Offe­ner Brief des „Kli­ma­ent­scheid Bay­reuth“ zur aus­ge­fal­le­nen Bürger:innenversammlung

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Kei­ne Bürger:innenversammlung in Bay­reuth – Ein Ver­säum­nis direk­ter Demokratie

Demo­kra­tie lebt von Betei­li­gung. Jetzt wur­de die für Mitt­woch, den 02. Febru­ar, geplan­te Bürger:innenversammlung der Stadt auf­grund der Infek­ti­ons­ge­fähr­dungs­la­ge kurz­fri­stig ver­scho­ben. Ein gro­ßes Ver­säum­nis der Stadt, fin­det der Kli­ma­ent­scheid Bay­reuth, und kri­ti­siert, dass die Stadt kein ande­res For­mat bietet.

Zivil­ge­sell­schaft­li­ches Enga­ge­ment ist Grund­bau­stein unse­rer Demo­kra­tie. Denn ohne eine Ver­wirk­li­chung des demo­kra­ti­schen Gedan­kens in unse­rer Gesell­schaft kann Demo­kra­tie nie wirk­sam sein. Demo­kra­tie lebt auch davon, dass vie­le Bürger:innen bereit sind, sich in das demo­kra­ti­sche Leben ein­zu­mi­schen und an der Gestal­tung öffent­li­cher Ange­le­gen­hei­ten mit­zu­wir­ken. Dabei beginnt demo­kra­ti­sche Mit­ge­stal­tung auf klein­ster Ebe­ne – und das sind Kom­mu­nen. Nicht umsonst wer­den daher Kom­mu­nen auch als “Keim­zel­len der Demo­kra­tie” bezeich­net. So schreibt auch das Bun­des­netz­werk gesell­schaft­li­ches Enga­ge­ment: “Demo­kra­tie kann über­haupt nur leben­dig wer­den, wenn mög­lichst vie­le Bür­ge­rin­nen und Bür­ger bereit sind, sich ein­zu­mi­schen und Mit­ver­ant­wor­tung zu übernehmen.”

Die Stadt Bay­reuth selbst beschreibt auf ihrer Web­site unter­schied­li­che Mög­lich­kei­ten der Bürger:innen betei­li­gung. Eini­ge die­ser Mög­lich­kei­ten sind für vie­le Bürger:innen jedoch schwer zugäng­lich. Einen Bürger:innen antrag, bei­spiels­wei­se, müs­sen min­de­stens 1% der Einwohner:innen Bay­reuths unter­zeich­net haben, sodass er wirk­sam ist. Auf kom­mu­na­ler Ebe­ne ist die Bürger:innenversammlung daher eine zen­tra­le direkt­de­mo­kra­ti­sche Stell­schrau­be, die es Bayreuther:innen auf direk­tem und ein­fa­chem Wege ermög­licht, mit Ober­bür­ger­mei­ster Tho­mas Ebers­ber­ger und unter­schied­li­chen Entscheidungsträger:innen der Stadt in den Dia­log zu tre­ten. Die­se Bürger:innenversammlung, die für den 02. Febru­ar geplan­te war, ist nun “auf­grund der aktu­el­len Infek­ti­ons­ge­fähr­dungs­la­ge durch die Coro­na-Pan­de­mie” von Ober­bür­ger­mei­ster Ebers­ber­ger abge­sagt wor­den. Nur zwei Tage vor der Ver­samm­lung ent­schied sich die Stadt also, die geplan­te Ver­samm­lung nun doch nicht statt­fin­den zu las­sen – stellt aber auch kei­nen ande­ren Ter­min für die Ver­samm­lung in Aussicht.

Zwar kann der Kli­ma­ent­scheid Bay­reuth ver­ste­hen, dass die Stadt mit Blick auf die der­zeit hohen Inzi­den­zen beson­de­ren Her­aus­for­de­run­gen gegen­über­steht. Der Rapi­de Anstieg der Inzi­denz ist jedoch kei­ne Ent­wick­lung der letz­ten Tage und war bereits vor vie­len Woche abzu­se­hen. Die Stadt hat es daher ein­deu­tig ver­säumt, sich nach einem alter­na­ti­ven For­mat, wie bei­spiels­wei­se einer digi­ta­len Bürger:innenversammlung, zu bemü­hen. Dadurch nimmt die Stadt den Bürger:innen ein Mit­tel zur Mit­ge­stal­tung von poli­ti­schen Ent­schei­dungs­pro­zes­sen und die Mög­lich­keit des Dia­logs mit der Stadt. So sagt auch XY des KE: “Die Stadt­ver­samm­lung ist für vie­le Men­schen eine tol­le Mög­lich­keit, mit Politiker:innen der Stadt in den Dia­log zu tre­ten. Bürger:innen bemü­hen sich um Fra­gen und berei­ten Anträ­ge vor. Dass die Stadt hier die Bürger:innenversammlung ohne wei­te­res absagt, ist für mich unverständlich.”

Dass die Stadt mit Blick auf die Sie­ben-Tages-Inzi­denz kei­ne Bürger:innenversammlung in Prä­senz statt­fin­den las­sen möch­te, ist Gewis­sens­ent­schei­dung der Stadt. Kein alter­na­ti­ves Online-For­mat anzu­bie­ten, Ver­säum­nis. Wir for­dern die Stadt daher auf, ein alter­na­ti­ves Kon­zept für die Bürger:innenversammlung aus­zu­ar­bei­ten, um den Bürger:innen die Teil­ha­be am poli­ti­schen Pro­zess zu ermöglichen.

Im Namen des Kli­ma­ent­scheid Bayreuth
Lean­der Schneider