Hil­fe für die Manns­ge­reu­ther Tanzlinde

Schwere Technik für die Tanzlinde. Foto: Stefanie Weigelmeier
Schwere Technik für die Tanzlinde. Foto: Stefanie Weigelmeier

Damit die histo­ri­sche Tanz­lin­de wie­der Luft und Was­ser bekommt

Hil­fe für ein Natur­denk­mal: In einer kon­zer­tier­ten Akti­on von unte­rer Natur­schutz­be­hör­de und Gemein­de Red­witz an der Rodach wird das Umfeld des Bau­mes im Rah­men des Pro­jekts „frän­kisch ver­wur­zelt“ der Regie­rung von Ober­fran­ken entsiegelt.

Die Tanz­lin­de in Manns­ge­reuth ist nicht nur das Wahr­zei­chen des Ortes, son­dern auch ein ein­ge­tra­ge­nes Natur­denk­mal. Im Lau­fe sei­nes Lebens muss­te der Baum eini­ges erdul­den und hat dar­un­ter – ins­be­son­de­re unter der Ver­sie­ge­lung – zuneh­mend gelit­ten. Im Rah­men des Pro­jekts „frän­kisch ver­wur­zelt“ der Regie­rung von Ober­fran­ken sol­len nun die „Lebens­um­stän­de“ der histo­ri­schen Lin­de in Zusam­men­ar­beit mit der unte­ren Natur­schutz­be­hör­de am Land­rats­amt, der Gemein­de Red­witz, den Ein­woh­ne­rin­nen und Ein­woh­nern von Manns­ge­reuth und mit Fach­fir­men ver­bes­sert werden.

Ver­mut­lich wur­de die Manns­ge­reuth Win­ter-Lin­de um das Jahr 1650 als Frie­dens­lin­de nach dem Drei­ßig­jäh­ri­gen Krieg gepflanzt, erläu­tert Tho­mas Fischer von der unte­ren Natur­schutz­be­hör­de am Land­rats­amt. Die Stütz­an­la­ge wird auf Mit­te des 18. Jahr­hun­derts datiert und gilt als Bau­denk­mal. Der Baum hat im Lau­fe sei­nes Lebens zwar viel erlebt und durf­te bestimmt so man­ches Gespräch belau­schen, das unter sei­ner Kro­ne statt­ge­fun­den hat, er muss­te aber auch vie­les erdulden.

Noch in den 1950er Jah­ren war das Kreis­rund, in dem der Baum steht, erhöht über dem dama­li­gen Stra­ßen­ni­veau. Im Zuge des Stra­ßen­aus­baus wur­de rings­um nicht nur knapp ein Meter auf­ge­füllt, son­dern auch ver­dich­tet und mit Asphalt versiegelt.

Was für den Stra­ßen­ver­kehr damals gut und prak­tisch erschien, ist für die Ent­wick­lung der Bäu­me äußerst schlecht, erklärt Tho­mas Fischer. „In ver­dich­te­ten Böden kön­nen die Wur­zeln nicht mehr atmen und durch die ver­sie­gel­ten Ober­flä­chen gelangt kein Was­ser. Heu­te haben wir einen ande­ren Stand der Tech­nik: der Ein­bau von Wur­zel­brücken und Kaver­nen ermög­licht zukunfts­fä­hi­ge Baum­quar­tie­re im Ver­kehrs­be­reich. Was zunächst einen etwas höhe­ren finan­zi­el­len Bedarf dar­stellt, erweist sich im Zuge der Ver­än­de­run­gen durch den Kli­ma­wan­del als unbe­zahl­bar, denn an alten Baum­stand­or­ten sind sol­che Ver­än­de­run­gen nur bedingt mög­lich“, weiß der Arbo­rist und Forst­wis­sen­schaft­ler vom Land­rats­amt Lich­ten­fels weiter.

Im Zuge des Pro­jek­tes „frän­kisch ver­wur­zelt“ der Regie­rung von Ober­fran­ken besuch­ten Fach­leu­te in Zusam­men­ar­beit mit der unte­ren Natur­schutz­be­hör­de am Land­rats­amt im ver­gan­ge­nen Jahr meh­re­re Baum­stand­or­te und erar­bei­te­ten Ver­bes­se­rungs­mög­lich­kei­ten, unter ande­rem auch in Mannsgereuth.

Die Manns­ge­reu­the­rin­nen und Manns­ge­reu­ther ste­hen zu ihrer Lin­de, weiß Tho­mas Fischer. Dank des tat­kräf­ti­gen Enga­ge­ments im Dorf wur­de die Lin­de im ver­gan­ge­nen Jahr bereits mehr­mals in aus­rei­chen­der Men­ge von der Feu­er­wehr gewäs­sert. Außer­dem wur­de ein Prä­pa­rat ein­ge­bracht, das die Lin­de scho­nend vita­li­siert und das Wur­zel­wachs­tum anregt.

Die Mitarbeiter der Gemeinde bauten das Pflaster rund um die Tanzlinde aus. Foto: Stefanie Weigelmeier

Die Mit­ar­bei­ter der Gemein­de bau­ten das Pfla­ster rund um die Tanz­lin­de aus. Foto: Ste­fa­nie Weigelmeier

Im Sep­tem­ber 2021 ging es nun mit der Auf­wer­tung des Baum­stand­or­tes wei­ter. Hier­für wur­den regio­na­le Fach­fir­men beauf­tragt, infor­miert Tho­mas Fischer wei­ter. Das bestehen­de Pfla­ster, das im Rah­men der Dorf­ver­schö­ne­rung in den 1970er Jah­ren ver­legt wur­de, wur­de vom Bau­hof der Gemein­de Red­witz a. d. Rodach ent­fernt. Hin­ter­grund war, dass sich die Fugen mitt­ler­wei­le so zuge­setzt hat­ten, dass das Was­ser eher ablief, anstatt zu versickern.

Hän­disch und mit vor­sich­ti­gem Ein­satz einer Druck­luft­lan­ze wur­de der alte Unter­grund gelockert, ohne die Wur­zeln zu ver­let­zen. Ein Saug­bag­ger ent­fern­te das gelö­ste Mate­ri­al. Anschlie­ßend wur­de ein spe­zi­el­les Boden­sub­strat mit Boden­hilfs­stof­fen ein­ge­ar­bei­tet. Die Ober­flä­che bil­det nun ein pass­ge­nau ange­fer­tig­ter Git­ter­rost, der in die­sen Tagen ange­bracht wird. Die Ring­bank bleibt bestehen, die Wur­zeln kön­nen nun in die­sem Bereich wie­der atmen und Was­ser kann unge­hin­dert ver­sickern, so der Fach­mann von der unte­ren Naturschutzbehörde.

Finan­ziert wur­den die Maß­nah­men aus Eigen­mit­teln der Gemein­de Red­witz, Gel­dern aus dem Denk­mal­schutz, durch das Land­rats­amt und das Pro­jekt „frän­kisch ver­wur­zelt“ der Regie­rung von Oberfranken.