Bay­reuth Tigers: Chri­sti­an Kret­sch­mann ver­län­gert langfristig

Christian Kretschmann bindet sich für die kommenden drei Spielzeiten an die Tigers.
Christian Kretschmann bindet sich für die kommenden drei Spielzeiten an die Tigers. (Foto: Karo Vögel)

Vor Sai­son­frist aus Frank­furt nach Ober­fran­ken gewech­selt, ent­wickel­te sich der erfah­re­ne Stür­mer sofort zu einem bedeut­sa­men Teil der Tigers-Offensive.

Der zwei­kampf­star­ke, am Nie­der­rhein gebo­re­ne Rechts­schüt­ze nimmt jeden Zwei­kampf an, glänzt mit gro­ßem Ein­satz im Penal­ty-Kil­ling und bringt das nöti­ge Scoring-Poten­ti­al mit. In bis­her 30 Ein­sät­zen mit dem Tiger auf der Brust gelan­gen ihm 26 Punk­te (10 Tref­fer sowie 16 Assists). Zudem machen ihn sein star­kes Bul­ly-Spiel – aktu­ell lie­fert er den besten Wert unter den regel­mä­ßi­gen Bul­ly-Spie­lern in Bay­reuth – sowie auch sein Ein­satz in Über­zahl, bei wel­chem er inzwi­schen in der Top-Power­play­for­ma­ti­on zwi­schen den Kon­tin­gent­spie­lern agiert, sehr wertvoll.

Mit über 400 Pro­fi­ein­sät­zen, davon rund 330 in der DEL und 14 Par­tien in der Cham­pi­ons-Hockey-League, ist Kret­sch­mann mit erst 28 Jah­ren einer der erfah­ren­sten Akteu­re im Kader der Tigers.

„Chri­sti­an ist im besten Eis­hockey­al­ter und hat sich schnell und gut ein­ge­fun­den in Bay­reuth. Sei­ne Prä­senz auf und neben der Eis­flä­che ist außer­or­dent­lich. Sein Wort hat in der Mann­schaft Gewicht. Er gehört zu dem Spie­ler­ty­pus, der Erfolg will und braucht und ent­spre­chend alles dafür tut. Er soll einer der Eck­pfei­ler sein, um den wir das künf­ti­ge Team her­um­bau­en“, erklärt Mat­thi­as Wen­del die Ver­pflich­tung für die nähe­re Zukunft.

Kret­sch­mann bin­det sich für die kom­men­den drei Spiel­zei­ten an die Tigers, was deut­lich aus­drückt, dass bei­de Sei­ten aus­ge­spro­chen zufrie­den mit dem nun getrof­fe­nen Arran­ge­ment sind.

Im Inter­view erklärt Kret­sch­mann u.a., war­um er sich lang­fri­stig bin­det, wie er den Stand­ort bis­her erlebt hat und wel­che Mög­lich­kei­ten er hier sieht.

Chri­sti­an, drei Jah­re Ver­trag sind beim Eis­hockey­sport in unse­ren Brei­ten­gra­den nicht all­täg­lich. Wie ist es dazu gekommen?

Chri­sti­an Kret­sch­mann: Es gab zunächst über mei­nen Bera­ter Gesprä­che, bei wel­chen zwei ande­re Ver­ei­ne Inter­es­se gezeigt hat­ten. Das war bereits im Dezem­ber, in der Zeit, als ich aus­ge­fal­len bin. Als ich nach der Coro­na-Infek­ti­on zurück­ge­kom­men bin und es schnell erstaun­lich gut geklappt hat, hat es auch erste Gesprä­che mit den Tigers gege­ben, nach­dem sich her­aus­kri­stal­li­siert hat­te, dass ich gehal­ten wer­den soll. Ich habe mich dann mehr­fach mit Mat­thi­as Wen­del getrof­fen und sehr gute und lan­ge Gesprä­che geführt. Hier ging es nicht nur aus­schließ­lich um das rein sport­li­che, son­dern auch über die Wei­ter­ent­wick­lung des Ver­eins. Was lang­fri­stig mög­lich ist und wo es Ver­bes­se­rungs­po­ten­ti­al gibt. In Bay­reuth ist alles vor­han­den, um einen pro­fes­sio­nel­len Ver­ein füh­ren zu kön­nen und lang­fri­stig eine gute Mann­schaft an den Start schicken zu kön­nen. Bay­reuth geht mei­nes Erach­tens nach in die rich­ti­ge Rich­tung und Mat­thi­as Wen­del geht da per­fekt voran.

Kannst du uns the­ma­tisch in Tei­le die­ser Gesprä­che „mit­neh­men“?

Chri­sti­an Kret­sch­mann: Wie gesagt, es ging nicht nur dar­um, was auf dem Eis pas­siert. Es geht da um die lang­fri­sti­ge Ent­wick­lung des Stand­or­tes und Mat­thi­as hat­te eben auch Inter­es­se, was ich als erfah­re­ner Spie­ler für eine Mei­nung habe, wie gewis­se Din­ge aus Sicht eines Spie­lers zu sehen sind. Es ist hier eini­ges mög­lich und man muss eine Men­ta­li­tät ent­wickeln, wonach man ins Mit­tel­feld der Liga gehört. Natür­lich gibt es auch Ups und Downs aber das ist nor­mal und gehört dazu. Man soll­te bei­spiels­wei­se ver­su­chen, jun­ge Spie­ler best­mög­lich selbst aus­zu­bil­den, um die­se im gün­stig­sten Fall an den Stand­ort zu bin­den und sie lang­fri­stig ins Team zu integrieren.

Die Tigers gehö­ren zu den „klei­ne­ren Orga­ni­sa­tio­nen“ in der Liga. Du hast lan­ge in der DEL gespielt und hast auch in Dres­den oder Frank­furt ande­re, bes­se­re Infra­struk­tu­ren ken­nen gelernt?

Chri­sti­an Kret­sch­mann: Man kann und soll­te die DEL eigent­lich nicht mit der DEL2 ver­glei­chen. Egal ob spie­le­risch oder auch von den Orga­ni­sa­tio­nen. Dort wird ein ganz ande­rer Auf­wand betrie­ben. Das geht schon damit los, dass meist ein oder zwei Co-Trai­ner, ein Goa­lie-Coach oder auch Fit­ness- und Video-Coa­ches zum Staff gehören.

Ihr hat­tet bis vor kur­zem eine recht schwie­ri­ge Pha­se mit eini­gen Nie­der­la­gen in Fol­ge. Wie sah das 
Innen­le­ben in der Mann­schaft zu die­ser Zeit aus?

Chri­sti­an Kret­sch­mann: Wir haben eine Mann­schaft mit vie­len erfah­re­nen Spie­lern, sei es vom Alter her oder dass sie höher­klas­sig gespielt haben. Die haben sol­che oder ähn­li­che Situa­tio­nen meist schon ein­mal erlebt. Klar gab es zu die­ser Zeit schlech­te­re Pha­sen, aber die Stim­mung war nie rich­tig schlecht. Wir wuss­ten aber, dass wir mit die­sem Kader eigent­lich nicht dort sein dür­fen, wo wir standen.

Dann kam der Trainerwechsel…

Chri­sti­an Kret­sch­mann: Ja, uns war bewusst, dass jetzt der Reset But­ton gedrückt wer­den muss. Nach­dem wir noch eine fet­te Klat­sche kas­siert haben, konn­ten wir uns dann Gott sei Dank fan­gen. Durch har­te Arbeit und Dis­zi­plin konn­ten wir mit dem neu­en Coach in die Spur zurück­fin­den und auch wie­der Spie­le gewinnen.

Kannst du beschrei­ben, was sich seit­dem geän­dert hat?

Chri­sti­an Kret­sch­mann: Wir spie­len ein ganz ande­res System, wesent­lich aggres­si­ver. In der Defen­siv­zo­ne sehr viel dis­zi­pli­nier­ter. Wir kön­nen die Ideen von Far­kas bis­her gut umsetzen.

Das Trai­ning ist auch ein anderes?

Chri­sti­an Kret­sch­mann: Ja, es hat mehr Inten­si­tät, mehr Feu­er. Far­kas legt viel Wert auf das Läu­fe­ri­sche, auf gutes Kör­per­spiel, aber gleich­zei­tig auch dar­auf, dass wir dis­zi­pli­niert blei­ben. Er ist ein har­ter Arbei­ter mit gutem Hockey-IQ. Und er greift auch durch, wenn es sein muss.

Die Fra­ge nach Zie­len ist immer schwie­rig. Trotz­dem: Was stellst du dir für die nahe Zukunft für dich sowie auch für das Team vor?

Chri­sti­an Kret­sch­mann: Als Team möch­ten wir natür­lich aus dem Play­down-Plät­zen raus. Aber man muss ehr­lich sein. Das wird eine enge Kiste und wird ver­mut­lich erst auf der Ziel­ge­ra­den ent­schie­den. Wenn wir das nicht schaf­fen, dann müs­sen wir geschlos­sen als Mann­schaft durch die Play­downs mar­schie­ren. Per­sön­lich möch­te ich dem Team hel­fen, das best­mög­li­che Ergeb­nis zu erzie­len und dabei als Eck­pfei­ler agie­ren und Akzen­te set­zen. Natür­lich freut man sich auch über Tore und Vor­la­gen, aber das ist mir per­sön­lich nicht das Wichtigste.

Nach einem guten hal­ben Jahr: Wie hast du dich ein­ge­lebt in Bayreuth?

Chri­sti­an Kret­sch­mann: Es ist natür­lich etwas schwie­ri­ger in die­sen Zei­ten alles ken­nen­zu­ler­nen, aber mir gefällt es sehr gut. Wenn mei­ne Freun­din hier ist, sind wir ger­ne in der Ere­mi­ta­ge und das was ich bis­her gese­hen habe, ist sehr schön. Ich füh­le mich wohl, wenn ich raus­ge­he. Das ist mir sehr wich­tig, um mich zu 100% auf das Eis­hockey zu kon­zen­trie­ren und mei­ne Lei­stung brin­gen zu kön­nen. Bay­reuth hat zudem einen sehr schö­nen Golf­platz. Die Anla­ge ist klas­se und wird nach Mög­lich­keit oft genutzt.