Sonntagsgedanken: Vom Handeln
Liebe Freunde,
Während meines Studiums – ich war damals noch im Kloster – folgte ich der Katholischen Hochschulgemeinde Bamberg nach Indien, um unsere Klöster in diesem Land zu besuchen. Klar, dass einem dort von den Händlern alles Mögliche angeboten wurde. Und als ich einem von ihnen etwas abkaufen wollte, riet mir mein indischer Mitbruder: „Du musst mit ihm handeln, sonst ist er beleidigt.“ Also fing ich an, zu handeln und bekam schließlich meine Ware viel günstiger.
Warum erzähle ich Ihnen dieses Ereignis aus meinem Leben? Weil ich vermute, dass viele Menschen heute offenbar glauben, dass unser Gott auch wie so ein Markthändler ist. Da wird aufgezählt, was man alles getan habe, dass man jeden Sonntag in der Kirche gewesen sei, dass man regelmäßig zur Beichte ginge, dass man doch so viel gespendet und geopfert habe und überhaupt, dass man der beste Christ sei.
Wirklich? Ich glaube, man kann sich noch so sehr anstrengen, unser Gott ist kein Markthändler, mit dem ich schachern und mir so den Himmel erkaufen kann, so wie Teta Linek in „Der veruntreute Himmel“. Den Himmel oder das Reich Gottes, das kann ich mir nicht erkaufen, den Himmel, den muss mir auch nicht verdienen, sondern den muss ich mir, nein, den darf ich mir schenken lassen von unserem Gott und zwar aus seiner Liebe heraus.
Wenn ich mir das bewusst mache, dann kann nicht nur viel, sondern sogar sehr viel Last von mir abfallen; z.B. sehr viele Sorgen darum, ich könnte ja nicht genug getan oder etwas falsch gemacht haben. Nein, ich werde anfangen, diese empfangene Liebe auch anderen zu schenken, weil ich sie an mir erfahren durfte. Dieses Handeln wäre dann in Seinem Sinne: Es wäre christlich. Und deswegen sind für mich all die Menschen Christen, die in Seinem Sinne handeln, auch wenn sie nicht zur Kirche oder nicht mehr zur Kirche gehören, aber versuchen, den anderen ein Stück Himmel auf Erden zu ermöglichen.
Deswegen bin ich fest davon überzeugt, dass es weit mehr christlich handelnde Menschen gibt als wir vermuten.
Denn Christsein zeigt sich in der Anwendung.
Deswegen gehören für mich alle Menschen dazu, die über ihren eigenen Tellerrand einmal hinausschauen und den anderen in den Blick nehmen.
Christlich handeln für mich Menschen, die sich wirklich in den anderen Menschen hineinversetzen, seine Sorgen und Probleme teilen und versuchen, ihm beizustehen und zu helfen.
Christlich handeln für mich Menschen, die ihren eigenen Weg verlassen und den Mitmenschen ein Stück auf seinem Weg begleiten, weil er es eben jetzt gerade braucht. Und dazu sind oft keine klugen Worte nötig, sondern einfach nur das Dasein.
Es gibt noch viel mehr Dinge, die von Menschen getan werden und die den anderen spüren lassen: Du bist nicht allein.
Das sind für mich echte Christen. Und dabei spielt es keine Rolle, ob sie zur Kirche gehören oder nicht, wenn sie einfach so handeln, wie Christus auch gehandelt hat. Nur leider werden sie so oft übersehen, weil sie ihr Handeln eben nicht aufrechnen oder dafür etwas erwarten.
Und wenn viele Menschen so handeln würden, wenn sich daran alle Menschen, auch „Christen“, ein Beispiel nehmen würden, könnten viel mehr Menschen wieder Hoffnung und neuen Lebensmut bekommen.
Ich wünsche Ihnen Menschen, denen sie begegnen, die in Seinem Sinne handeln – also wirklich christlich handeln – und die Ihnen immer und immer wieder neue Hoffnung geben.
Einen guten und schönen Sonntag und eine gute Woche und passen Sie immer gut auf sich auf.
Klaus Weigand
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Infos zu Pfarrer Klaus Weigand
- Geboren 1966 in Erlenbach am Main (Unterfranken)
- Abitur am Theresianum in Bamberg 1989
- Studium der Kath. Theologie in Bamberg und Wien
- Priesterweihe 1998
- Tätigkeiten:
- Fürth, Christkönig von 1997 – 2010
- Buckenhofen als Pfarradministrator 2010 – 2015
- seit 2015 in Heroldsbach und Hausen
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