Lich­ten­fel­ser MdB Zeul­ner: „Run­der Tisch mit Bay­erns Gesund­heits­mi­ni­ster Klaus Holet­schek und Ver­tre­tern der Pfle­ge in Lichtenfels“

"Runder Tisch Pflege" in Lichtenfels. Foto: : Dominik Schreiner
"Runder Tisch Pflege" in Lichtenfels. Foto: : Dominik Schreiner

Emmi Zeul­ner: „Respekt vor der Pfle­ge braucht mehr als nur Applaus“

Rund 160 Gesund­heits- und Kran­ken­pfle­ge­rin­nen und Pfle­ger feh­len der­zeit in Ober­fran­kens Kli­ni­ken. Wor­an liegt das? „Der Job ist unat­trak­tiv für jun­ge Men­schen – der finan­zi­el­le Anreiz fehlt und der Lei­stungs­druck ist sehr hoch“, erzählt ein ange­hen­der Pfle­ger aus dem REGIO­MED Kli­ni­kum Lich­ten­fels. „Es geht um eine lei­stungs­ge­rech­te Bezah­lung, gesell­schaft­li­che Aner­ken­nung und wohl um den wich­tig­sten Punkt: die Mög­lich­keit im Pfle­ge­be­reich „Mensch“ sein zu kön­nen und nicht nur als „Arbeits­ma­schi­ne“ ange­se­hen zu wer­den. Des­we­gen ist es zwin­gend not­wen­dig die per­so­nel­len Res­sour­cen zu erhö­hen“, erklärt die Bun­des­tags­ab­ge­ord­ne­te Emmi Zeul­ner. Für sie ist des­halb eine Revo­lu­ti­on in der Pfle­ge drin­gend notwendig.

Aus die­sem Grund hat die Bun­des­tags­ab­ge­ord­ne­te Emmi Zeul­ner den Baye­ri­schen Gesund­heits­mi­ni­ster Klaus Holet­schek in das REGIO­MED Kli­ni­kum Lich­ten­fels ein­ge­la­den, um mit ihm sowie den orts­an­säs­si­gen Pfle­ge­fach­kräf­ten im Rah­men eines Run­den Tisches – direkt aus der Pra­xis – über die Lücken des Pfle­ge-Systems zu spre­chen. „Das Gesund­heits­sy­stem darf nicht geprägt sein von Gewinn­ma­xi­mie­rung, son­dern muss gekenn­zeich­net sein durch Mensch­lich­keit, Nähe, Gebor­gen­heit und medi­zi­ni­sche Ver­sor­gung auf höch­stem Niveau“, for­dert dabei die Abge­ord­ne­te Zeul­ner. Denn unse­re Pfle­ge­fach­kräf­te sind weit­aus mehr als „nur“ Pfle­ge­fach­kräf­te – sie sind Ansprech­part­ner, Freun­din und medi­zi­ni­sche Hil­fe zugleich.

"Runder Tisch Pflege" in Lichtenfels. Foto: : Dominik Schreiner

„Run­der Tisch Pfle­ge“ in Lich­ten­fels. Foto: : Domi­nik Schreiner

Wäh­rend des Gesprächs mit Herrn Staats­mi­ni­ster Holet­schek sowie der Bun­des­tags­ab­ge­ord­ne­ten Emmi Zeul­ner wur­de das The­ma „Ent­las­sungs­ma­nage­ment im Kran­ken­haus“ ange­spro­chen: „Wenn älte­re Pati­en­tin­nen und Pati­en­ten ins Kran­ken­haus kom­men, steht in vie­len Fäl­len kein Ange­hö­ri­ger als Ansprech­part­ner zur Ver­fü­gung. Hier liegt dann die Haupt­auf­ga­be bei uns, eine adäqua­te Ver­sor­gung im Bereich Kurz­zeit- und Lang­zeit­pfle­ge zu koor­di­nie­ren. Das ist ein tag­täg­li­cher Kampf und nimmt immens viel Zeit in Anspruch“, erzählt eine Kran­ken­schwe­ster. „Hier braucht es ein­fach eine bes­se­re Koor­di­nie­rung“, for­dert sie. Auch im Bereich der prak­ti­schen Aus­bil­dung gilt es nach­zu­steu­ern. „Die gene­ra­li­sti­sche Pfle­ge­aus­bil­dung bie­tet zwar eine tol­le pra­xis- sowie theo­rie­ori­en­tier­te Aus­bil­dung für Pfle­ge­fach­kräf­te. Doch bei der prak­ti­schen Aus­bil­dung müs­sen die Pra­xis­an­lei­te­rin­nen und Pra­xis­an­lei­ter par­al­lel zu ihrem eigent­li­chen Job als Gesund­heits- und Kran­ken­pfle­ger noch zusätz­lich Lehr­lin­ge aus­bil­den. „Das ist eine gro­ße Auf­ga­be für uns Pra­xis­an­lei­te­rin­nen und Pra­xis­an­lei­ter – es wür­de uns sehr viel hel­fen, wenn hier die Mög­lich­keit einer Frei­stel­lung gebo­ten wäre und zusätz­lich finan­zi­el­le Anrei­ze geschaf­fen wer­den wür­den“, erklärt eine Pra­xis­an­lei­te­rin des Lich­ten­fel­ser Kli­ni­kums dem Staats­mi­ni­ster Holetschek.

Staats­mi­ni­ster Holet­schek sag­te: „Die Lei­stung der Pfle­ge­kräf­te in den Kran­ken­häu­sern im Kampf gegen die Coro­na-Pan­de­mie ver­dient aller­höch­ste Aner­ken­nung, Dank und gro­ßen Respekt – und dies seit mitt­ler­wei­le weit über einem Jahr. Klar ist aber auch: Beim Pfle­ge­be­ruf müs­sen die Rah­men­be­din­gun­gen ver­bes­sert wer­den – hier muss noch an eini­gen Schrau­ben gedreht wer­den. Erste wich­ti­ge Schrit­te sind bereits getan: Dass die Frei­stel­lung von Pra­xis­an­lei­te­rin­nen und ‑anlei­tern durch den Aus­bil­dungs­fonds finan­ziert wird, ist eine der wesent­li­chen Neue­run­gen durch das Pfle­ge­be­ru­fe­ge­setz! Lei­der scheint dies in der Pra­xis noch nicht über­all bekannt zu sein. Hier sind alle Akteu­re gefor­dert, noch mehr Auf­klä­rungs­ar­beit zu leisten!“

Der Mini­ster ergänz­te: „Die Pfle­ge steht für mich ganz oben auf der Agen­da. Wir müs­sen hier für Ver­bes­se­run­gen sor­gen – das sind wir sowohl den Pati­en­tin­nen und Pati­en­ten, den Pfle­ge­be­dürf­ti­gen und ihren Ange­hö­ri­gen als auch den Mit­ar­bei­te­rin­nen und Mit­ar­bei­tern in den Pfle­ge­be­ru­fen schul­dig! Auf Initia­ti­ve Bay­erns wur­de die Pfle­ge bereits aus den Fall­pau­scha­len her­aus­ge­nom­men. Damit kön­nen an Kran­ken­häu­sern Tarif­ver­gü­tun­gen über das Pfle­ge­bud­get ver­läss­lich refi­nan­ziert wer­den. Attrak­ti­ve Ver­gü­tungs­struk­tu­ren sind aber Auf­ga­be der Tarif­ver­trags­par­tei­en. Und auch die Kran­ken­haus­trä­ger sind gefor­dert: Sie kön­nen die Arbeits­be­din­gun­gen für die Pfle­ge­kräf­te zum Bei­spiel auch durch ver­läss­li­che Schicht­mo­del­le wei­ter verbessern.“

„Der Respekt vor der Pfle­ge braucht mehr als nur Applaus. Hier braucht es drin­gend eine Revo­lu­ti­on in der Pfle­ge“, fügt die Abge­ord­ne­te Zeul­ner hin­zu. Ein erster Schritt in die rich­ti­ge Rich­tung ist bereits mit der Her­aus­nah­me der Pfle­ge aus den Fall­pau­scha­len getan: „Die Pfle­ge soll zukünf­tig nicht mehr das Spar­schwein der Kran­ken­häu­ser sein. Das war ein har­ter Kampf, den ich mit Kol­le­gen in den Koali­ti­ons­ge­sprä­chen gegen den Wider­stand des Bun­des­ge­sund­heits­mi­ni­ste­ri­ums und ande­ren durch­ge­boxt habe. Es schei­tert im Gesund­heits­sy­stem nicht am Geld. Son­dern es geht um eine gerech­te Ver­tei­lung und Trans­pa­renz“, erklärt MdB Zeul­ner den Teilnehmenden.

„Ein gro­ßes Dan­ke­schön an all die Kran­ken­pfle­ge­rin­nen und Kran­ken­pfle­ger, die Phy­sio­the­ra­peu­ten und Pfle­ge­lehr­kräf­te, die mit so viel Herz­blut und Enga­ge­ment ihren Job im Kli­ni­kum Lich­ten­fels leben und sich damit für unser aller Wohl ein­set­zen. Ich bedan­ke mich auch recht herz­lich bei Herrn Staats­mi­ni­ster Holet­schek für sei­nen Besuch im Land­kreis Lich­ten­fels und ich bin dank­bar, ihn unter­stüt­zend auf poli­ti­scher Ebe­ne im Gesund­heits­we­sen an mei­ner Sei­te zu haben“, so die Abge­ord­ne­te abschließend.

Hin­ter­grund

Die REGIO­MED-KLI­NI­KEN GmbH unter der Geschäfts­füh­rung von Herrn Alex­an­der Schmidt­ke ist der erste kom­mu­na­le bun­des­land­über­grei­fen­de Kli­nik­ver­bund in Ober­fran­ken und Süd­thü­rin­gen. Damit bie­tet REGIO­MED mit ins­ge­samt 17 Stand­or­ten eine fach­kom­pe­ten­te, flä­chen­decken­de und wohn­ort­na­he umfas­sen­de Ver­sor­gung für die Regi­on an. Der Neu­bau des Kli­ni­kums in Lich­ten­fels wur­de 2018 in Betrieb genom­men. Als „Green Hos­pi­tal“ setzt das Gebäu­de Maß­stä­be – ins­be­son­de­re im Hin­blick auf den Ener­gie­ver­brauch sowie den Ein­satz rege­ne­ra­ti­ver Energien.