Inno­va­ti­on aus Göß­wein­stein – Erstes Port­wein­bier weltweit

Sie stoßen auf ihre neue Geschäftsidee mit ihrem Portweinbier an an: v.l. die Gößweinsteiner Jungunternehmer Michael Strak, Christian und Richard Fruntz. Foto: Thomas Weichert
Sie stoßen auf ihre neue Geschäftsidee mit ihrem Portweinbier an an: v.l. die Gößweinsteiner Jungunternehmer Michael Strak, Christian und Richard Fruntz. Foto: Thomas Weichert

„Bier küsst Portwein“

„Wein auf Bier, dass lob‚ ich mir. Bier auf Wein, das lass sein.“ Ob dies stimmt oder nicht und woher die­ses alte Sprich­wort kommt wol­len wir hier außer acht las­sen. Aber pas­sen Wein und Bier in einem Misch­ge­tränk zusam­men ? So wie etwa das Gaas-Seid­la, das Con­ny Krug von der gleich­na­mi­gen Brei­ten­le­sau­er Braue­rei Krug erfun­den hat und ein Misch­ge­tränk aus sei­nem Lager­bier, Cola und Kirsch­des­sert­wein ist.

Dass Wein, im spe­zi­el­len Port­wein, und Bier her­vor­ra­gend zusam­men­pas­sen bewei­sen nun die drei Göß­wein­stei­ner Jung­un­ter­neh­mer Richard und Chri­sti­an Fruntz und Micha­el Stark die vor gut einem Jahr die klei­ne Fir­ma „irgend­was­mit­port“ gegrün­det hat­ten und schon damals als den welt­weit ein­zi­gen Glüh­wein aus Port­wein erfun­den und selbst her­ge­stellt hat­ten. Unse­re Zei­tung berich­te­te damals groß dar­über. Letz­tes Jahr haben sie haupt­säch­lich über den Inter­net­ver­trieb 500 Liter ihres Glüh­port­weins, den sie „Win­ter­port“ nann­ten, ver­kauft. Ende Novem­ber ist der neue Win­ter­port fer­tig, dies­mal 800 Fla­schen davon. Lei­der fällt der Göß­wein­stei­ner Weih­nachts­markt auch heu­er wie­der aus bei dem sie erst­mals 2018 ihren ersten Win­ter­port aus­ge­schenkt hat­ten der so gut bei den Markt­be­su­chern ankam, dass sie beschlos­sen ihn in Fla­schen abzufüllen.

Glüh­wein ver­kauft sich aber nur in den Win­ter­mo­na­ten und weil der Win­ter­port so gut ange­kom­men ist, haben die drei Freun­de, Richard und Chri­sti­an Fruntz sind Cou­sins, über­legt was man aus Port­wein sonst noch alles machen könn­te das man auch über das gan­ze Jahr ver­kau­fen kann. Weil sie auch Lieb­ha­ber eines gut gezapf­ten Bie­res sind, kamen sie schließ­lich auf die Idee Port­wein mit Bier zu mischen. Anfra­gen dazu bei hie­si­gen Braue­rei­en ver­lie­fen ergeb­nis­los. Wein und Bier passt nicht zusam­men, viel zu auf­wän­dig und zu teu­er und nicht ver­kauf­bar, waren eini­ge der Ant­wor­ten frän­ki­scher Brau­mei­ster. Micha­el Stark, von Beruf Mon­teur, erin­ner­te sich schließ­lich an die Bekannt­schaft mit Seba­sti­an Sau­er der einst die Biero­thek in Erlan­gen bewirt­schaf­te­te, stu­dier­ter Brau­mei­ster ist und der heu­te im rhein­län­di­schen Stol­berg den Craft­bier Shop „Die Biero­thek“ https://​biero​thek​.de/ betreibt.

Sau­er, der auch den Begriff „Frei­geist Bier­kul­tur“ präg­te, gilt unter Fach­leu­ten als einer der ersten Craft­bier-Brau­er Deutsch­lands. „Wahr oder nicht, er ist ein Urge­stein in der Craft­bier-Sze­ne und ein Exper­te, der sei­nes­glei­chen sucht. Nicht umsonst sind sei­ne Bie­re in den USA, der Hei­mat des Craft­bie­res, beliebt wie kein ande­res deut­sches Bier“, heißt es unter ande­rem auf Sau­ers Web­sei­te. Jeden­falls nahm Stark Kon­takt mit Sau­er auf, erklär­te ihm die Idee des Port­wein­bie­res die die­ser „sehr lustig fand“ und auch nicht rea­li­täts­fremd. Nun muss­te nur noch eine Braue­rei gefun­den wer­den, die das Pro­jekt der Göß­wein­stei­ner, wel­ches sie „Port­wein küsst Bier“ nen­nen, wovon auch die roten Kuss­lip­pen auf der 0,33 Liter Fla­sche zeu­gen, umge­setzt wer­den kann. Fün­dig wur­den sie schließ­lich dank Sau­er, der sein Craf­bier in ganz Deutsch­land brau­en lässt, bei der sau­er­län­di­schen Tra­di­ti­ons­braue­rei Vor­mann in Hagen-Dahl. Heu­te erzeugt die­se seit 1718 nach­ge­wie­se­ne Fried­rich Funk­sche Braue­rei in Dahl neben Pils und Alt­bier ver­schie­de­ne Bier­spe­zia­li­tä­ten: unter ande­ren das preis­ge­krön­te „Sau­er­län­der Wei­zen­bier“ und das „Dah­ler Urbräu“, braut aber auch Bie­re für klei­ne­re Braue­rei­en nach deren Rezept.

Somit war mit der heu­ti­gen Braue­rei Vor­mann, die es seit 1877 gibt, ein idea­ler Part­ner gefun­den. Die drei Göß­wein­stei­ner mach­ten sich daher auf nach Hagen zu fah­ren und dort Seba­sti­an Sau­er in der Braue­rei Vor­mann zu tref­fen. Es wur­de län­ger expe­ri­men­tiert wie viel Port­wein des Ruby-Port in wel­ches Bier gehört und am besten dazu passt. Schließ­lich ent­schied man sich gemein­sam als Basis für einen kräf­ti­gen Por­ter, also einen ursprüng­lich bri­ti­schen Bier­stil, der nach den Hafen­trä­gern benannt wur­de, die es wohl auch am mei­sten getrun­ken haben. Die­ser Stil ist geprägt von vor allem kräf­ti­gen, dunk­len Mal­zen, die röst­mal­zi­ge und scho­ko­la­di­ge Noten ins Bier brin­gen. Die Kom­bi­na­ti­on mit eng­li­schem Hop­fen bringt eine ange­neh­me Bit­te­re, die ent­spre­chen­de Balan­ce ins Bier bringt und eine etwas kräu­te­ri­ge, flo­ra­le Note invol­viert. In der Kom­bi­na­ti­on mit dem Port­wein kom­men fruch­ti­ge, fass­ar­ti­ge Noten ins Bier, die zusam­men mit der Süße in erster Linie die Mal­zig­keit unter­stüt­zen. Daher nen­nen sie die neue Krea­ti­on die­ses Craft Beer, die welt­weit ein­zig­ar­tig ist auf „Port­ler“.

Mit zehn Pro­zent Port­wein hat es die­ses Bier bei auch zehn Pro­zent Alko­hol­ge­halt aber auch in sich. „Wir emp­feh­len dass man die­ses Bier in ein Wei­zen­glas oder eine Pil­stul­pe ein­schenkt damit es sein Aro­ma per­fekt ent­fal­ten kann, sagt Elek­tronik­in­ge­nieur Chri­sti­an Fruntz. Und sein Cou­sin, der Indu­strie­me­cha­ni­ker Richard Fruntz ergänzt, das man sich mit die­ser Craft­bier-Inno­va­ti­on nicht nur auf den Inter­net­han­del, son­dern auch auf den Ein­zel­han­del und bestimm­te Loka­li­tä­ten focu­sie­ren will. Ganz bil­lig ist so eine 0.33 Liter Fla­sche „Port­ler“ aller­dings nicht. Im Ver­kauf über das Inter­net kostet sie 5 Euro. Für grö­ße­re Abnah­me­men­gen kann man aber über den Preis reden. Zum einen ist der Port­wein kein Bil­lig­wein und zum ande­ren wird Hop­fen und Malz dafür eigens aus Eng­land impor­tiert. Auch das auf­wän­di­ge Brau­ver­fah­ren und die klei­nen Fla­schen sowie die eigens ange­fer­tig­ten Eti­ket­ten gehen ins Geld. Es muss auch pasteu­ri­siert , also ultra­hoch erhitzt wer­den, damit es län­ger hält.

Erst ein­mal wur­den 4000 Fla­schen davon pro­du­ziert wovon je zur Hälf­te Sau­er und die Göß­wein­stei­ner Erfin­der auf den Markt geben. Die Göß­wein­stei­ner Jung­un­ter­neh­mer, die bis­her nicht davon leben kön­nen, wol­len das Port­fo­lio ihrer klei­nen Gesell­schaft des bür­ger­li­chen Rechts (GbR) aber noch erwei­tern und bald auch wei­te­re por­tu­gie­si­sche Spe­zia­li­tä­ten wie ver­schie­de­ne por­tu­gie­si­sche Wei­ne, Käse. Oli­ven­öl oder Mee­res­früch­te zum Ver­kauf anbie­ten. Na dann Prost und guten Appetit.

Mehr Infos unter: https://​www​.irgend​was​mit​port​.de/