Neue Stu­die der Uni­ver­si­tät Bay­reuth emp­fiehlt Boo­ster-Imp­fung für älte­re Men­schen mit Diabetes

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Preis­ge­krön­te Diabetes-Forschung 

Prof. Dr. Oth­mar Moser, Inha­ber des Lehr­stuhls für Exer­cise Phy­sio­lo­gy and Meta­bo­lism an der Uni­ver­si­tät Bay­reuth, ist von der Öster­rei­chi­schen Dia­be­tes Gesell­schaft (ÖDG) mit dem Lang­erhans-Preis 2021 aus­ge­zeich­net wor­den. Am 20. Novem­ber 2021 nahm er den mit 10.000 Euro dotier­ten Preis im Rah­men der ÖDG-Jah­res­ta­gung in Salz­burg ent­ge­gen. Vor kur­zem hat er mit sei­nem For­schungs­team die Immun­ant­wort von Men­schen mit Dia­be­tes nach einer COVID-19-Imp­fung unter­sucht. Die Ergeb­nis­se unter­strei­chen die Wich­tig­keit einer Boo­ster-Imp­fung älte­rer Men­schen mit Dia­be­tes, ins­be­son­de­re im Fall einer ein­ge­schränk­ten Nierenfunktion.

Die neue Stu­die, an wel­cher die Uni­ver­si­tät Bay­reuth grund­le­gend betei­ligt war, basiert auf Anti­kör­per­da­ten von 150 Men­schen mit Dia­be­tes Mel­li­tus Typ 1 und Typ 2 jeweils vor und drei Wochen nach der COVID-19-Voll­im­mu­ni­sie­rung. Der Ver­gleich mit ent­spre­chen­den Daten von Men­schen ohne Dia­be­tes ergab einen durch­aus ähn­li­chen Auf­bau der Anti­kör­per. Aller­dings fällt die Immun­ant­wort auf eine voll­stän­di­ge COVID-19-Imp­fung bei älte­ren Men­schen mit Dia­be­tes, die an einer ein­ge­schränk­ten Nie­ren­funk­ti­on lei­den, schwä­cher aus als bei Men­schen ohne Dia­be­tes. Inso­fern scheint die­se Grup­pe älte­rer Men­schen mit Dia­be­tes nach einer Infek­ti­on mit dem Coro­na­vi­rus SARS-CoV‑2 beson­ders gefährdet.

„Unser Befund zeigt, dass sich eine Boo­ster-Imp­fung für älte­re Men­schen mit Dia­be­tes und Nie­ren­in­suf­fi­zi­enz beson­ders emp­fiehlt, sofern kei­ne ande­ren Vor­er­kran­kun­gen dage­gen­spre­chen“, sagt Moser. Die neu­en For­schungs­er­geb­nis­se wur­den bereits als Vor­ab­druck publi­ziert, eine Ver­öf­fent­li­chung in der Zeit­schrift „Dia­be­tes, Obe­si­ty & Meta­bo­lism“ ist vor­ge­se­hen. Anlass für die Stu­die waren frü­he­re Unter­su­chun­gen, wonach Men­schen mit Dia­be­tes in sehr unter­schied­li­cher Wei­se auf Imp­fun­gen gegen diver­se Infek­ti­ons­krank­hei­ten anspre­chen – zum Teil schlech­ter, aber zum Teil sogar bes­ser als die jewei­li­gen Kon­troll­grup­pen ohne Diabetes.

In einer wei­te­ren Stu­die hat sich die Bay­reu­ther For­schungs­grup­pe von Prof. Dr. Oth­mar Moser mit der Fra­ge befasst, inwie­weit sich eine voll­stän­di­ge COVID-19-Imp­fung auf das Blut­zucker­ma­nage­ment bei Men­schen mit Dia­be­tes aus­wirkt. Hier­zu wur­den Glu­ko­se-Sen­sor­da­ten von 74 Per­so­nen im Rah­men der Imp­fung ana­ly­siert und typi­sche Reak­tio­nen auf die Imp­fung doku­men­tiert. Ein unmit­tel­ba­rer Ein­fluss der Imp­fung auf das Blut­zucker­ma­nage­ment ließ sich dabei nicht erken­nen. Aller­dings zeig­te sich in der Grup­pe der Men­schen mit Dia­be­tes Mel­li­tus Typ 1 eine kurz­fri­sti­ge Ver­schlech­te­rung des Blut­zucker­ma­nage­ments – und zwar dann, wenn nach der Imp­fung eine Ein­stich­stel­len­re­ak­ti­on, Kopf­schmer­zen, Fie­ber oder wei­te­re Sym­pto­me gebün­delt auf­tra­ten. Die­se Ergeb­nis­se legen nahe, dass Men­schen mit Dia­be­tes Mel­li­tus Typ 1 im Rah­men der Imp­fung auf der­ar­ti­ge Beschwer­den beson­ders acht­ge­ben und ihre Blut­zucker­wer­te inten­siv kon­trol­lie­ren soll­ten. Die For­schungs­er­geb­nis­se wur­den von der Zeit­schrift „Dia­be­tes Care“ zur Ver­öf­fent­li­chung akzeptiert.

In bei­den Stu­di­en hat die For­schungs­grup­pe des Bay­reu­ther Phy­sio­lo­gen eng mit Part­nern der Medi­zi­ni­schen Uni­ver­si­tät Graz sowie der Medi­zi­ni­schen Uni­ver­si­tät Inns­bruck kooperiert.

Der Lang­erhans-Preis der Öster­rei­chi­schen Dia­be­tes Gesellschaft

Die Öster­rei­chi­sche Dia­be­tes Gesell­schaft wür­digt mit ihrem Lang­erhans-Preis die lang­jäh­ri­ge Publi­ka­ti­ons­tä­tig­keit von Prof. Dr. Oth­mar Moser auf dem Gebiet der Dia­be­to­lo­gie. Bei der fei­er­li­chen Preis­ver­lei­hung wür­dig­te sie vor allem den Nut­zen sei­ner For­schungs­ar­bei­ten für Men­schen mit Dia­be­tes Mel­li­tus Typ 1, ins­be­son­de­re unter dem Aspekt ihrer kör­per­li­chen Akti­vi­tät und ihres The­ra­pie­ma­nage­ments. „Die ehren­vol­le Aus­zeich­nung habe ich nur auf­grund des her­vor­ra­gen­den Enga­ge­ments mei­nes Teams an der Uni­ver­si­tät Bay­reuth und Medi­zi­ni­schen Uni­ver­si­tät Graz erhal­ten. Gemein­sam ist es uns gelun­gen, die The­ra­pie und Lebens­qua­li­tät von Men­schen mit Dia­be­tes Mel­li­tus zu ver­bes­sern. Mein Dank gilt daher in erster Linie mei­ner For­schungs­grup­pe, die die­se wis­sen­schaft­li­che Arbeit mög­lich gemacht hat“, sagt Moser.

Ver­öf­fent­li­chung (Pre­print):

Caren Sou­rij et al.: Humo­ral immu­ne respon­se to Covid-19 vac­ci­na­ti­on in dia­be­tes: age-depen­dent but inde­pen­dent of type of dia­be­tes and gly­cae­mic con­trol – the pro­s­pec­ti­ve COVAC-DM cohort stu­dy. medRxiv 2021.11.05.21265849. DOI: https://​www​.medrxiv​.org/​c​o​n​t​e​n​t​/​1​0​.​1​1​0​1​/​2​0​2​1​.​1​1​.​0​5​.​2​1​2​6​5​8​4​9v1