Forch­hei­mer Stadt­mau­er wird natur­ver­träg­lich saniert

Die natur­ver­träg­li­che Sanie­rung ihrer Stadt­mau­er hat sich die Stadt Forch­heim schon seit dem Jahr 2006 zur Auf­ga­be gemacht: Zu die­sem Zweck kommt im jähr­li­chen Tur­nus der Diplom-Agrar­bio­lo­ge Andre­as Schmie­din­ger, im Auf­trag des Amtes für öffent­li­ches Grün und des Sach­ge­bie­tes Bau­un­ter­halt nach Forch­heim. Schmie­din­ger betrach­tet das für die Stadt so prä­gen­de histo­ri­sche Bau­werk sowohl aus natur­schutz­fach­li­cher wie auch aus denk­mal­schüt­ze­ri­scher Sicht und sorgt für eine nach­hal­ti­ge Pfle­ge der Basti­on: „Für bei­de Fach­ge­bie­te besteht ein beson­de­res Inter­es­se am Erhalt eines über lan­ge Zeit­räu­me geal­ter­ten Lebens­rau­mes bzw. eines histo­risch bedeut­sa­men Mauerbestandes.“

Im jährlichen Turnus kommt der Diplom-Agrarbiologe Andreas Schmiedinger nach Forchheim um die Festungsmauern zu pflegen. Für diese Arbeit klettert Schmiedinger, gesichert mit professioneller Kletterausrüstung, Haken und Seilen, in großer Höhe – hier an der „Roten Mauer“ in Forchheim in rund acht Metern Höhe. Foto: Stadt Forchheim

Im jähr­li­chen Tur­nus kommt der Diplom-Agrar­bio­lo­ge Andre­as Schmie­din­ger nach Forch­heim um die Festungs­mau­ern zu pfle­gen. Für die­se Arbeit klet­tert Schmie­din­ger, gesi­chert mit pro­fes­sio­nel­ler Klet­ter­aus­rü­stung, Haken und Sei­len, in gro­ßer Höhe – hier an der „Roten Mau­er“ in Forch­heim in rund acht Metern Höhe. Foto: Stadt Forchheim

Für ins­ge­samt 1.200 Meter Festungs­mau­ern ist das Sach­ge­biet Bau­un­ter­halt der Stadt Forch­heim zustän­dig. Dazu kom­men die Mau­ern des Gra­bens um die Kai­ser­pfalz her­um mit noch ein­mal ca. 150 Metern. Im Haus­halt der Stadt wer­den jedes Jahr Mit­tel ange­mel­det, um not­wen­di­ge Arbei­ten zum Erhalt des Mau­er­werks aus­füh­ren zu las­sen. Aus Sicht des Bau­un­ter­halts müs­sen je nach Stein­art und Zustand des Mau­er­werks Fugen auch in Teil­be­rei­chen so saniert wer­den, dass kein Was­ser mehr in das Mau­er­werk ein­drin­gen kann. Außer­dem sind wegen wit­te­rungs­be­ding­ter Ero­si­on oder auch wegen ein­ge­wach­se­ner Wur­zeln Schä­den in eini­gen Berei­chen zu bekla­gen. Eine Sanie­rung ist hier mit einem hohen Auf­wand ver­bun­den. Beson­ders kosten­in­ten­si­ve Sanie­run­gen wur­den in den letz­ten Jahr­zehn­ten immer wie­der auf­ge­scho­ben, sol­len ab dem kom­men­den Jahr aber inten­si­ver ange­gan­gen wer­den. Hier­für ist in 2022 ein Betrag im mitt­le­ren fünf­stel­li­gen Bereich angedacht.

„Ein­fach aus­ge­drückt hat ein Stein­metz eine ande­re Sicht­wei­se, eine Mau­er zu sanie­ren als ein Bio­lo­ge“, führt Andre­as Pens­ke, Lei­ter des Sach­ge­biets Bau­un­ter­halt, aus, „Der Stein­metz möch­te die Fugen einer Mau­er abdich­ten, damit hier kei­ne Feuch­tig­keit mehr ein­dringt und der Stein mög­lichst gut erhal­ten bleibt. Der Bio­lo­ge hat den Lebens­raum Mau­er, also die Pflan­zen und Tie­re im Blick, die in und an der Mau­er gedei­hen. Er möch­te des­halb auch Feuch­tig­keit und Fugen oder Löcher in der Mau­er erhal­ten.“ Dar­aus ergibt sich auch die Her­aus­for­de­rung für die Sanie­rungs­auf­ga­be: Nur weni­ge Sanie­rungs­exper­ten berück­sich­ti­gen bei­de Aspek­te. 2001 hat der der deutsch­land­weit täti­ge, erfah­re­ne Agrar­bio­lo­ge Schmie­din­ger den Umgang mit der Vege­ta­ti­on an den Wall­mau­ern der Festung Rosen­berg in Kro­nach postu­liert. Auf die­ser Grund­la­ge hat Schmie­din­ger den Zustand der Forch­hei­mer Basti­on in einer geson­der­ten Exper­ti­se doku­men­tiert und ein Pfle­ge­kon­zept erstellt, das bei den Sanie­rungs­ar­bei­ten der Mau­er­an­la­gen berück­sich­tigt wird.

Andre­as Geck, Lei­ter des Amtes für öffent­li­ches Grün, betont, dass bei der Ent­fer­nung von Wur­zeln und Trie­ben, die die Mau­er schä­di­gen könn­ten, z. B. von Hasel­nuss und Ahorn, in Forch­heim seit jeher kein Gift ein­ge­setzt wird: „In unse­rer Basti­on leben Tier­ar­ten wie die sel­te­ne Töp­fer­wes­pe und ande­re Mau­er­wes­pen, der Stein­picker – eine beson­de­re Schnecken­art, der Mau­er­seg­ler, Eidech­sen­ar­ten und vie­le ande­re Tie­re, die die Mau­er als ihren Schutz- und Lebens­raum brau­chen.“ Das Vor­han­den­sein bestimm­ter Tier­ar­ten bestimmt den natur­schutz­fach­li­chen Wert der Wall­mau­ern. Dazu kom­men Flech­ten, Moo­se, Grä­ser und wei­te­re erhal­tens­wer­te Pflan­zen, die die Mau­er vor der Wit­te­rung abschir­men, für Feuch­tig­keits­aus­gleich sor­gen und den Tie­ren ein Blät­ter­dach als Unter­schlupf bieten.

Von Unkraut kann hier also nicht die Rede sein: Das Bio­top Festungs­mau­er soll­te so scho­nend wie mög­lich und des­halb rein mecha­nisch gepflegt wer­den. Bäu­me und Sträu­cher wer­den, soweit tech­nisch mög­lich, bis zur Mau­er zurück­ge­schnit­ten, um das Abster­ben des Gehöl­zes zu erreichen.

Das Wuchs­ver­hal­ten z.B. der Efeu­pflan­ze wird dage­gen regel­mä­ßig kon­trol­liert, sie kann in den mei­sten Fäl­len belas­sen oder nur zurück­ge­schnit­ten wer­den, muss aber nicht immer ent­fernt wer­den. Lang­sam wach­sen­de Trie­be wie die der Eibe oder Wur­zeln, die sehr weit unten an der Mau­er wach­sen, müs­sen nicht stän­dig ent­fernt wer­den, da ihnen die Kraft fehlt, an die­ser Stel­le Mau­er­tei­le zu schä­di­gen. Ande­res wird scho­nend beschnit­ten, vie­les darf wach­sen und gedeihen.

Ein beson­de­res Augen­merk liegt auf der Mau­er­kro­ne. Baum­wur­zeln kön­nen hier in die Auf­fül­lung zwi­schen Sicht­qua­der­scha­le und Schwer­ge­wichts­mau­er ein­drin­gen und zu Ver­for­mun­gen der Mau­er­kro­ne füh­ren, erklärt Schmie­din­ger. Gehöl­ze soll­ten in einem drei Meter brei­ten Strei­fen im Bereich der Mau­er­kro­ne gefällt, die Wur­zel­stöcke ggf. gero­det wer­den. Auf eine Ver­sie­ge­lung der Mau­er­kro­ne mit Beton o. ä. möch­te Schmie­din­ger dage­gen ver­zich­ten, da hier wär­me­lie­ben­de Tie­re, wie z.B. die mei­sten Wild­bie­nen nisten.