Sonn­tags­ge­dan­ken: Vom Handeln

Symbolbild Religion

Lie­be Freunde,

Wäh­rend mei­nes Stu­di­ums – ich war damals noch im Klo­ster – folg­te ich der Katho­li­schen Hoch­schul­ge­mein­de Bam­berg nach Indi­en, um unse­re Klö­ster in die­sem Land zu besu­chen. Klar, dass einem dort von den Händ­lern alles Mög­li­che ange­bo­ten wur­de. Und als ich einem von ihnen etwas abkau­fen woll­te, riet mir mein indi­scher Mit­bru­der: „Du musst mit ihm han­deln, sonst ist er belei­digt.“ Also fing ich an, zu han­deln und bekam schließ­lich mei­ne Ware viel günstiger.

War­um erzäh­le ich Ihnen die­ses Ereig­nis aus mei­nem Leben? Weil ich ver­mu­te, dass vie­le Men­schen heu­te offen­bar glau­ben, dass unser Gott auch wie so ein Markt­händ­ler ist. Da wird auf­ge­zählt, was man alles getan habe, dass man jeden Sonn­tag in der Kir­che gewe­sen sei, dass man regel­mä­ßig zur Beich­te gin­ge, dass man doch so viel gespen­det und geop­fert habe und über­haupt, dass man der beste Christ sei.

Pfarrer Klaus Weigand (rechts) mit Urmel ...

Pfar­rer Klaus Weig­and (rechts) mit Urmel …

Wirk­lich? Ich glau­be, man kann sich noch so sehr anstren­gen, unser Gott ist kein Markt­händ­ler, mit dem ich schachern und mir so den Him­mel erkau­fen kann, so wie Teta Linek in „Der ver­un­treu­te Him­mel“. Den Him­mel oder das Reich Got­tes, das kann ich mir nicht erkau­fen, den Him­mel, den muss mir auch nicht ver­die­nen, son­dern den muss ich mir, nein, den darf ich mir schen­ken las­sen von unse­rem Gott und zwar aus sei­ner Lie­be heraus.

Wenn ich mir das bewusst mache, dann kann nicht nur viel, son­dern sogar sehr viel Last von mir abfal­len; z.B. sehr vie­le Sor­gen dar­um, ich könn­te ja nicht genug getan oder etwas falsch gemacht haben. Nein, ich wer­de anfan­gen, die­se emp­fan­ge­ne Lie­be auch ande­ren zu schen­ken, weil ich sie an mir erfah­ren durf­te. Die­ses Han­deln wäre dann in Sei­nem Sin­ne: Es wäre christ­lich. Und des­we­gen sind für mich all die Men­schen Chri­sten, die in Sei­nem Sin­ne han­deln, auch wenn sie nicht zur Kir­che oder nicht mehr zur Kir­che gehö­ren, aber ver­su­chen, den ande­ren ein Stück Him­mel auf Erden zu ermöglichen.

Des­we­gen bin ich fest davon über­zeugt, dass es weit mehr christ­lich han­deln­de Men­schen gibt als wir vermuten.

Denn Christ­sein zeigt sich in der Anwendung.

Des­we­gen gehö­ren für mich alle Men­schen dazu, die über ihren eige­nen Tel­ler­rand ein­mal hin­aus­schau­en und den ande­ren in den Blick nehmen.

Christ­lich han­deln für mich Men­schen, die sich wirk­lich in den ande­ren Men­schen hin­ein­ver­set­zen, sei­ne Sor­gen und Pro­ble­me tei­len und ver­su­chen, ihm bei­zu­ste­hen und zu helfen.

Christ­lich han­deln für mich Men­schen, die ihren eige­nen Weg ver­las­sen und den Mit­men­schen ein Stück auf sei­nem Weg beglei­ten, weil er es eben jetzt gera­de braucht. Und dazu sind oft kei­ne klu­gen Wor­te nötig, son­dern ein­fach nur das Dasein.

Es gibt noch viel mehr Din­ge, die von Men­schen getan wer­den und die den ande­ren spü­ren las­sen: Du bist nicht allein.

Das sind für mich ech­te Chri­sten. Und dabei spielt es kei­ne Rol­le, ob sie zur Kir­che gehö­ren oder nicht, wenn sie ein­fach so han­deln, wie Chri­stus auch gehan­delt hat. Nur lei­der wer­den sie so oft über­se­hen, weil sie ihr Han­deln eben nicht auf­rech­nen oder dafür etwas erwarten.

Und wenn vie­le Men­schen so han­deln wür­den, wenn sich dar­an alle Men­schen, auch „Chri­sten“, ein Bei­spiel neh­men wür­den, könn­ten viel mehr Men­schen wie­der Hoff­nung und neu­en Lebens­mut bekommen.

Ich wün­sche Ihnen Men­schen, denen sie begeg­nen, die in Sei­nem Sin­ne han­deln – also wirk­lich christ­lich han­deln – und die Ihnen immer und immer wie­der neue Hoff­nung geben.

Einen guten und schö­nen Sonn­tag und eine gute Woche und pas­sen Sie immer gut auf sich auf.

Klaus Weig­and


Wei­te­re Sonn­tags­ge­dan­ken

Infos zu Pfar­rer Klaus Weigand

  • Gebo­ren 1966 in Erlen­bach am Main (Unter­fran­ken)
  • Abitur am The­re­sia­num in Bam­berg 1989
  • Stu­di­um der Kath. Theo­lo­gie in Bam­berg und Wien
  • Prie­ster­wei­he 1998
  • Tätig­kei­ten:
  • Fürth, Christ­kö­nig von 1997 – 2010
  • Bucken­ho­fen als Pfarr­ad­mi­ni­stra­tor 2010 – 2015
  • seit 2015 in Herolds­bach und Hausen