Soli­de Lei­stung des Kli­ni­kums Forch­heim-Frän­ki­sche Schweiz beim erst­ma­li­gen Ein­set­zen eines künst­li­chen Hüftgelenks

Dr. Mario Grosso
Dr. Mario Grosso

Im Kli­nik­check, einer Koope­ra­ti­on der Fried­rich-Alex­an­der­Uni­ver­si­tät, der Uni­ver­si­tät Bay­reuth und der Nürn­ber­ger Zei­tung und den Nürn­ber­ger Nach­rich­ten, wur­de das Vor­ge­hen von 24 Kran­ken­häu­sern beim erst­ma­li­gen Ein­set­zen eines künst­li­chen Hüft­ge­lenks ver­gli­chen. Das Endo­pro­the­tik­zen­trum Endo­fo am Kli­ni­kum Forch­heim-Frän­ki­sche Schweiz brach­te im Jahr der Daten­er­he­bung 2019 soli­de Lei­stun­gen und wird als guter Per­for­mer in der zwei­ten Grup­pe eingestuft.

Beim Ver­gleich sind neben den Infor­ma­tio­nen aus dem Qua­li­täts­be­richt die AOK-Rou­ti­ne Daten für die Ein­grup­pie­rung rele­vant, denn die­se lie­fern Erkennt­nis­se zum Behand­lungs­er­folg über den Tag der Ent­las­sung aus dem Kran­ken­haus hin­aus. Bei den Indi­ka­to­ren ‚Unge­plan­te Fol­ge-Ope­ra­ti­on bis zu 365 Tage nach dem Ein­griff‘ und ‚Chir­ur­gi­sche Kom­pli­ka­tio­nen inner­halb von 90 bzw. 365 Tagen nach dem Ein­griff‘ liegt das Kli­ni­kum im Mit­tel­feld mit durch­schnitt­li­chen Werten.

Hüft­ge­lenks­er­kran­kung Coxarthrose

Die bekann­te­ste und häu­fig­ste Hüft­ge­lenks­er­kran­kung ist die Cox­ar­thro­se, ein Ver­schleiß des Gelenk­knor­pels. Dr. Mario Grosso, ein Ope­ra­teur des Endo­pro­the­tik­zen­trums, erläu­tert bei einer Infor­ma­ti­ons­ver­an­stal­tung die Vor­aus­set­zun­gen für eine Hüft­to­tal­en­do­pro­the­se (Hüft-TEP), also einen voll­stän­di­gen Ersatz sowohl der Hüft­pfan­ne wie auch des Hüft­kop­fes anhand der Leit­li­nie der Deut­schen Gesell­schaft für Ortho­pä­die und Unfall­chir­ur­gie e.V. (DGOU). Dem­nach soll eine Hüft-TEP-Ope­ra­ti­on nur bei radio­lo­gisch nach­ge­wie­se­ner fort­ge­schrit­te­ner Cox­ar­thro­se (Kell­gren & Law­rence Grad 3 oder 4) erfol­gen. Die Indi­ka­ti­ons­stel­lung zur Hüft-TEP kommt infra­ge, wenn Pati­en­tin­nen, trotz vor­an­ge­gan­ge­ner kon­ser­va­ti­ver The­ra­pie, über hohen sub­jek­ti­ven Lei­dens­druck berich­ten hin­sicht­lich hüft­be­zo­ge­ner Beschwer­den (Schmer­zen, Funk­ti­ons­ein­schrän­kun­gen, Ein­schrän­kun­gen bei den Akti­vi­tä­ten des täg­li­chen Lebens) und der gesund­heits­be­zo­ge­nen Lebensqualität.

Wie läuft die Ope­ra­ti­on ab?

Pri­vat­do­zent Dr. Uwe Leh­mann, Chef­arzt der Unfall­chir­ur­gie am Kli­ni­kum, beschreibt die Ope­ra­ti­on: „Das Hüft­ge­lenk ist ein Kugel­ge­lenk. Die Kom­po­nen­ten, die ein­ge­setzt wer­den – die Pfan­ne und der Kopf mit Schaft – müs­sen in der rich­ti­gen Nei­gung und in der rich­ti­gen Ante­ver­si­on ein­ge­setzt wer­den. Der Schaft muss fest ver­an­kert sein und auch die Län­ge des Bei­nes muss rich­tig bemes­sen sein, da es sonst zu einer Ver­ren­kung des Gelenks, einer Luxa­ti­on, kommt.“ Die Pla­nung vor der Ope­ra­ti­on mit­hil­fe von Soft­ware­pro­gram­men mini­miert Kom­pli­ka­tio­nen wäh­rend des Ein­griffs, wie Brü­che oder ein zu gro­ßer Schaft. Der Haupt­op­e­ra­teur gibt zu den­ken, dass die Chir­ur­gie immer noch ein Hand­werk sei und ein guter Chir­urg ein aku­sti­sches Emp­fin­den habe, um zu ermes­sen, ob die Pro­the­se passt.

Außer­dem sei ein sehr gutes räum­li­ches Vor­stel­lungs­ver­mö­gen von­nö­ten, um die Pro­the­se opti­mal ein­zu­set­zen. Mini­mal­in­va­si­ve Schnit­te sieht der Exper­te kri­tisch: Die frei­ge­leg­ten Mus­kel­strän­ge und Weich­tei­le müs­sen für einen frei­en Zugang zum Gelenk ver­scho­ben wer­den. Bei klei­nen Zugän­gen kann es zu Druck­ne­kro­sen kom­men, das heißt, dass das Gewe­be abstirbt. Außer­dem ist die Sicht ein­ge­schränkt, um die Pro­the­se exakt einzusetzen.

Wäh­rend der Ope­ra­ti­on wird die Beweg­lich­keit über­prüft sowie die Nei­gung zur Verrenkung.

„Wir über­prü­fen über die end­gra­di­gen Bewe­gun­gen, dass es weder zu einer ver­mehr­ten Ver­län­ge­rung noch zu einer Ver­ren­kung kommt. Es gibt aber Extrem­be­we­gun­gen, wie ein Sturz, die dann zu einer Luxa­ti­on füh­ren kön­nen.“ Uwe Leh­mann unter­streicht die mus­ku­lä­re Kom­po­nen­te eines Pati­en­ten. Bei einem Trai­nier­ten hal­ten die Mus­keln den Pro­the­sen­kopf in der Pfanne.

Das Mate­ri­al der Gleit­paa­rung-Pro­the­sen, die am Kli­ni­kum am häu­fig­sten ein­ge­setzt wird, ist Titan für die zement­freie Press­fit-Pfan­ne und den Pro­the­sen­schaft. In die Pfan­ne wird als Gleit­schicht ultra­hoch­ver­netz­tes Poly­ethy­len ein­ge­setzt. Auf den Konus des Pro­the­sen­schaf­tes wird ein Kera­mik­kopf auf­ge­setzt, der mit dem Poly­ethy­len-Ein­satz arti­ku­liert. Die Stan­dard-Ant­wort auf die Fra­ge nach der Halt­bar­keit lau­te 15 Jah­re, aber meh­re­re Fak­to­ren beein­flus­sen den Erhalt der Funk­ti­ons­fä­hig­keit – das Kör­per­ge­wicht, die Art der Bean­spru­chung, wobei der Poly­ethy­len­ein­satz der emp­find­lich­ste Punkt der Kon­struk­ti­on sei, so der Chefarzt.

Endo­pro­the­tik­zen­trum Endofo

Um die qua­li­ta­tiv hoch­wer­ti­ge Durch­füh­rung die­ser kom­ple­xen Ope­ra­ti­on zu gewähr­lei­sten, wird das Endo­pro­the­tik­zen­trum ein­mal im Jahr zer­ti­fi­ziert. Die Haupt­op­e­ra­teu­re Dr. Uwe Leh­mann, Dr. Franz Roß­meißl, Jür­gen Waibel, Dr. Susan­ne Esper und dem­nächst Dr. Mario Grosso müs­sen min­de­stens 50 Gelenk­er­satz­ope­ra­tio­nen pro Jahr nach­wei­sen. Erst­ope­ra­teu­re wei­sen nach, dass sie in einem Zeit­raum von zwei Jah­ren 100 Ope­ra­tio­nen durch­ge­führt haben, die von einem Haupt­op­e­ra­teur beglei­tet wor­den sind.

Dr. Uwe Leh­mann sagt: „Pro Jahr füh­re ich sicher­lich weit über 100 Ope­ra­tio­nen an Hüf­te oder Knie durch und bei einem Groß­teil ope­rie­re ich selbst, denn bei Pati­en­ten, die von mir ope­riert wer­den wol­len, füh­re ich den Ein­griff durch.“ 2019 wur­den 189 Hüft­ge­lenk­er­satz­ope­ra­tio­nen am Kli­ni­kum durch­ge­führt, eine nor­ma­le Zahl für ein Haus die­ser Grö­ße. „Es gibt natür­lich Endo­pro­the­tik­zen­tren, die nichts ande­res machen als Pro­the­sen ein­zu­set­zen, aber wir sind hier kei­ne Fabrik und eine gewis­se Indi­vi­dua­li­tät geht viel­leicht in so einem Rie­sen­ap­pa­rat ver­lo­ren. Hier kennt der Pati­ent noch sei­nen Ope­ra­teur und das ist sicher­lich ein biss­chen per­sön­li­cher“, schließt der Fachmann.