Bam­ber­ger Grü­ne star­ten Peti­ti­on für eine kli­ma­freund­li­che Klärschlammverwertung

Mit­glie­der der grü­nen Stadt­rats- und Kreis­tags­frak­tio­nen sehen einen bun­des­wei­ten Kli­ma-Skan­dal bei der zukünf­ti­gen Klär­schlamm­ent­sor­gung. Mit Hil­fe einer Peti­ti­on möch­ten sie dar­auf auf­merk­sam machen, dass in den näch­sten Jah­ren zahl­rei­che kli­ma­schäd­li­che Mono­ver­bren­nungs­an­la­gen gebaut wer­den, die über Jahr­zehn­te CO2 emit­tie­ren. Kli­ma­freund­li­che Alter­na­ti­ven haben aber auf­grund der der­zei­ti­gen Rechts­la­ge kei­ne Chan­ce. Andre­as Eichen­se­her, Stadt­rat in Bam­berg und Tho­mas Ochs, Mit­glied des Bam­ber­ger Kreis­ta­ges erle­ben in ihrer Funk­ti­on als Ver­bands­rä­te im Zweck­ver­band Müll­heiz­kraft­werk (MHKW) gera­de, wie die Blocka­de­hal­tung gegen­über alter­na­ti­ven Ver­fah­ren der bis­he­ri­gen Bun­des­re­gie­rung unwei­ger­lich dazu führt, dass in den kom­men­den Jahr­zehn­ten gewal­ti­ge Men­gen an Klär­schlamm ver­brannt und dabei gro­ße Men­gen an CO2 emit­tiert werden.

„Der Zweck­ver­band Müll­heiz­kraft­werk küm­mert sich um die Ent­sor­gung der Bam­ber­ger Klär­schläm­me. Auch eini­ge Kom­mu­nen aus dem Land­kreis sind hier mit ange­schlos­sen. Bis­her wer­den die Schläm­me im MHKW mit­ver­brannt. Ab 2029 ist dies aber nicht mehr mög­lich, da das im Klär­schlamm ent­hal­te­ne Phos­phat, als end­li­cher Roh­stoff, ver­pflich­tend zurück­ge­won­nen wer­den muss. Die Kom­mu­ne ist ver­pflich­tet bis 2023 zu erklä­ren, wie die­ses Phos­phor­re­cy­cling ab 2029 gewähr­lei­stet wird,“ erläu­tert Tho­mas Ochs. Andre­as Eichen­se­her beschreibt die dar­aus resul­tie­ren­de Pro­ble­ma­tik: „Dies führt dazu, dass
nun unter enor­mem Zeit­druck rechts­si­che­re und lang­jäh­rig erprob­te Lösun­gen gefun­den wer­den sol­len, die die Ent­sor­gungs­si­cher­heit garan­tie­ren. Aktu­ell bleibt da nur der Weg in die kli­ma­schäd­li­che Mono­ver­bren­nung. Tech­nisch sind kli­ma­freund­li­che Alter­na­ti­ven vor­han­den, die wirt­schaft­lich und dezen­tral betrie­ben wer­den kön­nen, also auch noch unnö­ti­ge Trans­por­te von Schlamm und Asche ver­mei­den. Die­se haben aber der­zeit kei­ne Chan­ce, da erst die Dün­ge­mit­tel­ver­ord­nung ange­passt wer­den muss, um eine Nut­zung der ent­ste­hen­den Kar­bo­ni­sa­te als Dün­ger zu ermöglichen.“

Eichen­se­her und Ochs sind sich einig: „Die Klär­schlamm­ver­wer­tung ist ein The­ma, das Kom­mu­nen in ganz Deutsch­land beschäf­tigt, das aber weit­ge­hend unbe­merkt von der Öffent­lich­keit dis­ku­tiert wird. Wenn hier nicht sofort gegen­ge­steu­ert wird, wer­den wir auf Jahr­zehn­te einen wert­vol­len Roh­stoff kli­ma­schäd­lich durch die Gegend fah­ren und ver­bren­nen, anstatt regio­na­le Roh­stoff­kreis­läu­fe zu schlie­ßen. Hier muss die Bun­des­re­gie­rung nun schnell han­deln und den Weg frei machen für ech­ten Kli­ma­schutz auch bei der Klär­schlamm­ver­wer­tung.“ “So skep­tisch, wie vie­le vor zwan­zig Jah­ren auf E‑Autos blick­ten, so blickt man heu­te auf die kli­ma­freund­li­chen Alter­na­ti­ven zur Klär­schlamm­ver­bren­nung, z.B. Pyro­ly­se”, ergän­zen die bei­den Kom­mu­nal­po­li­ti­ker. “Dabei wird unse­re Gene­ra­ti­on wahr­schein­lich noch erle­ben, dass man in weni­gen Jahr­zehn­ten Ver­bren­nungs­an­la­gen aus Grün­den des Umwelt- und Kli­ma­schut­zes gene­rell stilllegt.”

In ihrer Peti­ti­on for­dern die bei­den Kom­mu­nal­po­li­ti­ker daher die Anpas­sung der Dün­ge­mit­tel­ver­ord­nung und eine natio­na­le Stra­te­gie zur kli­ma­freund­li­chen Klär­schlamm­ver­wer­tung. Zudem unter­stüt­zen und bekräf­ti­gen sie den vom BUND gefor­der­ten Pla­nungs­stopp für die Mono­ver­bren­nung. Zahl­rei­che Initia­ti­ven aus ganz Deutsch­land ver­sam­meln sich bereits hin­ter der Petition.

5 Antworten

  1. Ulrich Jacobs sagt:

    Die aus Klär­schlamm gewon­nen­nen Kar­bo­ni­sa­te sind in hohem Maße Schad­stoff-bela­stet. Wenn man die­ses Mate­ri­al als Dün­ger zulie­ße, wür­den land­wirt­schaft­li­che Flä­chen groß­flä­chig kon­ta­mi­niert. Das, was die­se grü­nen Poli­ti­ker for­dern, hät­te einen mas­si­ven Umwelt­skan­dal zur Folge.

  2. Jörn Kleimann sagt:

    Der Arti­kel erweckt den Anschein, als gin­ge es um die Wahl zwi­schen CO2-pro­du­zie­ren­der Klär­schlamm­ver­bren­nung und nach­hal­ti­gen Alter­na­ti­ven. Das führt in die Irre.
    Tat­säch­lich wird heu­te ca. 1/3 des Klär­schlam­mes in Koh­le­kraft­wer­ken ver­brannt, die Ver­damp­fung des Was­sers im Schlamm erfor­dert Ener­gie aus Koh­le, damit ent­steht heu­te viel CO2. Die moder­ne Mono­ver­bren­nung ist dahin­ge­gen ener­gie­neu­tral und kommt ohne Stütz­feue­rung aus. Es wird ledig­lich CO2 aus dem bio­ge­nen Anteil des Klär­schlam­mes, also unse­re Fäka­li­en frei. Das ist der natür­li­che CO2-Kreislauf.
    Die dezen­tra­len „alter­na­ti­ve“ Ver­fah­ren ste­hen vor dem Pro­blem, dass die Schad­stof­fe nicht besei­tigt wer­den. Daher ist die Ver­wen­dung ihrer Pro­duk­te als Dün­ger auch ver­bo­ten und sie sind als C‑Senke nicht geeig­net. Außer­dem sind sie ener­ge­tisch weni­ger effi­zi­ent und erfor­dern in vie­len Fäl­len zusätz­li­che Ener­gie. Damit sind sie CO2-Treiber.

  3. Heidrun Lemke sagt:

    In der Pyro­ly­se Ver­ede­lung ent­steht ein Kar­bo­ni­sat mit pflan­zen­ver­füg­ba­ren Phos­phat. Die Schwer­me­tal­le und etwa­ige Krank­heits­kei­me wer­den dabei eli­mi­niert. Nach­zu­le­sen: Zweck­ver­band Frohn­bach U.a.

  4. Siegfried Lemke sagt:

    Inter­es­sier­ten stel­len wir ger­ne ent­spre­chen­de neu­tra­le Ana­ly­sen-Ergeb­nis­se zur Ver­fü­gung. Kontakt:klaerschlamm@umweltschutzverein.de

  5. Jörg Herb sagt:

    Für die Über­sen­dung der Ana­ly­sen zum Pyro­ly­se­ver­fah­ren bei der Ver­wer­tung von Klär­schlamm wür­de ich mich freu­en. Ich woh­ne in einer Gemein­de, wo auch ver­trag­lich mit ande­ren Kom­mu­nen gemein­sam eine Klär­schlamm Ver­bren­nungs­an­la­ge in Min­den gebaut wer­den soll. Mit all den nega­ti­ven, öko­lo­gi­schen und kli­ma­to­lo­gi­schen Fol­gen. Die Ver­breit­unfg des Wis­sens über alter­na­ti­ven neh­me ich dank­bar zur Kebnntnis.