Wai­schen­fel­der Mal­te­ser: „Per­fek­te Ret­tungs­ket­te ermög­licht erfolg­rei­che Reanimation“

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Ivo Leiss dankt sei­nen Hel­fern und doku­men­tiert sei­nen Weg zurück ins Alltagsleben

Ivo Leiss, 59 Jah­re, ist ein sport­li­cher, durch­trai­nier­ter Mann aus Lud­wigs­burg, der seit rund 30 Jah­ren jähr­lich ca. 5.000 bis 6.000 Kilo­me­ter euro­pa­weit auf dem Fahr­rad zurück­legt. So auch wäh­rend sei­nes Urlaubs­auf­ent­hal­tes in der Frän­ki­schen Schweiz am Mon­tag, den 31. August 2020 vor­mit­tags. Aus­gangs­punkt des drit­ten Etap­pen­ta­ges der Urlaubs­rad­tour durch die Frän­ki­sche Schweiz war der Cam­ping­platz in Waischenfeld.

Ivo Leiss mit seinen Lebensrettern: Petra Wittich, Ivo Leiss, Christine Richter und Andreas Wittich (von links nach rechts). Foto: Roland Thiem, Malteser Waischenfeld

Ivo Leiss mit sei­nen Lebens­ret­tern: Petra Wit­tich, Ivo Leiss, Chri­sti­ne Rich­ter und Andre­as Wit­tich
(von links nach rechts). Foto: Roland Thiem, Mal­te­ser Waischenfeld

Nach einer Fahrt auf der Land­stra­ße von Wai­schen­feld kom­mend nach Herolds­berg stieg Ivo nach einer kur­zen Ver­schnauf­pau­se am Ende des Anstie­ges wie­der auf das Rad, er roll­te eini­ge Meter, stöhn­te kurz auf und kipp­te mit dem Fahr­rad zur Sei­te, ver­lor das Bewusst­sein, röchel­te und reagier­te nicht mehr auf jeg­li­che Anspra­che. Im Nach­hin­ein wur­de ein schwe­rer Herz­in­farkt diagnostiziert.

Zur glei­chen Zeit begab sich die ehren­amt­li­che Ret­tungs­sa­ni­tä­te­rin der Mal­te­ser Wai­schen­feld, Petra Wit­tich, zur Abga­be des Alt­gla­ses an den Bischof-Nau­sea-Platz in Wai­schen­feld. Auf­grund der hohen Besu­cher­fre­quenz an den Con­tai­nern ent­schied sie sich dazu, den nächst­ge­le­ge­nen Con­tai­ner in Brei­ten­le­s­au auf­zu­su­chen. „Ich woll­te ein­fach nicht wie­der alles aus­la­den und zurück in den Abstell­raum brin­gen.“, so Petra Wittich.

Unter­des­sen kam Chri­sti­ne Rich­ter, eine gelern­te Kran­ken­schwe­ster des Kli­ni­kums Bay­reuth, aus Herolds­berg mit ihrem Mann Ste­fan am Unfall­ort an um erste Maß­nah­men zu ergrei­fen. „Wir woll­ten nach Peg­nitz zum Ein­kau­fen fah­ren und neh­men eigent­lich immer einen ande­ren Weg, war­um wir an die­sem Tag anders gefah­ren sind, wis­sen wir nicht.“, so bei­de übereinstimmend.

Das Schick­sal woll­te es, dass sowohl eine aus­ge­bil­de­te Ret­tungs­sa­ni­tä­te­rin als auch eine aus­ge­bil­de­te Kran­ken­schwe­ster zur Erst­ver­sor­gung vor Ort waren. Bei­de haben sofort rich­tig reagiert und die not­wen­di­ge Herz-Lun­gen-Wie­der­be­le­bung („Reani­ma­ti­on“) gestar­tet. Auf die sog. „Mund zu Mund-Beatmung“ haben sie dabei ver­zich­tet. Der im Blut vor­han­de­ne Rest­sauer­stoff reicht aus, um eine gewis­se Zeit zu überbrücken.

Inner­halb kur­zer Zeit konn­ten sie Ivo Leiss erfolg­reich reani­mie­ren und stabilisieren.

Rund fünf Minu­ten nach dem Not­ruf war der Ret­tungs­wa­gen der orts­an­säs­si­gen Mal­te­ser aus Wai­schen­feld, haupt­amt­lich besetzt mit dem Ehe­mann von Petra Wit­tich, Not­fall­sa­ni­tä­ter Andre­as Wit­tich und des­sen Sohn und Ret­tungs­sa­ni­tä­ter Rapha­el Wit­tich, am Unfall­ort zur wei­te­ren Ver­sor­gung eingetroffen.

Der über den ADAC-Ret­tungs­hub­schrau­ber Chri­stoph 20 ein­ge­flo­ge­ne Not­arzt hat sechs Minu­ten spä­ter den Pati­en­ten trans­port­fä­hig über­nom­men und ins Kli­ni­kum Bay­reuth gebracht.

Rund vier Tage spä­ter wur­de Ivo Leiss auf der Inten­siv­sta­ti­on des Kli­ni­kums aus dem Koma ent­las­sen. In einer Ope­ra­ti­on wur­den im drei Stents ein­ge­setzt. Ein Stent ist ein Git­ter­ge­rüst aus Metall, das Ärz­te in Gefä­ße des Her­zens set­zen. Die­ses Implan­tat dient dazu, ver­schlos­se­ne oder ver­eng­te Blut­ge­fä­ße offen zu hal­ten. „Die ersten Tage nach dem Koma waren für mich voll­kom­men irri­tie­rend. Alp­träu­me und feh­len­de Zusam­men­hän­ge waren an der Tages­ord­nung“, so Ivo Leiss.

Rund eine Woche spä­ter konn­te Ivo bereits auf die Nor­mal­sta­ti­on ver­bracht wer­den. Es ging ste­tig berg­auf. Mit­te Sep­tem­ber wur­de er direkt zu einer Reha ver­legt. Auf­grund der Befürch­tung von zurück­blei­ben­den neu­ro­lo­gi­schen Schä­den muss­te Ivo vor­über­ge­hend sei­nen Füh­rer­schein abge­ben, den er Ende Novem­ber 2020 nach eini­gen Tests wie­der erhal­ten hat.

Mit­te Okto­ber konn­te Ivo Leiss wie­der zurück nach Hau­se und Ende Novem­ber 2020 begann die Wie­der­ein­glie­de­rung in die Arbeit. Seit Mit­te Janu­ar die­ses Jahrs ist er wie­der voll­stän­dig in das Arbeits­le­ben, ohne blei­ben­de Schä­den, nur mit eini­gen klei­ne­ren Erin­ne­rungs­lücken, zurückgekehrt.

Ivo Leiss ist das Para­de­bei­spiel einer opti­mal funk­tio­nie­ren­den Ret­tungs­ket­te und möch­te mit sei­nem Bei­spiel zei­gen, dass ein­fa­che Basis­maß­nah­men der Ersten Hil­fe eine wert­vol­le Unter­stüt­zung der Ret­tungs­ket­te sind. „Es lohnt sich, die Erste-Hil­fe-Kennt­nis­se immer wie­der auf­zu­fri­schen.“, so Ivo Leiss.

Jetzt, rund ein Jahr spä­ter hat sich Ivo Leiss bei all sei­nen Lebens­ret­tern per­sön­lich mit einem gemüt­li­chen Abend in Wai­schen­feld bedankt. „Mei­nen Lebens­ret­tern und den Mal­te­sern aus Wai­schen­feld wer­de ich lebens­lang ver­bun­den blei­ben“, so Ivo Leiss abschließend.