„Fri­sche-Manu­fak­tur“ in Hirschaid: Sicht­wei­se des Bun­des der Selbständigen

„Wer ‚Nein‘ sagt, kann kei­ne Zukunft gestal­ten“ – Ein Inter­view mit Dirk van Elk

Dirk van Elk

Dirk van Elk

Dirk van Elk lebt seit 31 Jah­ren in Hirschaid und arbei­tet für den Bund der Selbst­stän­di­gen (BDS) Bay­ern. Im Inter­view erklärt er, was die Ansied­lung „Fran­ken-Gut West“ für die künf­ti­ge wirt­schaft­li­che Ent­wick­lung Hirschaids bedeutet.

Herr van Elk, Hirschaid beschäf­tigt ein The­ma aktu­ell ganz beson­ders: Die Ansied­lung „Fran­ken-Gut West“ auf dem Gewer­be­ge­biet „In der Röthe“. Sie arbei­ten für den BDS Bay­ern und leben selbst seit über drei Jahr­zehn­ten in Hirschaid. Wie ste­hen Sie zum Projekt?

Dirk van Elk: Die Fri­sche-Manu­fak­tur ist ein ech­tes Zukunfts­pro­jekt und eine groß­ar­ti­ge Chan­ce für Hirschaid. Wir erin­nern uns: 2013 und 2014 gab es das Orts­ent­wick­lungs­pro­jekt namens „Dia­log“ in Hirschaid, bei dem unter Betei­li­gung der Bür­ger­schaft ein Kon­zept für die Wei­ter­ent­wick­lung unse­rer Markt­ge­mein­de erar­bei­tet wur­de. Ich war damals Spre­cher des Arbeits­krei­ses Wirt­schaft. Als ein Ziel wur­de fest­ge­hal­ten, dass Hirschaid durch die Neu­an­sied­lung von Gewer­be gestärkt wer­den sol­le. Mit der Ansied­lung des Pro­duk­ti­ons- und Logi­stik­zen­trums bie­tet sich uns jetzt die ein­ma­li­ge Gele­gen­heit, die loka­le Wirt­schaft nach­hal­tig zu stär­ken und die Lebens­qua­li­tät in unse­rer Hei­mat­ge­mein­de noch ein­mal deut­lich zu erhöhen.

War­um genau ist die Ansied­lung eine Chan­ce für Hirschaid?

van Elk: Mit dem neu­en Betrieb wer­den rund 420 attrak­ti­ve Arbeits­plät­ze geschaf­fen, die vie­le ver­schie­de­ne Berufs­bil­der abdecken. Hin­zu kom­men qua­li­fi­zier­te Aus­bil­dungs­plät­ze, die unse­ren Kin­dern und Enkel­kin­dern eine siche­re Per­spek­ti­ve direkt vor Ort bie­ten. Wir alle haben doch ein Inter­es­se dar­an, dass Hirschaid auch in Zukunft ein attrak­ti­ver und lebens­wer­ter Wohn- und Arbeits­ort bleibt. Die zusätz­li­chen Ein­nah­men durch die Gewer­be­steu­er, die der Vor­ha­ben­trä­ger bereits zuge­si­chert hat, geben Spiel­raum für die künf­ti­ge Wei­ter­ent­wick­lung unse­rer Markt­ge­mein­de. All das sind ech­te Argu­men­te für die Ansied­lung und ich bin fest davon über­zeugt, dass die Fri­sche-Manu­fak­tur das Beste ist, was Hirschaid jetzt pas­sie­ren kann.

Es gibt aber auch Wider­stand gegen das Projekt…

van Elk: Jeder kann sich sei­ne Mei­nung bil­den und die­se frei äußern. Aller­dings wer­den in Hirschaid aktu­ell Falsch­in­for­ma­tio­nen und Unwahr­hei­ten über die geplan­te Fri­sche-Manu­fak­tur ver­brei­tet, sogar bewusst Äng­ste geschürt – und das geht mei­ner Mei­nung nach gar nicht! Wer stän­dig nur „Nein“ sagt, kann kei­ne Zukunft gestalten!

Was mei­nen Sie mit Falsch­in­for­ma­tio­nen und Unwahrheiten?

van Elk: Bei­spie­le sind angeb­li­che Gerü­che oder Kei­me in Abwäs­sern. Es gibt meh­re­re unab­hän­gi­ge Gut­ach­ten, die ein­deu­tig bele­gen, dass es zu kei­ner Beein­träch­ti­gung der Luft oder des Abwas­sers kommt. Die gel­ten­den Bestim­mun­gen wer­den streng ein­ge­hal­ten und sämt­li­che Befürch­tun­gen sind unge­recht­fer­tigt. Und trotz­dem wird wei­ter­hin ohne jeden Beweis behaup­tet, es kom­me zu Geruchs­ent­wick­lung und Abwas­ser­be­la­stung. Glei­ches gilt für den immer wie­der ange­führ­ten „Ver­kehrs­wahn“. Fakt ist doch: Der LKW-Ver­kehr wird über die Auto­bah­nen abge­wickelt, anson­sten dro­hen Ver­trags­stra­fen. Damit gibt es hier eine ver­bind­li­che Regelung.

Auch wird stän­dig von einer „Wurst­fa­brik“ gespro­chen. Die­se ver­meint­li­che „Wurst­fa­brik“ aber ist eine hoch­mo­der­ne und zu 100 Pro­zent kli­ma­neu­tral betrie­be­ne Pro­duk­ti­ons­stät­te. Kurz­um: Dass die­ses Pro­jekt immer wie­der schlecht gemacht wird, ist für mich nicht nach­voll­zieh­bar – gera­de vor dem Hin­ter­grund der ange­spann­ten wirt­schaft­li­chen Situa­ti­on vie­ler loka­ler Betrie­be in Hirschaid.

Bei der Gewer­be­an­sied­lung han­delt es sich um einen Lebens­mit­tel­be­trieb. Was macht die­se Bran­che attrak­tiv für Hirschaid?

van Elk: Die Lebens­mit­tel­bran­che erwei­tert den Bran­chen­mix in Hirschaid sinn­voll und sta­bi­li­siert unse­re loka­le Wirt­schaft. Wir alle wis­sen, dass sich zum Bei­spiel in der Auto­mo­bil­in­du­strie in den näch­sten Jah­ren fun­da­men­ta­le Trans­for­ma­ti­ons­pro­zes­se voll­zie­hen wer­den – weg von Ver­bren­nern hin zu alter­na­ti­ven Antrie­ben. Die­ser bereits begon­ne­ne Struk­tur­wan­del wird sich auch auf alle Zulie­fe­rer­in­du­strien aus­wir­ken. Die Lebens­mit­tel­pro­duk­ti­on dage­gen unter­liegt nicht der­ar­tig fun­da­men­ta­len Ver­än­de­run­gen. Sie ist kon­junk­tur­un­ab­hän­gi­ger und kri­sen­re­si­sten­ter. Und davon wird Hirschaid profitieren.

Wie hat sich die Situa­ti­on der loka­len Wirt­schaft in den ver­gan­ge­nen Jah­ren entwickelt?

van Elk: Fakt ist, dass wir in Hirschaid mit einer hohen Fluk­tua­ti­on in der Gastro­no­mie und mit Leer­stand im Ein­zel­han­del zu kämp­fen haben. Zahl­rei­che Geschäf­te im Orts­kern unse­rer schö­nen Markt­ge­mein­de haben bereits auf­ge­ge­ben. Und aus vie­len Gesprä­chen weiß ich, dass noch wei­te­re fol­gen wer­den. Die Coro­na-Pan­de­mie hat die ohne­hin schwie­ri­ge Lage zusätz­lich ver­schärft. Sicher ist: Wenn wir jetzt nicht han­deln, wird Hirschaid in eini­gen Jah­ren nicht mehr der lebens­wer­te Ort sein, der er heu­te ist. Daher soll­ten wir dank­bar sein, dass gera­de jetzt ein Unter­neh­men bereit ist, den Auf­takt zur Erschlie­ßung des Gewer­be­ge­bie­tes zu machen. Ich möch­te mei­ne Mit­bür­ge­rin­nen und Mit­bür­ger aus­drück­lich dazu ermu­ti­gen, am 30. Janu­ar mit „Ja“ für die Ansied­lung der Fri­sche-Manu­fak­tur zu stimmen.


Über Dirk van Elk

Dirk van Elk (64) wur­de in Wil­helms­ha­ven gebo­ren und lebt seit 31 Jah­ren in sei­ner Wahl­hei­mat Hirschaid. Er ist seit 44 Jah­ren glück­lich ver­hei­ra­tet, Vater von zwei Kin­dern und einem Pfle­ge­kind sowie Groß­va­ter von zwei Enkelkindern.

Er war rund 40 Jah­re ent­lang der kom­plet­ten Wert­schöp­fungs­ket­te der Auto­mo­bil­bran­che tätig. In lei­ten­den Funk­tio­nen von Händ­ler­grup­pen hat er direkt und indi­rekt für 13 Auto­mo­bil­her­stel­ler gearbeitet.

Seit neun Jah­ren ist Dirk van Elk Mit­glied im Bund der Selb­stän­di­gen (BDS) Bay­ern, in dem 15.000 Mit­glieds­be­trie­be aller Bran­chen in 350 Orts­ver­bän­den orga­ni­siert sind. Dort war er Vor­sit­zen­der im Orts­ver­band Hirschaid, dann vier Jah­re Vize­prä­si­dent und Bezirks­ge­schäfts­füh­rer in Ober­fran­ken. Seit drei Jah­ren ist er in der ver­bands­ei­ge­nen Ser­vice­ge­sell­schaft BDS Mehr­wert GmbH Pro­jekt­lei­ter für Koope­ra­ti­ons­part­ner­schaf­ten mit Unternehmen.

Dirk van Elk hat beim Bun­des­ver­band der Rating­ana­ly­sten (BdRA) eine Qua­li­fi­zie­rung zum „Cer­ti­fi­ed Rating Advi­sor“ absol­viert und ver­fügt über sehr gute Kon­tak­te in Poli­tik und Wirt­schaft. 2013 und 2014 war er zudem Spre­cher des Arbeits­krei­ses Wirt­schaft im Rah­men des Orts­ent­wick­lungs­pro­jek­tes „Dia­log“ in Hirschaid.

Sei­ne größ­te Vor­lie­be ist sei­ne Fami­lie. Er wan­dert ger­ne und inter­es­siert sich für alles rund um Ober­fran­ken – der für ihn schön­sten Regi­on Deutschlands.

2 Antworten

  1. Einwohner Hirschaid sagt:

    Über den Was­ser­ver­brauch die­ser Fabrik wird hier aller­dings nicht gespro­chen, die­ses benö­tig­te Was­ser muss durch unse­re Klär­an­la­ge lau­fen wel­che bis jetzt schon gut am arbei­ten ist und kei­ne Rie­si­gen Men­gen an Was­ser mehr täg­lich auf­neh­men kann.
    Wirt­schaft­lich betrach­tet natür­lich sehr Prak­tisch da die Gemein­de das Geld braucht, aber die fol­gen und vor­al­lem der Was­ser ver­brauch machen die­ses Pro­jekt Extrem unat­trak­tiv und sind gefähr­lich für unse­re Gemeinde.

  2. Roland Sauer sagt:

    Die Orts­mit­te Hirschaid ist jetzt schon von Ver­kehr, Lärm und Stau geschä­digt. Die Orts­mit­te ist ein Kor­ri­dor der Logi­stik­un­ter­neh­mer von allen Rich­tun­gen. Die 40 Ton­ner zer­stö­ren, stres­sen den öffent­li­che Raum. Das Lebens­ge­fühl Hei­mat geht unter Lärm und Erschüt­te­run­gen ver­lo­ren. Noch dazu die Logi­sti­ker fah­ren jetzt auch mehr in der Nacht und an den Fei­er­ta­gen. Die Lkws ‚die in der Nacht mit hoher Geschwin­dig­keit, die Luft an die Häu­ser­fas­sa­de schmei­ßen und der Knall dich aus den Schlaf reist. Nur ein Grund, wes­halb man dies über­den­ken soll­te. Der LKWs von REWE darf durch die Orts­mit­te, der LKW von EDE­KA darf nicht. Ich höre wohl die Kund, doch allein fehlt mir der Glaube.