Stadtrat Pottenstein: Kontroversen um ehemaliges KZ-Außenlager

Magerscheune (ehemaliges KZ-Außenlager) . Foto: Thomas Weichert
Magerscheune (ehemaliges KZ-Außenlager) . Foto: Thomas Weichert

Neues Konzept zur Innenstadtentwicklung ohne großen Supermarkt

„Ich habe kein Verständnis dafür das man die Zustimmung der Klosterlangheimer Erklärung im Nachhinein wieder abändern soll.“ Dies sagte ein sichtlich verärgerter Bürgermeister Stefan Frühbeißer (CWU/UWV) nachdem sich CSU-Chefin Birgit Haberberger nach dem Workshop des Stadtrats, der in Klosterlangheim vom 23. bis 24. Juli stattfand, per E-Mail an Moderator Thomas Müller vom Amt für ländliche Entwicklung gewandt hatte, weil sie die Tourist-Info nicht in der Magerscheune untergebracht wissen will.

Die Mail von Haberberger löste nicht nur Unverständnis bei Müller aus, sondern auch beim Leiter der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg dessen Stellungnahme Frühbeißer dazu ebenfalls während der Stadtratssitzung verlas. In Flossenbürg sei keine Nachfrage diesbezüglich eingegangen, zitierte Frühbeißer aus dem Schreiben. „An den Planungen für die Magerscheune wird festgehalten“, stellte der Rathauschef unmissverständlich fest. Geplant ist dass dort eine eine Art Museum zum ehemaligen KZ-Außenlager einzieht in dem die Geschichte Pottensteins, sowohl vor als auch nach der Nazizeit dargestellt wird, ein Naturparkzentrum, ein Jugendraum und eben auch die Tourist-Info die derzeit noch im Rathaus untergebracht ist. „Ein Protokoll ändern zu lassen, kann man nur dann machen, wenn man die Wahrheit spricht“, betonte Frühbeißer. Haberberger erklärte zu ihrem Mail an Müller das sie sich nicht entsinnen konnte, das die Planungen schon so weit fortgeschritten sind. Sie will nicht dass eine KZ-Gedenkstätte in einem Gebäude zusammen mit der Tourist-Info untergebracht wird, weil dies ein sehr sensibles Thema sei. Eine absolute Änderung des Protokolls wollte sie nicht. Zur Untermauerung ihrer Ansicht hatte sie unter anderem das Buch des Journalisten Peter Engelbrecht mitgebracht. Mit dem Titel „Touristenidylle und KZ-Grauen“. Dies werde dann so wie es auf dem Buchtitel steht in der Magerscheune umgesetzt wenn die Tourist-Info mit reinkommt. „Ich bitte die Kollegen, noch einmal darüber nachzudenken“, so Haberberger. „Kein Mensch möchte den Titel eines Buches umsetzten“, verwies Frühbeißer auf die bisherige Konzeption und eine Innenarchitekturstudie. „Ich bin sehr überrascht über die Art und Weise“, so Frühbeißer in Richtung Haberberger.

Dritter Bürgermeister Christian Weber (JL) sprach von einem „durchdachtem Konzept“ und plädierte vor allem auch dem Einzelhandelskonzept zuzustimmen. Dieses sei ein klares Bekenntnis für eine lebendige Innenstadt, so Weber. Denn eine unbedingte Notwendigkeit einer Ansiedlung eines großen Supermarktes im Kernort werde nicht mehr gesehen, weshalb solche Ansiedlungsbemühungen seitens der Stadt eingestellt werden können. Vielmehr sollen Einkaufsmöglichkeiten für den täglichen Bedarf erhalten und neu geschaffen werden, die auch als soziale Treffpunkte genutzt werden können. Zum Beispiel nach dem Vorbild von Bad Münstereifel. Weber hätte gerne auch das Bürgerhaus revitalisiert, etwa mit einem Bürgercafé. „Wir müssen nun schauen das wir den ganzen schönen Worten auch Taten folgen lasse“, so Weber der sich bis zum Jahresende einen Architektenwettbewerb wünscht. „Corona habe bestimmte Arbeitskreise nicht ermöglicht und ein Architektenwettbewerb ist ein Projekt für sich, was man wegen personellen Engpässen im Rathaus nicht einfach aus dem Ärmel schütteln kann“, entgegnete Frühbeißer. „Und ob wir das heuer noch abschließen können, mag ich bezweifeln.“ „Ich habe mich beim Einzelhandel gegen diese Entscheidung ausgesprochen, weil man das nur machen kann wenn man konkrete Alternativen hat“, so Reinhold Thiem (BU). Entscheidend sei, „in welcher Richtung die weiteren Verhandlungen geführt werden sollen“, so Frühbeißers Antwort. Natürlich nicht auf Gedeih oder Verderb. „Ich bin dagegen das die Tourist-Info wegen diesem Buchtitel in die Magerscheune kommt“, gab Thiem nun nicht nach. „Alles kann in der Magerscheune laut Studie umgesetzt werden und ein Buchtitel wird dabei nicht dargestellt“, konterte Frühbeißer und betonte, dass in der Ausstellung die Entwicklung von Pottenstein vor und nach dem Dritten Reich dargestellt wird. Gegen das Einzelhandelskonzept stimmte Reinhold Thiem, gegen den Rahmenplan für den Ku(ltu)rpark mit Magerscheune ebenfalls Thiem sowie Haberberger und Erwin Sebald (CSU). Thiem beantragte dann einen Sachstandsbericht innerhalb eines Jahres zur Alternative der Innenstadtentwicklung.