Neun­kir­chen am Brand: Exkur­si­on zu Fledermäusen

Symbolbild Heimatkunde

Live-Event mit Fle­der­mäu­sen. Foto: Privat

Neun­kir­chen a.Br. – Am Sams­tag 11.09.2021 erfolg­te bei besten Wit­te­rungs­be­din­gun­gen die all­jähr­li­che Fle­der­maus-Exkur­si­on in Neun­kir­chen am Brand. Rund 40 Erwach­se­ne und Kin­der sind der Ein­la­dung des BUND Natur­schutz, Orts­grup­pe Neun­kir­chen am Brand und Umge­bung gefolgt und haben viel über die laut­lo­sen Jäger in der Nacht erfah­ren. Durch­ge­führt wur­de die Füh­rung von Diplom-Bio­lo­gin Ute Gel­lenthien, ehren­amt­li­che Fle­der­maus­fach­be­ra­te­rin in den Land­krei­sen Forch­heim und Erlan­gen-Höch­stadt. Fle­der­mäu­se sind die ein­zi­gen Säu­ge­tie­re, die rich­tig flie­gen kön­nen. Hier­für haben sie eine dün­ne Flug­haut, die über die Arme und die ver­län­ger­ten Fin­ger sowie den Schwanz­be­reich reicht. Auch das „Sehen mit den Ohren“, die Schaf­fung von Hör­bil­dern mit­hil­fe der Echo-Ortung im Ultra­schall­be­reich ist eine Beson­der­heit und ermög­licht ein Flie­gen auch in kom­plet­ter Dunkelheit.

Fle­der­mäu­se wech­seln im Jah­res­ver­lauf öfter ihre Quar­tie­re. Kri­ti­sche Pha­se für Stö­run­gen ist die Wochen­stu­ben­zeit im Früh­som­mer, in der die Weib­chen in klei­ne­ren bis gro­ßes Grup­pen ihre Babys auf­zie­hen. Im Streu­obst­gar­ten und Umfeld konn­ten eini­ge Fle­der­maus-Som­mer­quar­tie­re live gezeigt wer­den. Fle­der­mäu­se sind heim­li­che Unter­mie­ter. Hat man ein Fle­der­maus­quar­tier am Haus, fällt das oft durch Mäu­se­kot-ähn­li­che Krü­mel an eher unge­wöhn­li­chen Stel­len auf. Da Fle­der­mäu­se rei­ne Insek­ten­fres­ser sind, ist die­ser Kot nicht gesund­heits­schäd­lich, son­dern stellt als „Fle­der­maus-Gua­no“ einen wert­vol­ler Dün­ger dar.

Wäh­rend die Som­mer­quar­tie­re warm und trocken sein müs­sen, wer­den als Win­ter­quar­tier in der Regel frost­freie, oft luft­feuch­te Berei­che ohne Zug­luft auf­ge­sucht. Hier hal­ten die Fle­der­mäu­se Win­ter­schlaf und ernäh­ren sich von den im Herbst ange­fut­ter­ten Fett­re­ser­ven. Hier­für sen­ken sie die Kör­per­tem­pe­ra­tur auf Wer­te knapp über der Umge­bung und die Atem­fre­quenz auf weni­ge Atem­zü­ge pro Stun­de ab. Auch hier sind Stö­run­gen fatal und oft lebens­be­droh­lich, da jedes Auf­wa­chen, dass Stun­den dau­ern kann, enorm Ener­gie kostet, die dann für die Über­brückung vom Rest des Win­ters fehlt. Eini­ge Arten wie der Abend­seg­ler über­win­tern in nicht frost­frei­en Baum­höh­len, sie kuscheln sich als Schutz vor der Käl­te in oft grö­ße­ren Grup­pen zusam­men. Rau­haut­fle­der­mäu­se über­win­tern ger­ne in Holz­sta­peln. Soll­te man hier eine fin­den, am besten das Holz vor­sich­tig zurück­le­gen und bis zum Früh­jahr in Ruhe lassen.

Ein Höhe­punkt des Abends war die Frei­las­sung von zwei mit der Hand auf­ge­zo­ge­nen Fle­der­maus-Jung­tie­ren der Bart-Fle­der­maus, die in einem tol­len Gebiet mit Streu­obst, Wald, Tei­chen und zahl­reich vor­han­de­nen Fle­der­maus-Kästen zu ihren Art­ge­nos­sen in die Nacht flie­gen durf­ten. Die bei­den wur­den zusam­men mit ande­ren ohne Müt­ter auf­ge­fun­de­nen Jung­tie­ren auf­ge­päp­pelt, lern­ten allei­ne zu fres­sen und durf­ten in einem Flug­zelt und in einem Flug­raum flie­gen ler­nen und trainieren.

Am Fisch­teich an der Ebers­ba­cher Stra­ße konn­ten zum Abschluss der Ver­an­stal­tung in der Dun­kel­heit Was­ser-Fle­der­mäu­se beob­ach­tet wer­den. Die­se zogen unbe­ein­druckt von uns Men­schen am Ufer im Licht­ke­gel auf dem Was­ser ihre Run­den, kamen dabei bis auf zwei Meter her­an und fin­gen knapp über der Was­ser­ober­flä­che Insek­ten. Bat­de­tek­to­ren mach­ten dabei ihre Rufe im Ultra­schall­be­reich hör­bar und als Ruf-Dia­gramm sicht­bar. Wei­ter oben jag­ten als schnel­le Schat­ten in der Luft wei­te­re Arten, um sich vor dem kom­men­den Win­ter­schlaf noch Fett­re­ser­ven anzu­fut­tern. Im wert­vol­len und erhal­tens­wer­ten Ebers­bach­tal wur­den bis­her 16 ver­schie­de­ne Fle­der­maus­ar­ten kar­tiert. Wir freu­en uns schon auf die näch­ste Fle­der­maus Nacht in 2022.