­vor­rä­te an, die sie in ver­schie­de­nen Wach­pha­sen ver­zeh­ren, bevor sie ihre Win­ter­ru­he fort­set­zen. In die­ser Zeit sind Stö­run­gen in den Win­ter­quar­tie­ren unbe­dingt zu ver­mei­den. Stö­run­gen kön­nen sogar lebens­be­droh­lich sein, weil die Tie­re durch den unvor­her­ge­se­he­nen Weck­vor­gang über­mä­ßig viel Ener­gie verbrauchen.

Man­che Arten ver­tra­gen mehr Käl­te als ande­re. Kon­trol­len erga­ben – z.B. im Bru­der­wald bei Bam­berg oder im Wald­ge­biet „Unte­re Mark“ bei Forch­heim -, dass man­che Fle­der­mäu­se wie der Gro­ße Abend­seg­ler bei nied­ri­gen ein­stel­li­gen Tem­pe­ra­tu­ren immer noch wach sind. Ande­re sind da schon längst im tief­sten Schlaf.

Ste­fan Han­ke, Mar­tin Ren­ger, Klaus Stangl
Fach­stel­le für Wald­na­tur­schutz Ober­fran­ken, AELF Bamberg