Coburg: Denk­mal­schutz­spa­zier­gang mit MdL Sabi­ne Weigand

Denk­mal­schutz­spa­zier­gang mit MdL Sabi­ne Weig­and / Foto: Privat

Was macht die soge­nann­te „Stadt­au­to­bahn“ eigent­lich mit Coburg? MdL Sabi­ne Weig­and hat sich die­ser Fra­ge am Frei­tag auf ihrer jähr­li­chen Denk­mal­schutz-Tour zuge­wandt. „ Coburg – Stadt­bild und Stra­ßen­bau“ war das The­ma und unter Beglei­tung von Stadt­hei­mat­pfle­ger Chri­sti­an Bos­eckert und Hob­by-Histo­ri­ker Rolf Metz­ner ging es zusam­men mit den übri­gen Teilnehmer*innen zuerst auf die Fran­ken­brücke. Rolf Metz­ner hat­te Fotos der alten Jugend­stil-Vil­len mit­ge­bracht, die Ende der 1970er Jah­re dem Aus­bau des Neu­en Wegs zur B4 Stadt­au­to­bahn wei­chen muss­ten. Die präch­tig­ste unter ihnen mit der Adres­se „Wei­chen­ge­reuth 1“ stand dort, wo heu­te die groß­zü­gi­ge Auf­fahrt vom Marsch­berg auf die Bun­des­stra­ße liegt. Ins­ge­samt 23 Vil­len wur­den für die Stra­ße in den 70er und 80er Jah­ren abge­ris­sen, ergänz­te Chri­sti­an Boseckert.

„Wenn man nach Coburg von Süden über die B4 her­ein­fährt, sieht das wirk­lich nicht gut aus“, kon­sta­tier­te Sabi­ne Weig­and dar­um auch. Zur Rech­ten die Bra­che des alten Güter­bahn­hofs, zur lin­ken vom schwar­zen Staub der Stra­ße ange­grau­te Häu­ser, dazwi­schen eine Tank­stel­le und schließ­lich eine rie­si­ge Beton­brücke – ins­ge­samt kein Ein­druck der den Besu­che­rin­nen „Will­kom­men in einer der hüb­sche­sten Städ­te Ober­fran­kens“ entgegenruft.

Dass die Itz „ganz ver­steckt“ und „wie ein Kanal“ von der Brücke aus eben­falls kei­nen Charme ent­fal­tet, sorg­te zusätz­lich für Kopf­schüt­teln bei der Schwa­ba­cher Land­tags­ab­ge­ord­ne­ten. Zusam­men mit dem Bun­des­tags­kan­di­da­ten von Bünd­nis 90/​Die Grü­nen, Han­nes Wag­ner, ging‘s auf die nörd­li­che Sei­te der Brücke, von wo aus die Grup­pe einen Blick Rich­tung Bahn­hof wer­fen konn­te. Wie die gro­ße Stra­ße und das Gleis die Stadt in zwei Tei­le spal­tet, die nur durch vier Durch­fahr­ten mit­ein­an­der ver­bun­den wer­den und wie schön es sein könn­te, wenn durch eine Tie­fer­le­gung oder eine Ein­hau­sung dort ein rie­si­ger „Eng­li­scher Gar­ten“ zum Ver­wei­len am rena­tu­rier­ten Fluss und zum Spa­zie­ren und Durch­r­a­deln ein­la­den wür­de: Bei­spie­le aus Aschaf­fen­burg, wo die Auto­bahn A3 im Stadt­ge­biet kom­plett ein­ge­haust ist, aus Mün­chen, wo der Mitt­le­re Ring auf lan­gen Strecken zugun­sten von grü­nen Park­an­la­gen unter die Erde gelegt wor­den ist oder aus Starn­berg, wo eben­falls die Tie­fer­le­gung der durch die Stadt füh­ren­den Bun­des­stra­ße B2 in Pla­nung ist, wur­den erwähnt.

Den Abschluss des Spa­zier­gangs bil­de­te ein Gespräch mit Zeit­zeu­gin Rita Ehrl, deren Grund­stück am vier­spu­rig aus­ge­bau­ten Neu­en Weg frü­her bis zur heu­ti­gen Mit­tel­leit­plan­ke reich­te und deren Wohn­haus nach lan­gen und per­sön­lich sehr bela­sten­den Ver­hand­lun­gen mit Stadt und Stra­ßen­bau­amt abge­ris­sen wur­de, unter Andro­hung der Eint­eig­nung. „Zehn Jah­re mei­nes Lebens hat das kaputt gemacht“, sagt sie heu­te im Rück­blick auf die­se Zeit. Das Wirt­schafts­ge­bäu­de ihrer Ernst Küh­ner e. K. muss­te in der Mit­te durch­ge­schnit­ten wer­den und hat sei­ne alte Schön­heit dabei kom­plett ein­ge­büßt. Was als Ersatz blieb, waren neue Zweck­bau­ten im nüch­ter­nen Stil der 70er Jah­re und ein gro­ßer Hau­fen Schul­den. In die­sem Gespräch wuchs bei den Teil­neh­men­den die trau­ri­ge Erkennt­nis, dass die ver­meint­lich gün­stig­sten Mobi­li­täts-Lösun­gen mit größ­ten histo­ri­schen Kosten für das Stadt­bild und schwe­rem per­sön­li­chen Leid für Anwoh­ne­rin­nen und Anwoh­ner ein­her­ge­hen. Und es bleibt der Wunsch, dass die poli­tisch Ver­ant­wort­li­chen aus die­sen Erfah­run­gen die Leh­re zie­hen, die Zukunft mensch­li­cher, archi­tek­to­nisch behut­sa­mer und grü­ner zu gestalten.