Sonn­tags­ge­dan­ken: Wahlversprechen

Symbolbild Religion

Lie­be Freunde,

man merkt es, wenn man durch unse­re Städ­te und Ort­schaf­ten geht: Die Bun­des­tags­wah­len ste­hen vor der Türe, und uns allen wird das Blaue vom Him­mel ver­spro­chen. Klar, dass das den Anhän­gern der ein­zel­nen Par­tei­en gut gefällt und dass man begei­stert ist.

Doch wir erfah­ren lei­der so oft im Leben, dass die Begei­ste­rung vom Anfang sehr schnell in Empö­rung umschla­gen kann.

Das gilt nicht nur für unse­re Poli­ti­ker, das gilt auch für die Kir­che. Und stel­len Sie sich nur ein­mal vor: Das gilt auch für Jesus selber!

Vie­le waren begei­stert von ihm und sei­nen Wor­ten, Wor­te, die so viel Lie­be, Hoff­nung und Wär­me beinhal­te­ten. Er hat­te nie­mals das Blaue vom Him­mel ver­spro­chen, nein, er stand hin­ter sei­nen Wor­ten und im Gegen­satz zu vie­len ande­ren, hat­te er das in die Tat umge­setzt, was er gepre­digt hat­te. Doch schon bald wand­ten sich auch von ihm Men­schen ab und waren der Mei­nung: „Was der sagt, ist unmög­lich. Wer kann das noch anhö­ren. (vgl. Joh 6.60)

„War­um denn das?“ fra­gen wir uns. Er hat­te, im Gegen­satz zu vie­len ande­ren, sich sel­ber nie­mals in den Mit­tel­punkt gestellt und sei­ne Bot­schaft dreh­te sich auch nie um ihn sel­ber. Für ihn war nur eines wich­tig: die Bot­schaft, dass Gott ein Gott für alle ist und dass er jeden Men­schen so annimmt, wie er eben ist.

Lie­be Freunde,

Pfarrer Klaus Weigand (rechts) mit Urmel ...

Pfar­rer Klaus Weig­and (rechts) mit Urmel …

genau in die­sem Punkt wird sei­ne Bot­schaft für mich auch hart: Den ande­ren anneh­men, wie er ist, das fällt uns allen gar nicht so leicht. Davon zu spre­chen ist näm­lich das eine, danach zu han­deln das ande­re. So vie­le fal­len durch die Raster unse­rer Gesell­schaft, unse­rer Poli­tik und, auch wenn es hart klingt, auch durch die Raster unse­re Kirche.

Doch genau da müss­ten wir uns alle die­sen Jesus zum Vor­bild nehmen:
Den Men­schen so anneh­men, wie er ist, bedeu­tet nicht, dass ich jedem um den Hals fal­len muss, aber dass wir ein­an­der respek­tie­ren und nicht aburteilen.

Was aber für die Mit­men­schen gilt, gilt auch für jeden ande­ren Bereich unse­res Lebens. Ich möch­te nur das The­ma Umwelt­schutz anspre­chen. Klar, davon zu reden ist leicht, aber es in Tat umzu­set­zen ist schwer. Bie­nen zu ret­ten fin­de ich wich­tig, aber lei­der doch nicht dadurch, dass unse­re Gär­ten und Wie­sen in Stein­wie­sen umge­wan­delt wer­den. Umwelt­schutz ist wich­tig, aber muss ich jeden Meter mit dem Auto fah­ren. Genau da wird es für uns inter­es­sant, ob wir hin­ter dem ste­hen, was wir sagen, wenn es dar­auf ankommt.

Lie­be Freude,
Las­sen sie mich des­we­gen ein­mal ein wenig träu­men und viel­leicht träu­men sie mit.
Ich träu­me von einer Kir­che, die offen ist für alle Men­schen und in der ande­re Mei­nun­gen ihre Daseins­be­rech­ti­gung haben und somit kei­ner aus­ge­schlos­sen ist; egal, was auch gesche­hen ist, weil Jesus den Men­schen auch in allem ange­nom­men hat. Ich träu­me von einer Kir­che, in der die Men­schen gleich sind und es kein oben oder unten, kein bes­ser oder schlech­ter gibt, son­dern ein Mit­ein­an­der mit den Men­schen, aber auch mit der gan­zen Schöp­fung. Des­we­gen geht mein Traum wei­ter, dass die Men­schen in unse­rer Kir­che offe­ne Augen und Ohren haben in jeder und für jede Situa­ti­on und damit für Gott, der bei die­ser Gele­gen­heit zu uns spricht und uns auf­for­dert, dar­auf in sei­nem Sin­ne zu ant­wor­ten. Das ist ungleich schwe­rer, als ein Gebot treu und brav zu erfül­len, das von Men­schen­hand auf­ge­stellt wor­den ist. Aber es ist die Frei­heit, die Jesus Chri­stus gebracht hat; eine Frei­heit, in der wir uns selbst ent­schei­den müssen.

Es ist wirk­lich gar nicht so leicht, ihm nachzufolgen.

Aber jeder, der es tut, soll­te ver­su­chen, in Jesu Sin­ne zu han­deln. Denn wenn wir alle ernst machen damit, wer­den nicht nur wir selbst Leben in Fül­le haben, son­dern auch jeder ande­re unse­rer Mit­men­schen sowie die ganz Schöpfung.

Wenn nun also jeder bei sich sel­ber beginnt, damit ernst zu machen, kön­nen wir unse­re Welt ein klein biss­chen mensch­li­cher machen.

Ihnen allen ein geseg­ne­ten und guten Sonntag

Klaus Weig­and


Wei­te­re Sonn­tags­ge­dan­ken

Infos zu Pfar­rer Klaus Weigand

  • Gebo­ren 1966 in Erlen­bach am Main (Unter­fran­ken)
  • Abitur am The­re­sia­num in Bam­berg 1989
  • Stu­di­um der Kath. Theo­lo­gie in Bam­berg und Wien
  • Prie­ster­wei­he 1998
  • Tätig­kei­ten:
  • Fürth, Christ­kö­nig von 1997 – 2010
  • Bucken­ho­fen als Pfarr­ad­mi­ni­stra­tor 2010 – 2015
  • seit 2015 in Herold­bach und Hausen