Gold­kro­nach: Span­nen­de KOS­MOS-Vor­le­sung mit Prof. Dr. Oli­ver Lubrich über „Hum­boldts Politik“

Gold­kro­nach – Span­nen­de KOS­MOS-Vor­le­sung mit dem Hum­boldt-Exper­ten Prof. Dr. Oli­ver Lubrich über „Hum­boldts Poli­tik“. Foto: Privat

Gold­kro­nach – Mit der all­jähr­li­chen KOS­MOS-Vor­le­sung erin­nert das Alex­an­der von Hum­boldt-Kul­tur­fo­rum Schloss Gold­kro­nach an die 1826 in Ber­lin begon­ne­ne Ver­an­stal­tungs­rei­he Alex­an­der von Hum­boldts, die mit 61 Vor­le­sun­gen in der Ber­li­ner Sing­aka­de­mie den Grund­stock für Hum­boldts fünf­bän­di­ges Werk „Kos­mos – Ent­wurf einer phy­si­ka­li­schen Welt­be­schrei­bung“ bil­de­te. Hum­boldt lud damals die all­ge­mei­ne Bevöl­ke­rung ohne Unter­schied der sozia­len Stel­lung, des Bil­dungs­stan­des und erst­mals auch Frau­en zu all­ge­mein­ver­ständ­li­chen Lehr­ver­an­stal­tun­gen ein, um sei­nem Ide­al „Bil­dung für alle“ Rech­nung zu tra­gen. Als Red­ner für die dies­jäh­ri­ge KOS­MOS-Vor­le­sung konn­te das Hum­boldt-Kul­tur­fo­rum den inter­na­tio­nal renom­mier­ten Hum­boldt-Exper­ten Prof. Dr. Oli­ver Lubrich von der Uni­ver­si­tät Bern gewin­nen, der über „Hum­boldts Poli­tik“ sprach.

Zu Beginn der Ver­an­stal­tung dank­te der Vor­sit­zen­de des Hum­boldt-Kul­tur­fo­rums, Hart­mut Koschyk, Ober­fran­kens Regie­rungs­prä­si­den­tin Heid­run Piwer­netz für die Mög­lich­keit, dass die KOS­MOS-Vor­le­sung erneut im „Land­rat-Saal“ der Regie­rung von Ober­fran­ken statt­fin­den konn­te. Piwer­netz rief dazu auf, sich in Ober­fran­ken stär­ker als „Hum­boldt-Regi­on“ zu ver­ste­hen und sich des fort­dau­ern­den Wir­kens des Uni­ver­sal­ge­lehr­ten in der Regi­on in den Jah­ren 1792 bis 1797 mehr bewusst zu sein.

Prof. Dr. Oli­ver Lubrich ist Mit­her­aus­ge­ber der zum 250. Geburts­tag Alex­an­der von Hum­boldts 2019 erschie­ne­nen „Ber­ner Aus­ga­be“ sei­ner sämt­li­chen Schrif­ten, die inzwi­schen über die Uni­ver­si­tät Bern auch digi­tal frei ver­füg­bar ist. Auch ist er Autor und Her­aus­ge­ber zahl­rei­cher Publi­ka­tio­nen über Leben und Wir­ken Alex­an­der von Humboldts.

In sei­nem Vor­trag beleuch­te­te Prof. Lubrich die Bedeu­tung Alex­an­der von Hum­boldts als poli­ti­schen Autor, der als der inter­na­tio­nal bekann­te­ste Publi­zist sei­ner Zeit mit enor­mer Reso­nanz gegen Kolo­nia­lis­mus und Skla­ve­rei, zur Ver­tei­di­gung indi­ge­ner Völ­ker, für die Eman­zi­pa­ti­on der Juden, für eine euro­pä­isch-trans­at­lan­ti­sche Part­ner­schaft, für frei­en Welt­han­del, für den Schutz der Arbei­ter, für die För­de­rung jun­ger Wis­sen­schaft­ler sowie für die Demo­kra­ti­sie­rung des Wis­sens ein­trat. Dass Hum­boldt jedoch auch Kom­pro­mis­se gegen­über den herr­schen­den Struk­tu­ren sei­ner Zeit ein­ge­hen muss­te, ver­an­schau­lich­te Prof. Lubrich an der Russ­land­rei­se Hum­boldts 1829 auf Ein­la­dung des rus­si­schen Zaren. Als Vor­aus­set­zung für die­se Expe­di­ti­on hat­te Hum­boldt die Ver­pflich­tung abge­ge­ben, sich jeg­li­cher Bericht­erstat­tung und Kom­men­tie­rung über die poli­ti­sche und sozia­le Lage im dama­li­gen zari­sti­schen Russ­land zu ent­hal­ten. Im Rah­men sei­nes Vor­tra­ges prä­sen­tier­te Prof. Lubrich zahl­rei­che Text- und Bild­zeug­nis­se als Originalmaterial.