Sonn­tags­ge­dan­ken: Versager?

Symbolbild Religion

„Mei­ster, wir haben die gan­ze Nacht gear­bei­tet und nichts gefan­gen!“ (LK 5,5)

Anders aus­ge­drückt: Mei­ster, wir haben ver­sagt. Wir hat­ten kei­nen Erfolg. Wir sind Versager!

Pfarrer Klaus Weigand (rechts) mit Urmel ...

Pfar­rer Klaus Weig­and (rechts) mit Urmel …

Geht es so wie den Fischern nicht auch vie­len Men­schen? Wenn jemand sich immer abmüht, wenn jemand sich anstrengt und nur am rödeln ist, und dann kei­nen Erfolg sieht: Das macht doch müde, das macht einen doch mut­los. Da zwei­felt man an sich sel­ber und möch­te am lieb­sten aufgeben.

„Wir haben die ganz Nacht gear­bei­tet, und nichts gefan­gen!“ So geht es auch vie­len in der Kir­che. Gera­de in den Pfarr­ge­mein­den vor Ort mühen sich Men­schen ab, und ihre Mit­men­schen kön­nen mit einem Mal alles zunich­te machen, sodass sich jene wirk­lich ver­ge­bens abge­müht haben.

Aber genau den erfolg­lo­sen Fischern, die sich die ganz Nacht abge­müht haben, traut Jesus zu, die Net­ze aus­zu­wer­fen, für ihn auf Fisch­fang zu gehen und die Net­ze noch ein wei­te­res Mal aus­zu­wer­fen, selbst wenn die Lage aus­weg­los scheint. Denn wenn sie schon in der Nacht nichts gefan­gen haben, wie soll­te es dann am Tag funk­tio­nie­ren? Die­ses Vor­ha­ben ver­spricht doch nur wie­der­um wenig erfolg­reich zu werden.

Und den­noch tun sie es: Sie wer­fen ihre Net­ze aus, und sie machen den Fang ihres Lebens!

Er hat es ihnen ein­fach zugetraut.

Ist es nicht schön, wenn Men­schen ein­an­der ver­trau­en, wenn Men­schen einem etwas zutrau­en, selbst wenn das Ver­trau­en schon ein­mal ent­täuscht wor­den ist?

Wir kön­nen ande­re ermun­tern: „Ich traue dir zu, dass du es schaf­fen wirst.“ Das macht dann doch wirk­lich Mut, wäh­rend andern­falls nur mit Dro­hun­gen Druck aus­ge­übt wird.

Und so traut Gott auch mir, so traut Gott auch dir zu, Men­schen für sei­ne Fro­he Bot­schaft zu begei­stern, für die Gute Sache Jesu, also dafür: Leben für ande­re zu ermöglichen.

Er traut dir, ja dir per­sön­lich zu, Men­schen zu ermu­ti­gen. Du musst es nur wagen, selbst wenn du für dich denkst, du schaff­test es nicht.

Doch! Denn genau auf dich kommt es an, und in dir stecken unge­heu­er vie­le Fähig­kei­ten. Traue dir nur sel­ber auch etwas zu.

Lie­be Freun­de, und des­halb macht auch mir die Erzäh­lung aus dem Evan­ge­li­um Mut, gera­de jetzt nicht auf­zu­ge­ben und sozu­sa­gen die Net­ze immer und immer wie­der auszuwerfen.

Wir haben als Kir­che immer noch eine gute, froh machen­de Bot­schaft; wir müs­sen sie nur wei­ter­sa­gen. Gera­de jetzt! Dabei kommt es nicht nur auf die soge­nann­ten Haupt­amt­li­chen an, son­dern auf jeden, auch auf dich und auf dich und auf dich.

Kir­che muss wie­der neu von unten her leben, Licht sein und Hoff­nung brin­gen, selbst in die­ser ver­wor­re­nen Situation.

Mir sagt die Geschich­te aus dem Evan­ge­li­um: Auf, wirf jetzt dein Netz aus! „Aus­tre­ten“ ist die eine Mög­lich­keit, „Auf­tre­ten“ ist die ande­re. Nein, ich will nicht auf­ge­ben, gera­de jetzt nicht, denn für mich gilt: Jetzt erst recht!

Jetzt erst recht: Das gilt für jeden, auch für dich. Das gilt für Dein gan­zes Leben. Traue dir sel­ber etwas zu! – Du schaffst es! Denn du glaubst gar nicht, was du alles kannst.

Ich wün­sche Ihnen von gan­zem Her­zen ein unge­heu­res Ver­trau­en in sich sel­ber, in Ihre je eig­nen Fähig­kei­ten und Talente.

Du bist, so wie du bist, ein­zig­ar­tig, wich­tig und wert­voll; und zwar nicht nur für Gott – für vie­le ande­re auch.

Des­we­gen: Auf! Mache auch ande­ren Mut und wer­de für sie Licht!

Alles Lie­be und Gute und pas­sen Sie gut auf sich auf!

Klaus Weig­and


Wei­te­re Sonn­tags­ge­dan­ken

Infos zu Pfar­rer Klaus Weigand

  • Gebo­ren 1966 in Erlen­bach am Main (Unter­fran­ken)
  • Abitur am The­re­sia­num in Bam­berg 1989
  • Stu­di­um der Kath. Theo­lo­gie in Bam­berg und Wien
  • Prie­ster­wei­he 1998
  • Tätig­kei­ten:
  • Fürth, Christ­kö­nig von 1997 – 2010
  • Bucken­ho­fen als Pfarr­ad­mi­ni­stra­tor 2010 – 2015
  • seit 2015 in Herolds­bach und Hausen

1 Antwort

  1. Tiberius Sempronius Gracchus sagt:

    „Wir haben als Kir­che immer noch eine gute, froh machen­de Bot­schaft; wir müs­sen sie nur wei­ter­sa­gen“, schrei­ben Sie – wie wahr! Nur: Wann und, wenn, wie sagen wir sie weiter?

    Die Ver­kün­dung der Froh­bot­schaft geschieht weit­ge­hend im geschlos­se­nen Zir­kel. Öffent­li­che Auf­trit­te (Fern­seh­got­tes­dien­ste, Kir­chen­ta­ge, Pro­zes­sio­nen, Stern­sin­ger, …) über­mit­teln die Kern­in­hal­te des Glau­bens allen­falls ansatz­wei­se, errei­chen Außen­ste­hen­de kaum. Kirch­li­che Kom­men­tie­rung gesell­schaft­li­chen Lebens oder poli­ti­scher Ent­schei­dun­gen erweckt oft zu sehr den Ein­druck, hier soll­ten dog­ma­tisch über­lie­fer­te Moral­vor­stel­lun­gen dem Zeit­geist ent­ge­gen­ge­stellt wer­den. Ursprung, Ent­wick­lung, Begrün­dung und Aktua­li­tät wer­den nur sel­ten dar­ge­legt, so daß sie in der säku­la­ri­sier­ten Gegen­wart meist wenig Ver­ständ­nis fin­den, ihr Wert für das Zusam­men­le­ben nicht erkannt wird.

    Hin­zu kommt der selbst­ver­schul­de­te Glaub­wür­dig­keits­ver­lust, der selbst über­zeug­te Chri­stin­nen und Chri­sten davon abhält, sich offen zu bekennen.

    Trotz der bibli­schen Mah­nung, sein Licht nicht unter den Schef­fel zu stel­len, son­dern für alle sicht­bar auf einen Leuch­ter, ist das Erfor­der­nis einer über­zeu­gen­den Öffent­lich­keits­ar­beit in der Kir­che nicht wirk­lich ange­kom­men. Und das gilt für nahe­zu alle Ebenen.

    Glück­li­cher­wei­se gibt es gegen­tei­li­ge Bei­spie­le, wenn­gleich zu weni­ge (sie­he auch: http://​www​.wie​sent​bo​te​.de/​2​0​2​0​/​0​7​/​2​8​/​e​b​e​r​m​a​n​n​s​t​a​d​t​-​c​o​b​u​r​g​-​g​a​u​s​t​a​d​t​-​f​u​l​l​-​o​f​-​f​i​r​e​-​n​e​u​e​-​o​b​e​r​f​r​a​e​n​k​i​s​c​h​e​-​k​i​r​c​h​e​n​b​a​n​d​-​g​e​g​r​u​e​n​d​et/ und http://​www​.wie​sent​bo​te​.de/​2​0​2​0​/​0​8​/​1​0​/​g​a​u​s​t​a​d​t​-​f​u​l​l​-​o​f​-​f​i​r​e​-​k​o​m​m​t​-​g​u​t​-​an/!). Solch begei­ster­tes Enga­ge­ment, das die Öffent­lich­keit sucht, ohne auf­dring­lich zu wir­ken, wäre, the­ma­tisch breit gefä­chert, viel­fach wünschenswert.

    Weih­nach­ten ist vor­bei, Ostern naht. Aber auch die Pfingst­bot­schaft ist zeitlos.