Hof: Rede zur Ver­ab­schie­dung von Dekan Gün­ter Saal­frank am 14. Novem­ber 2021

Symbolbild Religion

Lie­be Gemeinde,

die Rede zur Ver­ab­schie­dung eines Dekans leh­ne ich immer an den Wochen­spruch des Sonn­tags an. Der ist die­ses Mal aber hef­tig. Er lautet:

„Wir müs­sen alle offen­bar wer­den vor dem Rich­ter­stuhl Christi“.

Aber viel­leicht passt er ja doch. Denn erstens ist klar: Das maß­geb­li­che Urteil über unser Han­deln wird Chri­stus fäl­len. Kein Examen, kei­ne Pres­se kei­ne Ver­ab­schie­dungs­re­de wer­tet letztgültig.

Zwei­tens macht der Spruch deut­lich, dass wir alle vor Chri­stus ste­hen wer­den. Und da wer­den wir ganz schnell ganz still. Denn Jesus wird uns nach unse­rer Lie­be fra­gen, nach nichts ande­rem. Vor allem nach unse­rer Lie­be zu den Kran­ken, Hung­ri­gen, Frem­den, Gefan­ge­nen. Wer unter uns muss da nicht beken­nen: Mei­ne Lie­be hat Lücken – viel zu gro­ße Lücken.

Ange­sichts des Evan­ge­li­ums und des Wochen­spruchs gewinnt man­ches in Dei­ner beruf­li­chen Vita, lie­ber Gün­ter, an Bedeutung:

Etwa die Besu­che, die Du gemacht hast bei Alten und Kran­ken. Soviel Zeit hat­test Du dafür als Dekan nicht mehr, aber im Vika­ri­at, das Du am

1. Novem­ber 1983 in Küps begon­nen hast und auf Dei­ner ersten Pfarr­stel­le in Thiers­heim ab
1. Novem­ber 1985, die Du Dir mit Dei­ner Frau geteilt hast.

Und es tritt in den Vor­der­grund, dass Dir die Geflüch­te­ten am Her­zen lie­gen. Als ich das erste offi­zi­el­le Gespräch mit unse­rer Regie­rungs-prä­si­den­tin Heid­run Piwer­netz hat­te, um die Inte­gra­ti­ons­we­ge für unse­re ira­ni­schen Geflüch­te­ten zu ver­bes­sern, da warst Du einer von drei Deka­nen, die mich begleiteten.

Du hast Dich für Geflüch­te­te auch öffent­lich-keits­wirk­sam ein­ge­setzt. Ich den­ke an die Pres­se­kon­fe­renz für den afgha­ni­schen Chri­sten Naser am 9. Novem­ber 2020, die ein enor­mes media­les Echo her­vor­rief. An die­sem Tag gab es in der Fran­ken­schau des Baye­ri­schen Fern­se­hens spät­nach­mit­tags eine Live­schal­tung nach Hof. Im Dezem­ber 2020 berich­te­te das Mor­gen­ma­ga­zin von ARD und ZDF zwei­mal über den Fall von Naser.

Die­se Fähig­keit medi­en­wirk­sam zu han­deln kam nicht von unge­fähr: Du bist wohl der ein­zi­ge Pfar­rer unse­rer Lan­des­kir­che mit der beruf­li­chen Dop­pel­qua­li­fi­ka­ti­on als Pfar­rer und als Zeitungs-redakteur.

Schon wäh­rend des Stu­di­ums hat­test Du für die Süd­deut­sche und den epd neben­her gear­bei­tet. Nach dem 1. Theo­lo­gi­schen Examen schloss sich ein ein­jäh­ri­ges Volon­ta­ri­at bei der Nürn­ber­ger Zei­tung an. Ein wenig stolz bist Du schon, dass Du als Volon­tär den Leit­ar­ti­kel schrei­ben durf­test als sich 1983 Luthers Geburts­tag zum 500. Mal jährte.

Dei­ne publi­zi­sti­sche Gabe brach­test Du schon auf der Pfarr­stel­le in Thiers­heim ein: Inzwi­schen haben meh­re­re Gemein­den Koch­bü­cher ver­öf­fent­licht. Aber 1992 war das ein Novum, ein Hit. Mit der Erstel­lung des Thiers­hei­mer Koch­buchs habt Ihr Gemein­de­auf­bau betrie­ben. Durch den Ver­kauf konn­ten etli­che Gemein­de­bau­pro­jek­te und ande­re Pro­jek­te finan­ziert wer­den. Denn als ihr zwei Jah­re spä­ter 1994 die Gemein­de ver­las­sen habt, lag das 650 Sei­ten-star­ke Koch­buch schon in seiner
15. Auf­la­ge vor.

Nach die­ser Vor­ge­schich­te war es kein Wun­der, dass OKR Schwa­ger Dich bat, Chef­re­dak­teur des Rothen­bur­ger Sonn­tags­blat­tes zu wer­den. Du hast die­se Kir­chen­zei­tung mit äußerst wenig per­so­nel­len und finan­zi­el­len Res­sour­cen effi­zi­ent und pro­fi­liert zehn Jah­re lang erstellt.

Durch Dei­ne Dop­pel­qua­li­fi­ka­ti­on konn­test Du in Thiers­heim zwei Vika­re und als Chef­re­dak­teur beim Sonn­tags­blatt drei Volon­tä­rin­nen zu Jour­na-listin­nen ausbilden.

Als Du Dich auf die Dekans­stel­le in Hof bewarbst, war Dir nicht bewusst, welch ein Medi­en­stand­ort Hof ist. Du hast aber nicht nur wegen Dei­ner Medi­en­kom­pe­tenz hier­her gepasst, son­dern auch auf­grund Dei­ner Fröm­mig­keit. Auf­ge­wach­sen im Nail­aer Pie­tis­mus und durch Erfah­rung und luthe­ri­sche Theo­lo­gie geist­lich berei­chert, hast Du es ver­stan­den pie­ti­stisch, sozi­al, evan­ge­li­kal, volks­kirch­lich oder cha­ris­ma­tisch gepräg­te Chri­sten zu inte­grie­ren. Welch ein Segen!

Kaum einer ahnt, wie hoch der Lei­tungs- und Orga­ni­sa­ti­ons­auf­wand die­ser Dekans­stel­le ist. Es gibt dies­be­züg­lich in Ober­fran­ken kei­ne Dekans­stel­le, die mehr for­dert. Ich erin­ne­re dar­an, dass beim Hofer Dekan z.B. die Ver­ant­wor­tung für die Beglei­tung der Lei­tung der dritt­größ­ten Ver­wal­tungs­stel­le unse­rer Lan­des­kir­che liegt.

Trotz­dem hast Du – geübt durch die Rei­se­lei­ter­tä­tig­keit beim Sonn­tags­blatt ab 2004 jedes Jahr eine Stu­di­en­rei­se durch­ge­führt, in der sich eine Gemein­de auf Zeit bil­den konn­te – auch mit Men­schen, die sonst nicht so häu­fig in die Kir­che gehen.

Sol­che Gemein­de­glie­der hast Du auch ange­zo­gen bei den Markt­an­dach­ten. Die­ses „shop and pray“ sprach vie­le an. Die dar­in geüb­ten aktu­el­len Zeit­an­sa­gen woll­test Du kurz und knackig aus der Kraft des Evan­ge­li­ums sprechen.

Als die Dia­ko­nie Hoch­fran­ken in eine gro­ße Lei­tungs­kri­se geriet, hast Du trotz der ohne­hin hohen Schlag­zahl zusätz­lich Ver­ant­wor­tung im Vor­sitz des Ver­wal­tungs­ra­tes übernommen.

Die­ses Amt hast Du bis heu­te und wirst es bis Ende Juli inne­ha­ben, sodass dann der neue Hofer Dekan die­se Auf­ga­be direkt von Dir über­neh­men kann, nach­dem er sich eini­ge Mona­te in die vie­len ande­ren Auf­ga­ben ein­fin­den konn­te. Die­ser Weg fin­det mei­ne aus­drück­li­che Zustim­mung. Dar­über hin­aus habe ich Dich auch selbst gebe­ten, die Beglei­tung der tvo-Fern­seh­got­tes­dien­ste wei­ter zu beglei­ten. Dei­ne Medi­en­kom­pe­tenz, Du selbst, wirst wei­ter gebraucht wer­den. Frei­lich ist in Zukunft alles frei­wil­lig und ehrenamtlich.

Lie­be Gudrun,

zwar geht Gün­ter vor Dir in den Ruhe­stand und Du wirst noch eine Zeit im akti­ven Dienst­ver­hält­nis sein. Aber für Euch bei­de beginnt jetzt doch eine neue Lebens­zeit, weil Ihr bei­de Hof ver­lasst und nach Bay­reuth zieht. So freue ich mich, dass Ihr Euch bei­de gemein­sam seg­nen las­sen werdet.

Du wirst eigens in der Drei­ei­nig­keits­kir­che ver­ab­schie­det wer­den. Dort wird Dein Dienst gewür­digt wer­den. Ich will hier aber doch dank­bar erwäh­nen, dass Du so vie­le Vakan­zen in Hof abge­fe­dert hast durch Dei­ne Ver­tre­tungs­dien­ste. Das war ein Segen für die betrof­fe­nen Gemein­den und die Kollegenschaft.

Auch hat es bei die­ser Ver­ab­schie­dung hier sei­nen Ort, Dir zu dan­ken, dass Du Gün­ter den Rücken frei gehal­ten hast, ihn manch­mal ehr­lich kri­ti­siert hast und ihn auch dadurch – und auf vie­le ande­re Art und Wei­se (!) – unter­stützt hast. Dan­ke sage ich auch per­sön­lich für Eure lie­be Gastfreundschaft.

Man­ches wird ja doch blei­ben, auch wenn die Hofer Zeit sich nun rundet.