AELF Bam­berg infor­miert: Tot­holz, Pil­ze und die Arten­viel­falt im Wald

Herbst im Wald

Golden leuchtender Eichenwald rund um die Altenburg bei Bamberg (Foto: Klaus Stangl)

Gol­den leuch­ten­der Eichen­wald rund um die Alten­burg bei Bam­berg (Foto: Klaus Stangl)

Es ist Herbst gewor­den! Auch in unse­ren frän­ki­schen Wäl­dern ist das deut­lich zu spü­ren. Die Bäu­me fan­gen an sich zu ver­fär­ben und ver­lie­ren Tag für Tag mehr Laub. Für manch einen ist das jetzt die schön­ste Jah­res­zeit – noch gibt es war­me, son­ni­ge Tage und man­che Wäl­der schei­nen gol­den zu glühen.

Wäh­rend Bäu­me und Boden­pflan­zen lang­sam ihren Betrieb ein­stel­len und sich auf den Win­ter vor­be­rei­ten, ist nun die Zeit für eine der fas­zi­nie­rend­sten Orga­nis­men­grup­pen ange­bro­chen. Pil­ze sind zum Leben erwacht! Tau­send­fach recken sie ihre Hüte aus dem Wald­bo­den und set­zen bun­te Farb­tup­fer in Moos und Gras. Aller­dings nur, wenn aus­rei­chend Regen gefal­len ist und die obe­ren Boden­schich­ten gut durch­feuch­tet sind: dort näm­lich wächst der eigent­li­che Pilz, ein unter­ir­di­sches, für uns Men­schen unsicht­ba­res Geflecht aus Mil­lio­nen von hauch­dün­nen Fäden, die der Fach­mann Hyphen bzw. in sei­ner Gesamt­heit Mycel nennt. Die sicht­ba­ren Pil­ze sind tat­säch­lich nur Frucht­kör­per, ver­gleich­bar Äpfeln, die ein Apfel­baum in sei­ner Kro­ne trägt.

Pilz­samm­ler durch­strei­fen jetzt den Wald auf der Suche nach kuli­na­ri­schen Köst­lich­kei­ten wie Stein­pil­zen, Pfif­fer­lin­gen oder Rot­kap­pen. Schon Ende Juli lohnt die Suche. Die Haupt­sai­son ist jedoch v.a. im Sep­tem­ber und Okto­ber, auch wenn die heu­ri­ge Aus­beu­te bis­her eher mager war. Aber noch bis in den Dezem­ber hin­ein reicht das Ange­bot, etwa in Form von Austern­seit­lin­gen, Samt­fußr­üb­lin­gen und Frostschnecklingen.

Vie­len ist sicher schon ein­mal auf­ge­fal­len, dass Pil­ze oft unter bestimm­ten Bäu­men wach­sen: man­che Arten gedei­hen nur neben Buchen, ande­re neben Eichen, Bir­ken oder Kie­fern. Ein Gold­röhr­ling bei­spiels­wei­se wächst immer nur dort, wo eine Lär­che in der Nach­bar­schaft steht. Ande­re Bäu­me mei­det er.

Besteht ein Wald nur aus einer ein­zi­gen Baum­art, dann ist auch die Viel­falt an Pil­zen gering. Wäl­der, die aus fünf, zehn oder gar noch mehr Baum­ar­ten zusam­men­ge­setzt sind, beher­ber­gen indes eine enor­me Fül­le unter­schied­lich­ster Pil­ze. Die­ses Prin­zip gilt im Übri­gen genau­so für ande­re Arten­grup­pen wie Moo­se, Blü­ten­pflan­zen, Käfer oder Schmet­ter­lin­ge. Je mehr Baum­ar­ten, umso rei­cher die übri­ge Lebe­welt. Jeder, der einen Wald bewirt­schaf­tet, kann somit durch geziel­te För­de­rung und Bewah­rung ver­schie­de­ner Misch­baum­ar­ten einen wich­ti­gen Bei­trag zur Arten­viel­falt – Bio­di­ver­si­tät, wie man heut­zu­ta­ge sagt – lei­sten. Vor allem Eichen, Bir­ken, Wei­den, Zit­ter­pap­peln und Kir­schen beflü­geln die hei­mi­sche Vielfalt.

Totholz im Wald: unverzichtbar für die Artenvielfalt (Foto: Klaus Stangl)

Tot­holz im Wald: unver­zicht­bar für die Arten­viel­falt (Foto: Klaus Stangl)

Neben einem bun­ten Strauß an Baum­ar­ten spielt eine wei­te­re Struk­tur im Wald eine her­aus­ra­gen­de Rol­le: Tot­holz! Also einst leben­de Bäu­me oder Tei­le davon, die abge­stor­ben sind und im Wald ver­blei­ben. Tot­holz ist, anders als der Name ver­mu­ten lässt, vol­ler Leben und Grund­la­ge für Tau­sen­de Orga­nis­men, dar­un­ter holz­be­woh­nen­de Käfer, Holz­wes­pen und Wild­bie­nen. Allein von den hei­mi­schen 5.000 Pilz­ar­ten ist nicht weni­ger als die Hälf­te an Tot­holz gebunden.

Gera­de die holz­be­sie­deln­den Pil­ze ent­fal­ten eine wah­re Pracht an For­men und Far­ben. Mal knall­bunt oder honig­gelb mit Schup­pen, mal rie­si­ge wel­li­ge Hüte aus­bil­dend oder gla­sig-blut­ro­te Trop­fen abson­dernd – die Natur hat hier wah­re Mei­ster­wer­ke geschaf­fen. Wer mit offe­nen Augen durch die Wäl­der geht, wird nicht lan­ge suchen müs­sen, die­se Schät­ze zu entdecken.

Tot­holz ist für den Natur­schutz und die Arten­viel­falt eine unent­behr­li­che Struk­tur, des­sen Wert mitt­ler­wei­le vie­le Wald­be­sit­zer erkannt haben. Doch Tot­holz ist nicht gleich Tot­holz! Erst ein bun­tes Neben­ein­an­der von ste­hen­dem und lie­gen­dem, trocke­nem und feuch­tem, fri­schem und stark ver­mo­der­tem, dickem und dün­nem Tot­holz treibt die Arten­zahl nach oben! Und Tot­holz von ver­schie­de­nen Baum­ar­ten ist beson­ders förderlich.

Doch Vor­sicht! Han­delt es sich um totes oder abster­ben­des Fich­ten­holz, das vom Bor­ken­kä­fer befal­len ist, dann muss die­ses rasch auf­ge­ar­bei­tet und aus dem Wald gebracht wer­den. Andern­falls greift der aggres­si­ve Schäd­ling auch gesun­de, angren­zen­de Wäl­der an und bringt die­sen rasch den Tod.

Um den Wert des Tot­hol­zes für die Arten­viel­falt weiß man schon lan­ge. Sein Erhalt soll­te jedem, der im und mit dem Wald arbei­tet, ein Anlie­gen sein. Und beson­ders erfreu­lich: der Staat lässt es sich etwas kosten, Tot­holz zu erhal­ten. Wald­be­sit­zern wird auf Antrag eine Prä­mie für die Bewah­rung die­ser wert­vol­len Struk­tu­ren gewährt. Hier­für gibt es ein eige­nes För­der­pro­gramm (s. nach­ste­hen­der Infoblock).

Wald ist eben nicht nur ein Ort, an dem Holz pro­du­ziert wird. Wald ist auch Lebens­stät­te unzäh­li­ger wild­le­ben­der Tie­re, Pflan­zen und Pil­ze – letz­te­re opti­mal zu erle­ben im Herbst, bevor die Natur sich in den Win­ter­schlaf begibt.

Infor­ma­tio­nen zum Ver­trags­na­tur­schutz­pro­gramm Wald (VNP Wald)

Das Baye­ri­sche Ver­trags­na­tur­schutz­pro­gramm Wald (VNP Wald) hono­riert mit Zuwen­dun­gen frei­wil­li­ge Lei­stun­gen, wel­che pri­va­te oder kör­per­schaft­li­che Wald­be­sit­zer (inkl. Recht­ler) sowie Trä­ger über­be­trieb­lich durch­ge­führ­ter Maß­nah­men für den Natur- und Arten­schutz in ihren Wäl­dern erbrin­gen. Das VNP Wald ist im Pri­vat­wald und im Kör­per­schafts­wald ein wich­ti­ger Bau­stein für die Umset­zung natur­schutz­fach­li­cher Zie­le. Inter­es­sier­te Wald­be­sit­zer kön­nen sich an die Baye­ri­sche Forst­ver­wal­tung wen­den. Zustän­di­ge Stel­le im Raum Bam­berg und Forch­heim ist das Amt für Ernäh­rung, Land­wirt­schaft und For­sten Bam­berg mit sei­ner forst­li­chen Außen­stel­le in Scheß­litz (Neu­markt 20, 96110 Scheß­litz; Tel.: 0951 8687 2000). Die jeweils zustän­di­gen Forst­re­vier­be­am­ten kön­nen auch bequem mit dem Baye­ri­schen Först­erfin­der aus­fin­dig gemacht wer­den (https://​www​.stm​elf​.bay​ern​.de/​w​a​l​d​/​w​a​l​d​b​e​s​i​t​z​e​r​_​p​o​r​t​a​l​/​0​2​5​7​7​6​/​i​n​d​e​x​.​php).

Neben dem Erhalt von Tot­holz (bis zu 175 € je Baum als Ein­mal­zah­lung, wenn der Baum 12 Jah­re ste­hen bleibt) kön­nen u.a. auch Bio­top­bäu­me und Alt­holz­in­seln sowie ein Nut­zungs­ver­zicht oder die Schaf­fung lich­ter Wald­struk­tu­ren geför­dert wer­den. Die Bera­tung ist kostenlos.

Klaus Stangl
AELF Bam­berg, Baye­ri­sche Forstverwaltung
Fach­stel­le für Wald­na­tur­schutz Oberfranken