Land­rats­amt Forch­heim infor­miert: Dem Müll auf der Spur – Biomüll

Die Rei­se des Bio­mülls – das pas­siert mit dem Inhalt der grü­nen Ton­nen – und die­se blin­den Pas­sa­gie­re sind mit an Bord.

Die Bana­nen­scha­le, der Tee­beu­tel oder der Hecken­schnitt gehö­ren auf den Kom­post oder in die Bio­ton­ne. Aber was pas­siert mit dem Inhalt der Bio­ton­ne? Wohin wird er gebracht und was wird mit ihm gemacht?

Biomüll-Umladestation in Gosberg. Foto: LRA Forchheim

Bio­müll-Umla­de­sta­ti­on in Gos­berg. Foto: LRA Forchheim

Die Lee­rung der Bio­ton­nen erfolgt mit 6 Müll­fahr­zeu­gen des Land­krei­ses Forch­heim. Dabei wer­den pro Jahr fast 900.000 Bio­müll­ton­nen geleert und eine Mas­se von ca. 13.000 Ton­nen Bio­müll gesam­melt. Am Ent­sor­gungs­zen­trum Depo­nie Gos­berg wird der Bio­ab­fall auf einer befe­stig­ten Flä­che umge­schla­gen, mit einem Rad­la­der in Con­tai­nern gela­den und inner­halb eines Tages von der Fir­ma Eich­horn zu ihrer Sor­tier- und Kom­po­stie­rungs­an­la­ge nach Bam­berg gebracht. Aus den Augen aus dem Sinn? Nein, denn hier geht es erst rich­tig los!

Im ersten Schritt wird der Bio­müll bei der Fir­ma Eich­horn mehr­fach gesiebt, damit Fremd­stof­fe wie Kunst­stoff­tei­le aus­sor­tiert wer­den. Die Sor­tier­re­ste, die ca. 10% der gesam­mel­ten Bio­müll­men­ge aus­ma­chen, wer­den im benach­bar­ten Müll­heiz­kraft­werk ver­brannt. Dabei geht lei­der auch wert­vol­ler Bio­müll ver­lo­ren, wel­cher an den aus­sor­tie­ren Gegen­stän­den anhaf­tet. Groß­tei­li­ge höl­zer­ne Gegen­stän­de wie Hecken­schnitt wer­den anschlie­ßend kom­po­stiert, wäh­rend klein­tei­li­ge Stof­fe mit hohem Orga­nik­an­teil wie Essens­re­ste in die Bio­gas­an­la­ge gelangen.

Bei der Kom­po­stie­rung muss der Bio­ab­fall aber­mals gesiebt und gehäck­selt wer­den. Er wird auf Mie­ten, also gro­ße Hau­fen auf­ge­türmt und mehr­fach umge­setzt. In den Mie­ten wer­den bei einer Heiß­rot­te durch bio­lo­gi­sche Abbau­pro­zes­se Tem­pe­ra­tu­ren von ca. 70–80 °C erreicht und der ent­ste­hen­de Kom­post hygie­ni­siert. Dabei wird der Kom­post stän­dig belüf­tet, wodurch die­se Inten­siv­rot­te nur 21 Tage dau­ert. Damit es zu kei­nen Geruchs­pro­ble­men im Umfeld der Kom­po­stie­rungs­an­la­ge in Bam­berg kommt, ist die­se ein­ge­haust und die Abluft wird mit einem Luft­wä­scher und Bio­fil­ter gerei­nigt. Wäh­rend der anschlie­ßen­den mehr­wö­chi­gen Nach­rot­te, wel­che unter frei­em Him­mel statt­fin­det und nahe­zu geruchs­los ist, muss der Kom­post mehr­fach gesiebt wer­den um wei­te­re Stör­stof­fe auszusortieren.

Der Bio­müll mit hohem Orga­nik­an­teil hin­ge­gen wird in der Bio­gas­an­la­ge in Strul­len­dorf im Land­kreis Bam­berg ver­wer­tet. Die täg­li­che Anlie­fer­men­ge beträgt ca. 50 t, dabei kom­men nur Bio­ab­fäl­le zum Ein­satz. In zwei Fer­men­tern wer­den die Abfäl­le bei 50–55 °C ver­gärt und dabei hygie­ni­siert. Mit dem Bio­müll aus dem Land­kreis Forch­heim wird Strom für ca. 3000 Haus­hal­te erzeugt. Als Neben­pro­dukt wird dabei die Abwär­me sogar unter ande­rem in der benach­bar­ten Gärt­ne­rei genutzt.

Die Gär­re­ste gelan­gen eben­so wie der Dün­ger aus der Kom­po­stie­rungs­an­la­ge auf land­wirt­schaft­lich genutz­te Fel­der und ver­sor­gen die Pflan­zen mit wich­ti­gen Nähr­stof­fen. Die­se dort ange­bau­ten Pflan­zen lan­den wie­der­rum auf unse­ren Tel­lern und deren Reste in den Bio­ton­nen. Somit wird der Stoff­kreis­lauf geschlossen.

Der Auf­wand, der benö­tigt wird um den Bio­ab­fall zu sam­meln und sinn­voll zu ver­wer­ten ist natür­lich mit Kosten ver­bun­den. Die­se wer­den über die Gebühr für die Müll­ton­ne finan­ziert. Die Jah­res­ko­sten für eine Bio­müll­ton­ne beträgt der­zeit 44 €, somit weni­ger als 4 € pro Monat. Die Ton­ne wird durch die Müll­ab­fuhr des Land­kreis Forch­heim wöchent­lich geleert, in den Win­ter­mo­na­ten zwi­schen Dezem­ber und Febru­ar 2‑wöchentlich.

Soll­te mal mehr Bio­ab­fall anfal­len, so kann die­ser an das Ent­sor­gungs­zen­trum Depo­nie Gos­berg ange­lie­fert wer­den. Die Kosten hier­für betra­gen der­zeit 59 €/​Tonne bzw. pau­schal 5 € bis 150 kg.

Alter­na­tiv kann der Bio­müll zuhau­se auf dem Kom­post ver­wer­tet wer­den und anschlie­ßend zur Dün­gung im Gar­ten ein­ge­setzt wer­den. Es ist jedoch unbe­dingt dar­auf zu ach­ten, dass kei­ne fleisch­hal­ti­gen Lebens­mit­tel oder Soßen auf den Kom­post gelan­gen, da die­se Rat­ten und wei­te­res Unge­zie­fer anzie­hen können.

Um eine gute Kom­post­qua­li­tät zu gewähr­lei­sten und die Kosten für die Ent­sor­gung so gering wie mög­lich zu hal­ten, ist unbe­dingt dar­auf zu ach­ten, dass kei­ne Fehl­wür­fe in die Ton­ne gelan­gen. Zu den Fehl­wür­fen zäh­len z.B. Rest­müll, Kunst­stof­fe oder Metal­le. Aller­dings haben auch „Bio­kunst­stof­fe“ nichts in der Bio­ton­ne ver­lo­ren. Dies sind z.B. Bio­pla­stik­beu­tel oder Bio­kunst­stoff­kaf­fee­kap­seln. An sich sind die­se Pro­duk­te erst mal eine gute Idee, da bei der Her­stel­lung kein Erd­öl ver­wen­det wird, aller­dings kön­nen die­se Pro­duk­te in einer Kom­po­stie­rungs­an­la­ge nicht rich­tig ver­wer­tet wer­den und ver­ur­sa­chen dadurch Pro­ble­me. Das glei­che gilt z.B. für Bam­bus­be­steck oder Holz­ga­beln. Somit sind die­se Pro­duk­te über die Rest­müll­ton­ne zu ent­sor­gen. Die Zer­set­zungs­dau­er die­ser Pro­duk­te beträgt ca. ein Jahr – mei­stens jedoch mehr. Der Auf­ent­halt in der Kom­po­stier­an­la­ge liegt deut­lich dar­un­ter. Somit kann kein voll­stän­di­ger Abbau erfol­gen. Dar­über hin­aus kann die Sor­tier­an­la­ge natür­lich nicht unter­schei­den, ob es sich um einen Pla­stik­beu­tel oder um einen abbau­ba­ren Beu­tel han­delt und sor­tiert bei­des mit aus. Schließ­lich ist es wich­tig, dass kei­ne Kunst­stof­fe als Dün­ger auf die Fel­der gelangen.

In die Bio­ton­ne dür­fen Essens­re­ste aus pri­va­ten Haus­hal­ten, Obst- und Gemü­se­re­ste, Fall­obst, Laub oder Grün­gut wie z.B. Rasen- oder Heckenschnitt.

Es gibt meh­re­re Grün­de war­um Bio­müll extra gesam­melt wird. Zum einen ist die Ver­bren­nung im Müll­heiz­kraft­werk sehr teu­er. Allei­ne schon in Betrach­tung die­ser Kosten ist es sinn­voll den Bio­müll getrennt zu sam­meln und zu ver­wer­ten. Dar­über hin­aus gelangt er durch die Kom­po­stie­rung und der anschlie­ßen­den Nut­zung als Land­wirt­schafts­dün­ger in die Natur zurück. Durch den Betrieb der Bio­gas­an­la­ge kön­nen die Ver­wer­tungs­ko­sten wei­ter gesenkt wer­den, was wie­der­rum dem Gebüh­ren­zah­ler zugu­te­kommt. Aller­dings könn­ten die Kosten noch deut­lich redu­ziert wer­den, wenn sich kei­ne Fremd­stof­fe in der Bio­ton­ne befän­den. Dadurch wäre deut­lich weni­ger Sor­tie­rung, Siebung und Ver­bren­nung von Fremd­stof­fen notwendig.

Wenn alle Nut­zer der Bio­ton­nen dafür sor­gen, dass sich nur Bio­ab­fäl­le mit der Bio­ton­ne auf die Rei­se machen – und kei­ne blin­den Pas­sa­gie­re, wie z.B. Kunst­stof­fe – kön­nen die Ver­wer­tungs­ko­sten redu­ziert, der Stoff­kreis­lauf ver­bes­sert und erheb­li­che Men­gen an CO2 durch die dann nicht mehr nöti­ge Ver­bren­nung des Fehl­wurf­ma­te­ri­als ein­ge­spart werden.