Bam­ber­ger Land­kreis-Grü­ne gegen Fleisch- und Wurst­fa­brik in Hirschaid

Grü­ne Akteu­re aus Hirschaid und dem Land­kreis besich­ti­gen das Gelän­de, auf dem ein Indu­strie­ge­biet ent­ste­hen soll. Dabei äußern sie ihre Kri­tik an den Plä­nen und for­dern ein Umden­ken hin zu ver­ant­wor­tungs­vol­lem Umgang mit der end­li­chen Res­sour­ce Boden.

Zusam­men mit den Hirschai­der Grü­nen besich­ti­gen Mit­glie­der des Vor­stan­des der Land­kreis Grü­nen und der Kreis­tags­frak­ti­on das Gelän­de für das geplan­te Gewer­be­ge­biet. Eine rie­si­ge Flä­che mit intak­tem Acker­land liegt vor ihnen.

„Und das soll alles bebaut wer­den?“ fragt Kreis­rat Tho­mas Ochs. 180.000 qm soll das neue Gewer­be­ge­biet umfas­sen. 74.000 qm allein für die Fleisch- und Wurst­fa­brik von Ede­ka. „Eine Flä­chen­ver­sie­ge­lung in die­ser Dimen­si­on ist nicht mehr ver­tret­bar. Schließ­lich hat sich die Lan­des­re­gie­rung in Bay­ern und der Land­kreis Bam­berg das Ziel gesetzt, den Flä­chen­ver­brauch zu redu­zie­ren. Statt­des­sen erle­ben wir, wie das Reg­nitz­tal Stück für Stück zuge­baut wird,“ wun­dert sich Ochs.

Dass man die­se Flä­che wegen der erwar­te­ten Gewer­be­ein­nah­men opfert, ist für Bernd Fricke, Frak­ti­ons­spre­cher der Grü­nen im Kreis­tag, nicht nach­voll­zieh­bar: „Was wir brau­chen, ist nicht eine über­di­men­sio­nier­te Fleisch- und Wurst­fa­brik, son­dern eine sinn­vol­le und nach­hal­ti­ge Pla­nung, um zukunfts­ori­en­tier­te, attrak­ti­ve Unter­neh­men anzu­sie­deln, die hoch­wer­ti­ge zukunfts­si­che­re Arbeits­plät­ze schaf­fen. Was wir brau­chen, ist eine Nach­ver­dich­tung unse­rer bestehen­den Gewer­be­ge­bie­te und ein Leer­stand­ma­nage­ment, um den Flä­chen­ver­brauch zu redu­zie­ren.“ Albert Deml, Mit­glied im Kreis­tag und Hirschai­der Grü­ner, zeigt die Flä­che, die bebaut wer­den soll. Er weist dar­auf hin, dass mit der Fleisch- und Wurst­fa­brik auch ein gro­ßes Logi­stik­cen­ter errich­tet wer­den soll. Der gesam­te Gebäu­de­kom­plex umfasst ca. 20.000 qm Grund­flä­che. Die Logi­stik­hal­le soll fast 20 m hoch wer­den und als Aus­lie­fe­rungs­la­ger für die Märk­te die­nen. Es sol­len täg­lich ca. 150 LKW für An- und Aus­lie­fe­rung ver­keh­ren, tags­über ca. 15 LKW pro Stun­de, nachts ca. 12 LKW pro Stun­de. Hin­zu kommt wei­te­rer Ver­kehr durch die ca. 400 Mit­ar­bei­ter und wei­te­rer Besu­cher­ver­kehr. „Dies führt zu einer wei­te­ren Bela­stung der ohne­hin schon gro­ßen Ver­kehrs­be­la­stung in der Gemein­de Hirschaid,“ mahnt Vic­tor Beh­rends, Vor­stands­mit­glied der Grü­nen Hirschaid und Landkreis.

In der Pro­duk­ti­ons­hal­le sol­len ca. 70 t Fleisch pro Tag ver­ar­bei­tet wer­den – dies ent­spricht der Fleisch­men­ge von ca. 1.000 Schwei­nen und das täg­lich, führt Klaus Geh­ring, Spre­cher der Hirschai­der Grü­nen aus. Das Gan­ze ist ver­bun­den mit einem immensen Ener­gie­ver­brauch (5 MW). Der Trink­was­ser­ver­brauch beträgt 600.000 Liter täg­lich – das ent­spricht dem Ver­brauch von 4.000 Ein­woh­nern. Die glei­che Men­ge Abwas­ser wird in die Kana­li­sa­ti­on der Gemein­de gelei­tet. Zusätz­lich bela­sten noch Rei­ni­gungs­mit­tel, die in der Pro­duk­ti­on benö­tigt wer­den, das Abwas­ser. „Zu befürch­ten ist, dass dadurch bei Stark­re­gen unse­re Kana­li­sa­ti­on und unser Klär­werk wesent­lich schnel­ler über­la­stet wer­den, und dann das Abwas­ser in der Reg­nitz lan­det,“ so Gehring.

Die enor­men Men­gen Fleisch wer­den in ver­schie­de­nen Anla­gen wei­ter­ver­ar­bei­tet: Räu­cher­an­la­gen, Koch­kes­sel, Back‑, Brat- und Trock­nungs-Anla­gen. Dabei ent­ste­hen Geruchs­em­mis­sio­nen. Es ist zu befürch­ten, dass es dadurch zu einer Geruchs­be­lä­sti­gung der angren­zen­den Wohn­ge­bie­te in Hirschaid und Sei­gen­dorf kommt, auch wenn die gesetz­li­chen Grenz­wer­te ein­ge­hal­ten wer­den. Ob auf der direkt angren­zen­den frei­en Gewer­be­flä­che von ca. 100.000 Qua­drat­me­tern Fir­men mit hoch­wer­ti­gen Arbeits­plät­zen ange­sie­delt wer­den kön­nen, darf bezwei­felt werden.

„Town Hall“ am Mitt­woch, den 12. Janu­ar 2022

Luca Rosen­hei­mer, Spre­cher des Kreis­ver­ban­des Grü­ne Bam­berg-Land, bekräf­tigt zum Schluss noch­mals die Ableh­nung des Vor­ha­ben: „Wir brau­chen kei­ne wei­te­re Flä­chen­ver­sie­ge­lung, son­dern Maß­nah­men, die den Kli­ma­schutz unter­stüt­zen. Wir kön­nen nicht so wei­ter machen, als gäbe es die Kli­ma­ka­ta­stro­phe nicht. Wir müs­sen mehr tun, um unse­ren Nach­kom­men eine lebens­wer­te Umwelt zu hin­ter­las­sen.“ In die­sem Zusam­men­hang lädt der grü­ne Orts­ver­band Hirschaid am Mitt­woch, den 12. Janu­ar 2022 um 15:30 Uhr alle Bür­ge­rin­nen und Bür­ger der Markt­ge­mein­de Hirschaid zu einer „Town Hall“ Dis­kus­si­ons­ver­an­stal­tung zum The­ma: „Bau­pro­jekt Wurst­fa­brik“ in die alte Schu­le ein. MdL Lud­wig Hart­mann, Frak­ti­ons­vor­sit­zen­der von Bünd­nis 90 / Die Grü­nen Bay­ern, und MdL Uschi Sowa wer­den unter ande­rem über die The­men „Flä­chen­fraß“ und „wie kann nach­hal­ti­ge Gewer­be­an­sied­lung gelin­gen“ sprechen.

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