Sonn­tags­ge­dan­ken: So schön

Symbolbild Religion

Der Herr hat mich gesandt, damit ich den Armen eine fro­he Bot­schaft brin­ge, damit ich den Gefan­ge­nen die Ent­las­sung ver­kün­de und den Blin­den das Augen­licht, damit ich die Zer­schla­ge­nen in Frei­heit set­ze und ein Gna­den­jahr des Herrn aus­ru­fe. (vgl. Lk 1,18,19)

Oh, wie ist das schön, oh, wie ist das schön, so was hat die Welt noch nicht gese­hen, so schön, so schön.

Lie­be Freunde,

ja, wie wäre das schön.

Pfarrer Klaus Weigand (rechts) mit Urmel ...

Pfar­rer Klaus Weig­and (rechts) mit Urmel …

Schön wäre es, wenn Fol­gen­des über­all auf der Erde Wirk­lich­keit wäre: Blin­de sehen wie­der, Armen wird plötz­lich eine gute Nach­richt ver­kün­det, obwohl sie sonst nur Ableh­nung erfah­ren, Men­schen, die am Boden lie­gen, wer­den auf­ge­rich­tet, Gefan­ge­ne, die zu Unrecht ver­ur­teilt wur­den, bekom­men ihre Frei­heit wieder.

Wow, wie wäre das schön, wenn über­all Frie­den herrschte?

Oh, wie wäre das schön!

Aber nein, es wird wohl nie Wirk­lich­keit wer­den, es wird wohl nie zutref­fen, es wird offen­bar ein­fach nur ein schö­nes Mär­chen bleiben.

Und dann müss­te man noch dar­un­ter­set­zen: „… und wenn sie nicht gestor­ben sind, dann träu­men sie noch heute.“

War­um aber muss es nur bei einem Traum blei­ben, war­um scheint es ein uner­füll­ba­res Mär­chen zu sein?

Was wäre denn, wenn wir ein­fach anfan­gen würden?

Was wäre denn, wenn wir anfan­gen wür­den, die­je­ni­gen, die sich nicht selbst hel­fen kön­nen, die in sich sel­ber gefan­gen sind oder in Äng­sten und Zwän­gen leben, in Frei­heit zu set­zen und auf ihre eige­nen Füße zu stellen?

Wir müss­ten nur damit anfangen!

Was wäre denn, wenn wir anfin­gen, die Lebens­um­stän­de von Men­schen, die sich unter­drückt füh­len, ein­fach zu ver­bes­sern? Was wäre denn, wenn wir anfin­gen, Men­schen, die an den Rand gedrängt wur­den, als Men­schen zu sehen; als Men­schen wie du und ich?

Was wäre denn, wenn wir, wenn du und ich, anfan­gen wür­den, für Gerech­tig­keit ein­zu­tre­ten und gera­de die Armen, Klei­nen und Unter­drück­ten, die Schwa­chen zu schützen?

Was wäre denn, wenn du und ich das ein­fach tun und ganz vie­le mit­ma­chen wür­den? Ist das denn wirk­lich so schwer?

Was wäre, wenn den vie­len Frau­en und Kin­dern, Jugend­li­chen und Män­nern, die durch Miss­brauchs­hand­lun­gen trau­ma­ti­siert und ver­letzt, gede­mü­tigt und ernied­rigt wur­den, nicht nur Gehör geschenkt wird, son­dern die­se auch end­lich um Ent­schul­di­gung und zwar wirk­lich um Ent­schul­di­gung gebe­ten wer­den, und dabei die Täter ihre Schuld ein­ge­ste­hen und wirk­lich auch straf­recht­lich ver­folgt werden?

Bedeu­tet das nicht auch: Men­schen als Men­schen ernst nehmen?

Was wäre denn, wenn du und ich, jeder in sei­nem Umfeld, das ein­fach tun und ganz vie­le dabei mit­ma­chen wür­den? Ist das denn wirk­lich so schwer?

Men­schen als Men­schen ernst neh­men, ihnen zuhö­ren und sie verstehen!

Wenn wir es nicht schaf­fen, damit anzu­fan­gen, dann bleibt es wirk­lich nur bei einem Traum. Wenn wir es nicht schaf­fen, das ein­fach Wirk­lich­keit wer­den zu las­sen, dann wird sich nie etwas ändern.

Wir kön­nen anfan­gen und gera­de den Opfern von Miss­brauchs­fäl­len Glau­ben schen­ken, und immer und immer wie­der die Auf­klä­rung mit allen Mit­teln for­dern und uns auf die Sei­te der Opfer stellen.

Dabei geht es nicht um Christ­sein oder nicht Christ­sein, son­dern ein­fach dar­um, als Men­schen zu handeln.

Es liegt also an jedem ein­zel­nen Men­schen. Wenn wir nur war­ten, bis ande­re anfan­gen, ändert sich viel­leicht nie etwas. Aber die Vor­stel­lung von einer gerech­te­ren Welt darf doch kein Mär­chen bleiben.

Wir kön­nen es schaf­fen, wir kön­nen etwas bewe­gen, wenn wir ein­fach anfan­gen, anfan­gen in unse­rem Umfeld; z.B. in unse­rem Umgang miteinander.

Ich glau­be, wenn wir wirk­lich anfan­gen, dann wird das Wel­len schla­gen und Gott wird auch sei­nen Teil dazu bei­tra­gen und uns dabei hel­fen. Viel­leicht war­tet er nur, dass Du und Ich anfangen.

Klaus Weig­and


Wei­te­re Sonn­tags­ge­dan­ken

Infos zu Pfar­rer Klaus Weigand

  • Gebo­ren 1966 in Erlen­bach am Main (Unter­fran­ken)
  • Abitur am The­re­sia­num in Bam­berg 1989
  • Stu­di­um der Kath. Theo­lo­gie in Bam­berg und Wien
  • Prie­ster­wei­he 1998
  • Tätig­kei­ten:
  • Fürth, Christ­kö­nig von 1997 – 2010
  • Bucken­ho­fen als Pfarr­ad­mi­ni­stra­tor 2010 – 2015
  • seit 2015 in Herolds­bach und Hausen