For­scher der Uni­ver­si­tät Bay­reuth stel­len hohe Koh­len­stoff­spei­che­rung in afri­ka­ni­schen Berg­wäl­dern fest

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Wert­vol­le Klimaschutz-Ressourcen

Die tro­pi­schen Berg­wäl­der Afri­kas spei­chern in ihrer ober­ir­di­schen Bio­mas­se mehr Koh­len­stoff pro Hekt­ar als alle ande­ren tro­pi­schen Wäl­der der Erde. Sie lei­sten mit die­ser hohen Spei­cher­ka­pa­zi­tät, die vom Welt­kli­ma­rat IPCC bis­her erheb­lich gerin­ger ver­an­schlagt wur­de, einen gro­ßen Bei­trag zum Kli­ma­schutz. Zu die­sem Ergeb­nis kommt eine in „Natu­re“ ver­öf­fent­lich­te Stu­die eines inter­na­tio­na­len For­scher­netz­werks, das mit Nach­druck zum Erhalt die­ser koh­len­stoff­rei­chen Öko­sy­ste­me auf­ruft. Dr. Andre­as Hemp von der Uni­ver­si­tät Bay­reuth und sein Team haben in die­sem Rah­men die Koh­len­stoff-Vor­rä­te in den Berg­wäl­dern am Kili­man­ja­ro untersucht.

Nebelwald am Kilimanjaro. Foto: (c) Andreas Hemp.

Nebel­wald am Kili­man­ja­ro. Foto: © Andre­as Hemp.

Die an der Stu­die betei­lig­ten Forscher*innen haben auf 226 aus­ge­wähl­ten Flä­chen, die sich auf 44 Regio­nen in 12 afri­ka­ni­schen Län­dern ver­tei­len, die Koh­len­stoff-Spei­che­rung in der ober­ir­di­schen Bio­mas­se von Berg­wäl­dern unter­sucht. Das Ergeb­nis: Die tro­pi­schen Berg­wäl­der Afri­kas spei­chern im Durch­schnitt rund 149,4 Ton­nen Koh­len­stoff pro Hekt­ar. Der IPCC ist dage­gen bis­her nur von durch­schnitt­lich 89,3 Ton­nen Koh­len­stoff pro Hekt­ar aus­ge­gan­gen. Die in frü­he­ren For­schungs­ar­bei­ten ermit­tel­te durch­schnitt­li­che Spei­cher­lei­stung der ober­ir­di­schen Bio­mas­se von tro­pi­schen Wäl­dern in Zen­tral- und Süd­ame­ri­ka sowie in der Kari­bik ist erheb­lich gerin­ger als in den tro­pi­schen Berg­wäl­dern Afrikas.

Baumriese der Art Entandrophragma excelsum am Kilimanjaro. Foto: (c) Andreas Hemp.

Baum­rie­se der Art Ent­an­dro­phrag­ma excel­sum am Kili­man­ja­ro. Foto: © Andre­as Hemp.

„Vor allem in Ost­afri­ka befin­den sich die mei­sten Wäl­der in Gebirgs­re­gio­nen, so dass sie hier eine her­aus­ra­gen­de Bedeu­tung für den Koh­len­stoff­haus­halt und den Kli­ma­schutz haben. Unse­re Stu­die, die die­se Spei­cher­lei­stung erst­mals quan­ti­fi­ziert hat, macht deut­lich, wel­che öko­lo­gi­schen Schä­den ein wei­te­res Abhol­zen der Berg­wäl­der ver­ur­sa­chen wür­de. Und sie zeigt umge­kehrt auch den Nut­zen der von vie­len afri­ka­ni­schen Staa­ten unter­stütz­ten Maß­nah­men zur Wie­der­auf­for­stung. Auf­grund frü­he­rer For­schungs­ar­bei­ten ist bekannt, dass die afri­ka­ni­schen Berg­wäl­der Hot­spots der Bio­di­ver­si­tät dar­stel­len und eine gro­ße Zahl ende­mi­scher Pflan­zen- und Tier­ar­ten beher­ber­gen, das heißt von Arten, die es nir­gend­wo sonst auf der Erde gibt. Auch unter die­sem Aspekt soll­ten die Anstren­gun­gen zum Erhalt die­ser Res­sour­cen ver­stärkt wer­den“, sagt Dr. Andre­as Hemp.

Dr. Andreas Hemp, Universität Bayreuth. Foto: UBT.

Dr. Andre­as Hemp, Uni­ver­si­tät Bay­reuth. Foto: UBT.

Der Bay­reu­ther Bio­lo­ge erforscht seit mehr als 30 Jah­ren gemein­sam mit Part­nern in Deutsch­land, Kenia und Tan­sa­nia die Pflan­zen­welt am Kili­man­ja­ro. Im Rah­men des von der Deut­schen For­schungs­ge­mein­schaft (DFG) geför­der­ten Ver­bund­pro­jekts „Kili-SES“ unter­sucht er den Wan­del der Vege­ta­ti­on am Kili­man­ja­ro und die dar­an betei­lig­ten kli­ma­ti­schen, wirt­schaft­li­chen und gesell­schaft­li­chen Ursa­chen. Für die jetzt in „Natu­re“ ver­öf­fent­lich­te Stu­die hat er gemein­sam mit sei­nem For­schungs­team syste­ma­ti­sche Mes­sun­gen in Berg­wäl­dern am Kili­man­ja­ro durch­ge­führt: „Wenn man die Höhe, den Umfang und die Holz­dich­te der Baum­stäm­me kennt, kann man auf der Basis die­ser Mess­da­ten die Men­ge des in den Bäu­men gespei­cher­ten Koh­len­stoffs mit eini­ger Genau­ig­keit ermit­teln“, erklärt Hemp.

Bedingt durch die Sel­ten­heit zer­stö­re­ri­scher Wir­bel­stür­me in Afri­ka, beru­hen die ver­gleichs­wei­se hohen Koh­len­stoff­vor­rä­te der tro­pi­schen Wäl­der in Afri­ka nicht zuletzt auf der hohen Spei­cher­ka­pa­zi­tät sehr gro­ßer Bäu­me, die sowohl in Berg- als auch in Tief­land­re­gio­nen unge­stört wach­sen kön­nen. Die höch­sten Bäu­me Afri­kas befin­den sich am Kili­man­ja­ro, wie eine For­schungs­grup­pe um Dr. Andre­as Hemp 2016 her­aus­ge­fun­den hat.

Ver­öf­fent­li­chung:

Aida Cuni-Sanchez et al.: High abo­ve­ground car­bon stock of Afri­can tro­pi­cal mon­ta­ne forests. Natu­re (2021).
DOI: https://doi.org/10.1038/s41586-021–03728‑4