Weiß­stör­che im Schnee: kein Grund zur Sorge

Weißstörche im Schnee. Foto: Fuenfstueck Hans-Joachim
Weißstörche im Schnee. Foto: Fuenfstueck Hans-Joachim

Rund 300 über­win­tern­de Weiß­stör­che dem LBV gemel­det – Käl­te und Schnee tref­fen klei­ne Sing­vö­gel stär­ker als gro­ße Vögel

Mit dem win­ter­li­chen Wet­ter im Frei­staat errei­chen den baye­ri­schen Natur­schutz­ver­band LBV vie­le Anru­fe von Men­schen, die sich Sor­gen machen, dass Schnee und Käl­te den Weiß­stör­chen scha­den. Hier kann der LBV Ent­war­nung geben. „Die in Bay­ern über­win­tern­den Stör­che fin­den genug Nah­rung wie Mäu­se und klei­ne Fische, kom­men aber auch ein bis zwei Wochen gut mit wenig oder sogar ganz ohne Nah­rung aus. Außer­dem sind die gro­ßen Vögel durch das Auf­plu­stern ihres dicken Gefie­ders gut geschützt und haben ihre eige­ne Dau­nen­jacke sozu­sa­gen immer dabei“, erklärt die LBV-Weiß­storch-Exper­tin Oda Wie­ding. Rund 300 ‚Win­ter­stör­che‘ sind dem Natur­schutz­ver­band seit vie­len Jah­ren bekannt. Neue Mel­dun­gen von in Bay­ern über­win­tern­den Weiß­stör­chen kom­men in die­sem Jahr aus Dach­l­ho­fen bei Schwan­dorf oder aus Hien­heim im Land­kreis Kelheim.

Zum Schutz vor der Käl­te plu­stert sich der Weiß­storch wie auch ande­re Vögel auf. Durch die auf­ge­stell­ten Federn ent­ste­hen Luft­pol­ster, die vor Käl­te iso­lie­ren. Auch kön­nen Stör­che in einem Radi­us von bis zu 30 Kilo­me­tern umher­strei­fen und ken­nen dort alle mög­li­chen Fut­ter­quel­len. „Ähn­lich wie die über­win­tern­den Grau­rei­her und seit eini­gen Jah­ren zuneh­mend ein­flie­gen­den Sil­ber­rei­her ste­hen Weiß­stör­che oft stun­den­lang regungs­los auf Wie­sen oder Fel­dern vor einem Mäu­se­loch, um ihre Nah­rung zu erbeu­ten“, sagt Oda Wie­ding. In offe­ne Was­ser­grä­ben fin­den sie klei­ne Fische und auch auf Müll­kip­pen sowie Kom­post­an­la­gen gibt es ein gutes Mäu­se­an­ge­bot. „Es besteht also kein Grund zur Sor­ge, wenn man Weiß­stör­che mit ihren lan­gen Bei­nen durch den Schnee stap­fen sieht“, so die Weißstorch-Expertin.

Seit eini­gen Jahr­zehn­ten flie­gen nicht mehr alle Weiß­stör­che im Herbst nach Afri­ka, son­dern blei­ben zur Über­win­te­rung in Bay­ern. Haupt­ur­sa­che hier­für sind die bis in die neun­zi­ger Jah­re lau­fen­den Wie­der­an­sied­lungs­pro­jek­te in der Schweiz, dem Elsass und in Süd­west­deutsch­land. In die­sen Gebie­ten wur­den Stör­che bis zu ihrer Geschlechts­rei­fe mit drei Jah­ren im Gehe­ge gehal­ten, damit sie nicht auf dem Zug oder im Win­ter­quar­tier umkom­men und ihre Fort­pflan­zung gesi­chert ist. „Ab der Jahr­tau­send­wen­de tauch­ten immer mehr Stör­che mit Rin­gen aus der Schweiz oder dem Elsass in Süd­west­bay­ern im Win­ter auf. Die­se Stör­che, die an eine bei uns mög­li­che Über­win­te­rung gewöhnt wur­den, haben sich dann auch mit ande­ren Weiß­stör­chen ver­paart und nach und nach die­ses neue Über­win­te­rungs­ver­hal­ten an ihre Brut­part­ner wei­ter­ge­ge­ben“, erklärt Oda­Wi­e­ding. Des­halb kön­nen mitt­ler­wei­le rund 300 Weiß­stör­che auch im Win­ter in Bay­ern beob­ach­tet werden.

Aber auch ohne direk­te Ein­fluss­nah­me des Men­schen gibt es Ver­schie­bun­gen und Ver­hal­tens­an­pas­sun­gen an geän­der­te Bedin­gun­gen. Ein Groß­teil der soge­nann­ten „West­zie­her“, die auf ihrer Zug­rou­te west­lich das Mit­tel­meer umflie­gen, über­win­tert seit den acht­zi­ger Jah­ren zuneh­mend in Spa­ni­en oder am Rand des Mit­tel­meers, wie zum Bei­spiel im Rhô­ne-Del­ta. „Um die süd­eu­ro­päi­schen Über­win­te­rungs­ge­bie­te zu errei­chen, benö­ti­gen die Stör­che nur ein paar Tage Flug­zeit. Des­halb bre­chen eini­ge baye­ri­sche Stör­che im Spät­som­mer und Herbst immer spä­ter auf. So ler­nen man­che wohl auch, sich erst bei sehr ungün­sti­ger Wit­te­rung auf die ‚Win­ter­flucht‘ zu machen“, sagt die LBV-Weißstorchexpertin.

Anders als die gro­ßen Vögel mit mehr Kör­per­vo­lu­men, wie Stör­che und Rei­her, brau­chen unse­re klei­nen Sing­vö­gel jeden Tag Fut­ter. Wer eine Fut­ter­stel­le im Gar­ten betreibt, an die sich die umlie­gen­den Gar­ten­vö­gel gewöhnt haben, soll­te die­se jetzt kon­ti­nu­ier­lich fül­len, da sonst ein ver­geb­li­cher Anflug für Vogel­ar­ten wie Mei­sen, Sper­lin­ge oder Fin­ken unnö­tig Kraft kostet.

LBV-Natur­te­le­fon: Kom­pe­ten­te Bera­tung zu Natur­schutz­the­men Zu Fra­gen rund um Vögel und Vogel­füt­te­rung und allen wei­te­ren The­men, die Wild­tie­re wie Igel, Fle­der­mäu­se, Insek­ten oder Eich­hörn­chen und Gar­ten betref­fen, bie­tet der baye­ri­sche Natur­schutz­ver­band ab sofort kosten­lo­se Bera­tung am LBV-Natur­te­le­fon an.

Sie errei­chen das LBV-Natur­te­le­fon Mon­tag bis Frei­tag von 9 bis 16 Uhr unter 09174/4775–5000.