Uni­ver­si­tät Bam­berg: „Geflüch­te­te ler­nen Deutsch am effek­tiv­sten in Sprachkursen“

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Bam­ber­ger Sozio­lo­gin und ihr Team haben in einer Stu­die für das DIW Ber­lin den Sprach­er­werb von Geflüch­te­ten und ande­ren Neu­zu­ge­wan­der­ten verglichen.

Geflüch­te­te erler­nen die deut­sche Spra­che fast genau­so schnell und genau­so gut wie ande­re Neu­zu­ge­wan­der­te – obwohl sie mit ande­ren Aus­gangs­be­din­gun­gen star­ten: Da sie meist über­stürzt aus ihrem Hei­mat­land geflo­hen sind, haben sie bei Ankunft in Deutsch­land in der Regel kei­ne Sprach­kennt­nis­se. Deut­li­che Ver­bes­se­run­gen bei den Deutsch­kennt­nis­sen erzie­len sie über Sprach­kur­se. Fast drei Vier­tel der Geflüch­te­ten besu­chen einen sol­chen. Ande­re Neu­zu­ge­wan­der­te erler­nen dage­gen die deut­sche Spra­che häu­fi­ger über All­tags­kon­tak­te, zum Bei­spiel an der Arbeits­stät­te. Dies sind die Ergeb­nis­se einer Stu­die des Deut­schen Insti­tuts für Wirt­schafts­for­schung (DIW Ber­lin), die auf Geflüch­te­ten- und Migra­ti­ons­stich­pro­ben des Sozio-oeko­no­mi­schen Panels (SOEP) basiert.

„Der Sprach­er­werb ist eine zen­tra­le Vor­aus­set­zung für eine erfolg­rei­che Inte­gra­ti­on“, betont Stu­di­en­au­to­rin Cor­ne­lia Kri­sten, die den Lehr­stuhl für Sozio­lo­gie, ins­be­son­de­re Sozi­al­struk­tur­ana­ly­se, an der Uni­ver­si­tät Bam­berg inne­hat. Gemein­sam mit ihrer Kol­le­gin Yuli­ya Kos­yako­va vom Insti­tut für Arbeits­markt- und Berufs­for­schung (IAB) und Chri­stoph Spör­lein von der Uni­ver­si­tät Düs­sel­dorf hat sie unter­sucht, unter wel­chen Umstän­den Zuge­wan­der­te in den ersten sechs Jah­ren nach dem Zuzug Deutsch ler­nen. Wich­ti­ger als die Moti­va­ti­on sind dem­nach die Lern­ge­le­gen­hei­ten, die sich den Zuge­wan­der­ten im All­tag oder über geziel­te Ange­bo­te bieten.

Über die­se Lern­ge­le­gen­hei­ten ver­bes­sern sich die Sprach­kennt­nis­se deut­lich, bei den Geflüch­te­ten geschieht dies stär­ker über gesteu­er­te Lern­ge­le­gen­hei­ten wie in Sprach­kur­sen als über All­tags­kon­tak­te. „Vie­le Geflüch­te­te leben am Anfang in Sam­mel­un­ter­künf­ten und haben wenig Kon­takt zu Per­so­nen, die deutsch spre­chen. Das ergibt zunächst weni­ger Lern­ge­le­gen­hei­ten. Umge­kehrt neh­men sie aber häu­fi­ger an Sprach­kur­sen teil als ande­re Zuge­wan­der­te“, erläu­tert Stu­di­en­au­to­rin Kri­sten. Rund 73 Pro­zent der Geflüch­te­ten besu­chen einen Sprach­kurs, etwa die Hälf­te aller Geflüch­te­ten schließt die­sen mit einem Zer­ti­fi­kat ab. Schon recht kurz nach ihrer Ankunft holen sie zu ande­ren Migrant*innen auf, nach etwa 48 Mona­ten gibt es bei den Deutsch­kennt­nis­sen kei­ne signi­fi­kan­ten Unter­schie­de mehr zwi­schen den bei­den Gruppen.

Die Ergeb­nis­se ver­deut­li­chen, dass gera­de die vie­len Kurs­an­ge­bo­te, die Geflüch­te­te in der ersten Zeit nach ihrer Ankunft wahr­neh­men, eine wich­ti­ge Rol­le bei ihrer frü­hen Inte­gra­ti­on spie­len. „Die mit­tel- und lang­fri­sti­gen Erträ­ge die­ser Inve­sti­tio­nen – wie eine schnel­le­re Kon­takt­auf­nah­me zur Mehr­heits­be­völ­ke­rung oder ein erleich­ter­ter Zugang zum Arbeits­markt – dürf­ten die ent­stan­de­nen Kosten bei wei­tem auf­wie­gen“, ist Kri­sten über­zeugt. „Daher soll­te die Poli­tik auf allen Ebe­nen kon­ti­nu­ier­lich an der Ver­bes­se­rung des Ange­bots arbei­ten, um nicht nur mehr Geflüch­te­te in Sprach­kur­se zu brin­gen, son­dern auch dafür zu sor­gen, dass höhe­re Niveaus erreicht werden.“

Publi­ka­ti­on:
DIW Wochen­be­richt Nr. 5/2022: Deutsch­kennt­nis­se ent­wickeln sich bei Geflüch­te­ten und ande­ren Neu­zu­ge­wan­der­ten ähn­lich – Sprach­kur­se spie­len wich­ti­ge Rolle.

Wei­te­re Infor­ma­tio­nen unter: www​.diw​.de/​d​e​/​d​i​w​_​0​1​.​c​.​8​3​4​4​2​6​.​d​e​/​g​e​f​l​u​e​c​h​t​e​t​e​_​l​e​r​n​e​n​_​d​e​u​t​s​c​h​_​a​m​_​e​f​f​e​k​t​i​v​s​t​e​n​_​i​n​_​s​p​r​a​c​h​k​u​r​s​e​n​.​h​tml