HC Erlan­gen schreibt Ver­eins­ge­schich­te und löst das Ticket für das Final4 in Hamburg

Symbolbild Handball

Der Erlan­ger Hand­ball­club erreich­te am Sams­tag­abend Histo­ri­sches. Im Vier­tel­fi­na­le des DHB-Pokals trat der HCE beim Tra­di­ti­ons­ver­ein VfL Gum­mers­bach an und kämpf­te sich nach einem zwi­schen­zeit­li­chen Vier-Tore-Rück­stand lei­den­schaft­lich zurück ins Spiel. Dank der bären­star­ken Auf­hol­jagd und der sen­sa­tio­nel­len Unter­stüt­zung der ca. 200 mit­ge­rei­sten Fans schaff­ten es die Erlan­ger am Ende mit 27:29 (16:12) als Sie­ger vom Feld zu gehen. Der HCE steht somit das erste Mal in sei­ner Ver­eins­ge­schich­te im REWE Final Four in Hamburg.

Nun steht es fest: Wenn am Wochen­en­de vom 23./24. April 2022 ein letz­tes Mal vor dem Umzug nach Köln der DHB-Pokal-Sie­ger in der Ham­bur­ger Bar­clays Are­na ermit­telt wird, ist der HC Erlan­gen erst­mals mit dabei. Nach den ein­drucks­vol­len Sie­gen gegen den Vize­mei­ster SG Flens­burg-Han­de­witt (29:26) und gegen die HSG Wetz­lar (31:19) erkämpf­te sich der HCE auch am Sams­tag­abend im Vier­tel­fi­na­le beim VfL Gum­mers­bach einen Sieg. Der HC Erlan­gen trat ohne sei­nen Abwehr­chef Pet­ter Over­by, der krank­heits­be­dingt nicht zur Ver­fü­gung stand, zum Pokal-Fight an. Die Fran­ken star­te­ten mit Bis­sel, Fäth, Büdel, Stei­nert, Sel­lin und Zechel ins Vier­tel­fi­na­le. Zwi­schen den Pfo­sten begann Kle­men Fer­lin. Nico Büdel erziel­te den ersten Tref­fer des Abends und brach­te sei­ne Mann­schaft mit 0:1 in Füh­rung. In der Anfangs­pha­se merk­te man bei­den Teams zunächst eine gewis­se Ner­vo­si­tät an. Nach eini­gen Fehl­ver­su­chen auf bei­den Sei­ten tra­fen die Gum­mers­ba­cher vom Kreis zum 3:2 (9.), doch auch mit einem Mann weni­ger schaff­ten es die Fran­ken zum 3:3 aus­zu­glei­chen. Über die Spiel­stän­de 4:4 und 5:5, warf sich der HCE nach einer Vier­tel­stun­de über Chri­stoph Stei­nert zum 6:6. Bei­de Abwehr­rei­hen ver­tei­dig­ten kom­pakt, wes­halb sich zunächst kei­ne der bei­den Mann­schaf­ten abset­zen konn­te. Nach zwan­zig Minu­ten nahm Gum­mers­bach die Aus­zeit. Wäh­rend sich der HCE dar­auf­hin rei­hen­wei­se gute Wurf­mög­lich­kei­ten her­aus­spiel­te, aber immer wie­der am ser­bi­schen Natio­nal­tor­hü­ter Iva­ni­s­e­vic schei­ter­te, zog der VfL bis zur 23. Minu­te mit 12:9 davon. Simon Jepps­son netz­te dar­auf­hin zum 13:10 ein, aber bis zum Sei­ten­wech­sel schaff­ten es die Gäste nicht mehr auf Schlag­di­stanz zu kom­men. Firn­ha­ber und Metz­ner kamen zwar noch mal zum Tor­er­folg, doch zur Pau­se lasen die 1240 Zuschau­er in der Schwal­be-Are­na einen 16:12-Rückstand für den HC Erlan­gen auf der Anzeigetafel.

In der Pau­se schien HCE-Coach Raúl Alon­so die rich­ti­gen Wor­te gefun­den zu haben, denn sein Team wirk­te wie aus­ge­wech­selt, als Simon Jepps­son unmit­tel­bar nach Wie­der­be­ginn mit einem Dop­pel­schlag inner­halb von 40 Sekun­den auf 16:14 ver­kürz­te. Nach einem Gegen­tref­fer in Unter­zahl zeig­ten sich Jepps­son und Jae­ger wie­der treff­si­cher, sodass der Rück­stand inner­halb von fünf Minu­ten auf­ge­holt war (17:17). Spä­te­stens jetzt war der HCE wie­der voll im Spiel und schaff­te es nun auch sei­ne Klas­se aus­zu­spie­len. Gum­mers­bach ver­tei­dig­te offen­siv, sodass Stei­nert den Sie­ben­me­ter her­aus hol­te, den er in der 38. Minu­te eis­kalt zur 17:19-Führung ver­wan­del­te. Ange­peitscht von ca. 200 Erlan­ger Fans, die die Rei­se in die Schwal­be-Are­na antra­ten, leg­ten die Fran­ken im Ober­ber­gi­schen los wie die Feu­er­wehr. Durch cle­ve­re Spiel­zü­ge und eini­ge star­ke Para­den von Mar­tin Zie­mer über­nah­men die Erlan­ger nach 40. Minu­ten mit 17:20 die Füh­rung und schaff­ten es somit das Spiel zu ihren Gun­sten zu dre­hen. Auch als Simon Jepps­son, der mit acht Toren der beste Wer­fer sei­nes Teams war, in Über­zahl kla­ren Kopf bewahr­te und auf 18:21 (42.) erhöh­te, stan­den die Zei­chen wei­ter­hin auf Aus­wärts­sieg. Der Tabel­len­füh­rer der 2. Liga ver­such­te jedoch noch ein­mal alles, um die beein­drucken­de Sie­ges­se­rie vor hei­mi­scher Kulis­se nicht abrei­ßen zu las­sen. Die Ober­ber­gi­schen stell­ten in den letz­ten zehn Minu­ten auf eine offen­si­ve 3:2:1‑Abwehr um, die den HC Erlan­gen stark unter Druck setz­te. Über die Spiel­stän­de 22:25 und 24:26 kamen die Haus­her­ren sie­ben Minu­ten vor Schluss noch mal zum Aus­gleich (26:26). Anstatt den Kopf in den Sand zu stecken, behielt der HCE die Ner­ven und erkämpf­te sich über Stei­nert den 26:27-Führungstreffer. Auch die­sen beant­wor­te­ten die Gast­ge­ber wie­der mit einem Tref­fer von Lukas Bloh­me, sodass sich das Spiel vier Minu­ten vor dem Abpfiff zu einem wahr­haf­ti­gen Pokal-Kri­mi wan­del­te. Gum­mers­bach ver­tei­dig­te offen­siv und der HCE scheu­te kei­nen Zwei­kampf. Es ging hart zur Sache und dank einer bären­star­ken Para­de von Mar­tin Zie­mer in der 59. Minu­te war es den Fran­ken mög­lich, wie­der in Füh­rung zu gehen. Simon Jepps­son, der ein star­kes Spiel mach­te, fackel­te nicht lan­ge und wuch­te­te den Ball mit allem, was er hat­te in die Maschen. Als Zie­mer dar­auf­hin wie­der stark parier­te, hielt es kaum noch einen HC-Spie­ler auf der Bank. Der VfL mach­te sei­ne Deckung auf, um noch ein­mal in den Ball­be­sitz zu gelan­gen, doch Tim Zechel ließ mit sei­nem Tref­fer zum 27:29 den Traum vom Final4 wahr wer­den und bescher­te dem HC Erlan­gen einen höchst emo­tio­na­len und histo­ri­schen Augen­blick. Nach dem Schluss­pfiff lagen sich Mann­schaft, Ver­ant­wort­li­che und Fans in den Armen und alle genos­sen die Tat­sa­che, dass der HCE erst­mals in sei­ner Ver­eins­ge­schich­te das Ticket für das Final4 in Ham­burg lösen konnte.

„Wir hat­ten in der zwei­ten Halb­zeit unse­re Fans im Rücken, die uns unglaub­lich stark unter­stützt haben. Wir wuss­ten, dass uns heu­te eine Mann­schaft erwar­tet, die her­vor­ra­gen­de Arbeit lei­stet und eine star­ke Sai­son spielt. Wir haben in der ersten Hälf­te zu vie­le Feh­ler gemacht und unse­ren Geg­ner zu leich­ten Toren ein­ge­la­den. Doch wir haben es dann im zwei­ten Durch­gang geschafft mit einer völ­lig ande­ren Ein­stel­lung zu Wer­ke zu gehen und das Spiel zu dre­hen. Wir sind extrem glück­lich und wis­sen auch, dass vie­les heu­te noch nicht per­fekt war, doch jetzt genie­ßen wir ein­fach die­sen histo­ri­schen Moment. Ich bin stolz auf unse­re Jungs und stolz auf unse­re Fans, die wir heu­te beloh­nen konn­ten“, sag­te Raúl Alon­so auf der Pres­se­kon­fe­renz nach dem Spiel.

„Wir sind alle über­wäl­tigt, wel­chen Cha­rak­ter die Mann­schaft gezeigt hat und wie sie ein fast ver­lo­re­nes Spiel noch zurück­ge­holt hat. Wir kön­nen noch gar nicht glau­ben, dass unser HC Erlan­gen im Final Four in Ham­burg ver­tre­ten ist. Ein Traum wur­de wahr“, freu­te sich der Auf­sichts­rats­vor­sit­zen­de des HC Erlan­gen, Dr. Car­sten Bis­sel nach dem Abpfiff.

Auf wen die Fran­ken im Final Four tref­fen wer­den, wird am kom­men­den Diens­tag ermit­telt. Die Aus­lo­sung wird am 08. Febru­ar ab 15:30 Uhr in der Bar­clays Are­na statt­fin­den und live auf dem Face­book- und You­tube-Kanal der LIQUI MOLY HBL zu sehen sein.

Zeit zum Fei­ern bleibt den Fran­ken jedoch nicht, denn am kom­men­den Mitt­woch war­tet bereits das näch­ste Pflicht­spiel auf den HC Erlan­gen. Im ersten Heim­spiel des Jah­res 2022 emp­fan­gen Chri­sto­pher Bis­sel & Co. das Star-Ensem­ble der MT Melsun­gen. Dann wer­den die Erlan­ger gemein­sam mit ihren Fans im Rücken wie­der 60 Minu­ten lang kämp­fen, um als Sie­ger vom Feld zu gehen. Tickets für das erste Bun­des­li­ga­spiel nach der Win­ter­pau­se sind im Online-Shop und an allen bekann­ten Reser­vix-Vor­ver­kaufs­stel­len erhältlich.

STA­TI­STIK

VFL GUM­MERS­BACH
Tor: Nagy, Ivanisevic
Fan­ger, Vidarsson (2), Köster (1), Bloh­me (5/2), Häse­ler, Her­mann, Her­zig (3), Preg­ler (2), Dzi­al­akie­wicz (1), San­tos (7), Kies­ler, Stü­ber, Zeman (2), Bozo­vic (4/2)

HC ERLAN­GEN
Tor: Zie­mer, Son­ne-Han­sen, Ferlin
Seitz, Sel­lin (3), Jae­ger (4), Fäth (1), Firn­ha­ber (1), Büdel (1), Bis­sel, Metz­ner (3), Link, Jepps­son (8), Stei­nert (5/2), Leban (1), Zechel (2)