Bam­ber­ger Muse­ums­di­rek­to­rin Dr. Regi­na Hane­mann geht in den Ruhestand

Dr. Regina Hanemann. Foto: Anna Lienhardt
Dr. Regina Hanemann. Foto: Anna Lienhardt

Im Abschieds­in­ter­view erzählt sie von Begeg­nun­gen mit einem ehe­ma­li­gen Direk­tor des Pari­ser Lou­vre, war­um sie sich ein­mal als „Gemischt­wa­ren­händ­le­rin“ bezeich­net hat und was das Beson­de­re an den Bam­ber­ger Muse­en ist.

Lie­be Frau Dr. Hane­mann, im Jahr 1999 haben Sie Ihre Stel­le als Muse­ums­di­rek­to­rin ange­tre­ten. Woher stam­men Sie und wie hat es Sie nach Bam­berg verschlagen?

Ursprüng­lich kom­me ich aus der Nähe von Mün­chen. Dort und in Bam­berg habe ich Kunst­ge­schich­te, Volks­kun­de und Mit­tel­al­ter­ar­chäo­lo­gie stu­diert. Beruf­li­che Sta­tio­nen hat­te ich danach an der Uni Bam­berg, in Ber­lin bei der Schlös­ser­ver­wal­tung und in Baden-Würt­tem­berg, im Deutsch­or­dens­mu­se­um. Dort habe ich gespürt, wie sehr ich in Süd­deutsch­land ver­wur­zelt bin. Mir ist rich­tig das Herz auf­ge­gan­gen. Die trei­ben­de Kraft für mei­ne Bewer­bung in Bam­berg war schließ­lich mein Ehemann.

Ihre Stel­le haben Sie nun seit 22 Jah­ren inne. Wis­sen Sie noch, wie Ihre Anfangs­zeit war?

Die Bam­ber­ger Zei­tung – der Frän­ki­sche Tag – hat mich zu mei­nem Ein­stieg damals zitiert mit: „Ich bin gelern­te Gemischt­wa­ren­händ­le­rin“. Die­se Aus­sa­ge trifft immer noch zu. Die Muse­ums­ar­beit ist mit einem Gemischt­wa­ren­la­den ver­gleich­bar. In jeder Ecke gibt es Neu­es zu ent­decken, auch Uner­war­te­tes. Und man lernt unheim­lich viel über Objek­te und Mate­ria­li­en. Über­haupt ist eine gro­ße Neu­gier­de die Grund­vor­aus­set­zung für die Arbeit im Museum.

Was waren außer­ge­wöhn­li­che Erleb­nis­se wäh­rend Ihrer Zeit als Museumsdirektorin?

Ich erin­ne­re mich an einen ehe­ma­li­gen Direk­tor des Lou­vre in Paris. Er woll­te unbe­dingt die fran­zö­si­schen Bil­der in unse­rem Depot anschau­en, das damals aller­dings noch sehr unor­ga­ni­siert war. Nach der Besich­ti­gung sag­te er, dass eini­ge her­aus­ra­gen­de Wer­ke dabei sind. Das hat mich rich­tig beflü­gelt und ich habe mich dar­um geküm­mert, dass wir ein gepfleg­tes Depot bekom­men und mehr mit unse­rer Samm­lung arbei­ten. Sol­che Pro­jek­te kann man nie­mals allei­ne anpacken. Ich blicke ger­ne auf die Zusam­men­ar­beit mit den Mit­ar­bei­te­rin­nen und Mit­ar­bei­tern in unse­rem klei­nen Team zurück. Auch fast 20 Volon­tä­rin­nen und Volon­tä­re haben wir im Lau­fe der Jah­re unter mei­ner Lei­tung aus­ge­bil­det. Sie haben hier von der Pike auf Muse­ums­ar­beit gelernt und muss­ten schnell Ver­ant­wor­tung über­neh­men. Heu­te sind sie in Muse­en in ganz Deutsch­land verteilt.

Wel­che Her­zens­pro­jek­te hat­ten Sie?

Das sind vor allem unse­re drei Dau­er­aus­stel­lun­gen im Histo­ri­schen Muse­um: „Im Fluss der Geschich­te. Bam­bergs Lebens­ader Reg­nitz“, „Jüdi­sches in Bam­berg“ und die Gemäl­de­samm­lung „100 Mei­ster­wer­ke | Von Lucas Cra­nach über Pie­ter Breu­ghel zu Otto Moder­sohn“. Sie alle tra­gen mei­ne Hand­schrift. Bedeu­tend war auch 2003 die Säku­la­ri­sa­ti­ons­aus­stel­lung, eine Sonderausstellung.

Was haben Sie bis zum Ende Ihrer Arbeits­zeit noch vor?

Bis dahin gilt es, Pro­jek­te abzu­schlie­ßen. Zum Bei­spiel einen Bestands­ka­ta­log über die nie­der­län­di­schen Gemäl­de der Muse­en der Stadt Bam­berg. Mit dem Lei­ter des Stadt­ar­chivs Bam­berg, Horst Geh­rin­ger, arbei­te ich außer­dem an einem Buch zum jüdi­schen Bam­berg. Beson­ders freue ich mich noch auf eine Aus­stel­lung, in der wir die Zeich­nun­gen von Paul Maar zeigen.

Gibt es schon Plä­ne für den Ruhestand?

Ich möch­te ger­ne rei­sen, vor allem auch zu neu­en oder unbe­kann­te­ren Muse­en. Das Munch-Muse­um in Oslo reizt mich sehr. Außer­dem wer­de ich Freun­de besu­chen. Vor allem möch­te ich mich aber nicht jetzt schon zu sehr festlegen.

Was wün­schen Sie sich für die Bam­ber­ger Museumslandschaft?

Dass der Spa­gat zwi­schen den Inter­es­sen der Bamberger:innen und Tou­ri­sten wei­ter­hin gelingt. Und ich wür­de mir wahn­sin­nig wün­schen, dass ein neu­es Muse­um mit moder­ner tech­ni­scher Aus­stat­tung ent­steht. Dann könn­ten wir hier auch mal einen Picas­so zeigen.