Cem Özd­emir besucht Bam­berg: Town­hall zieht 200 Menschen

Abge­ord­ne­te und Grü­ne Stadt­rä­te infor­mie­ren sich über die Ent­wick­lun­gen am Clean Tech Park

Cem Özdemir und Lisa Badum auf dem Bamberger Maxplatz. © Lisa Badum

Cem Özd­emir und Lisa Badum auf dem Bam­ber­ger Max­platz. © Lisa Badum

Knapp 200 Men­schen hat­ten sich am ver­gan­ge­nen Diens­tag­abend auf dem Max­platz ein­ge­fun­den, um gemein­sam mit Cem Özd­emir und Lisa Badum, Kan­di­die­ren­de der Grü­nen, über Poli­tik zu dis­ku­tie­ren. Auf Bier­deckeln konn­ten die Teil­neh­men­den Fra­gen notie­ren, die die bei­den Abge­ord­ne­ten gemein­sam beant­wor­te­ten. Von Fra­gen zum Rad­we­ge-Aus­bau und Mög­lich­kei­ten ÖPNV attrak­ti­ver zu gestal­ten über Pho­to­vol­ta­ik­an­la­gen zu Land­wirt­schaft: Cem Özd­emir beein­druck­te die Anwe­sen­den mit kla­ren Bekennt­nis­sen zu den Wer­ten der Demo­kra­tie und kon­se­quen­tem Kli­ma­schutz und spar­te gera­de auch beim The­ma Ver­kehrs­po­li­tik nicht mit Kri­tik: „Prio­ri­tät für Herrn Scheu­er und die Bun­des­re­gie­rung ist immer noch der Bau immer neu­er Stra­ßen. Aber wenn wir die STVO end­lich so ändern, dass wir den Kom­mu­nen mehr zutrau­en, dann kann Bam­berg eine Fahr­rad­stra­ße aus­wei­sen, wo man es hier für rich­tig hält, ohne brem­sen­de Vor­ga­ben vom Bund.“

Am Ende hielt Lisa Badum fest: „In vier Jah­ren als klein­ste Oppo­si­ti­ons­frak­ti­on habe ich erlebt, wie fru­strie­rend es sein kann, poli­tisch nicht gehört zu wer­den, obwohl wir gar über­le­bens­wich­ti­ge The­men wie Kli­ma­schutz set­zen. So will ich das nicht mehr erle­ben. Wir brau­chen drin­gend Anschub und Ver­än­de­rung und star­ke Grü­ne im Bun­des­tag kön­nen das leisten.“

Cem Özdemir in Bamberg. Foto: Bernhard Löw

Cem Özd­emir in Bam­berg. Foto: Bern­hard Löw

Cem Özd­emir ist nicht das erste Mal in Bam­berg. Vor vier Jah­ren besuch­te er im Wahl­kampf unter dem Mot­to „Auf ein Bier mit Özd­emir“ die Sand­stra­ße. „Als frü­he­rer Bier­bot­schaf­ter habe ich mich sehr gefreut, dass Lisa sich wäh­rend der Coro­na­kri­se in Ber­lin für die loka­len Braue­rei­en stark gemacht hat“, lob­te er sei­ne Bun­des­tags­kol­le­gin. Nicht nur des­halb gab es das in Koope­ra­ti­on mit der Hal­lern­dor­fer Braue­rei Ritt­may­er ent­stan­de­ne kli­ma­neu­tra­le Badums Bier für Cem Özd­emir und Besu­che­rin­nen und Besu­cher nach dem Ende der Ver­an­stal­tung zum Dank.

Am dar­auf­fol­gen­den Mor­gen nutz­te Lisa Badum Cem Özd­emirs Besuch in Bam­berg gemein­sam mit Ursu­la Sowa MdL, dem Bam­ber­ger Stadt­rat Wolf­gang Gra­der und der Hall­stadter Stadt­rä­tin Vere­na Luche, um sich über die Fort­schrit­te und Plä­ne des Clean Tech Parks auf dem Miche­lin Gelän­de in Hall­stadt zu infor­mie­ren. Neben dem Hall­stadter Werks­di­rek­tor Chri­sti­an Metz­ger begrüß­te unter ande­rem auch Anish Tane­ja, Prä­si­dent Miche­lin Euro­pa Nord, die Grü­nen Abge­ord­ne­ten: „Wir suchen den Dia­log mit der Poli­tik und hof­fen auch auf einen Umschwung nach der Bun­des­tags­wahl. Wir sind neben unse­ren Aktio­nä­ren eben auch der Regi­on und unse­ren Mit­ar­bei­tern ver­pflich­tet. Mit dem Pro­jekt Clean Tech in Hall­stadt wol­len wir auf­zei­gen: Selbst bei Werk­schlie­ßung müs­sen wir den Men­schen auf­zei­gen, dass es posi­tiv in die Zukunft wei­ter gehen kann“, so Taneja.

Das Clean Tech Pro­jekt, das bereits Finan­zie­rungs­zu­sa­gen von Lan­des­ebe­ne erhielt, kann zum Vor­zei­ge­pro­jekt für die Anpas­sung an Trans­for­ma­ti­ons­pro­zes­se wer­den, die vie­ler­orts bereits im Gan­ge sind. „Es bleibt wie es ist – das gibt es nicht mehr. Denn dann ver­lie­ren wir unse­re Wett­be­werbs­fä­hig­keit und kön­nen bald ganz dicht machen“, for­mu­lier­te es Cem Özd­emir. Auch Lisa Badum fühl­te sich bestä­tigt: „Wir kön­nen hier einen grü­nen Think Tank für nach­hal­ti­ge, in die Zukunft gerich­te­te KMUs schaf­fen.“ Sie sicher­te gemein­sam mit Cem Özd­emir zu, sich für die Unter­stüt­zung von Bun­des­ebe­ne ein­zu­set­zen. Man wer­de in jedem Fall im Dia­log mit Miche­lin bleiben.

1 Antwort

  1. Ferenc sagt:

    Es ist nicht nachzuvollziehen:

    Im Jahr 1997 wur­de die gene­rel­le Rad­weg­be­nut­zungs­pflicht aus der Stra­ßen­ver­kehrs-Ord­nung gestri­chen, weil nach jahr­zehn­te­lan­ger Erfah­rung und ent­spre­chen­dem Drän­gen der Fahr­rad­ver­bän­de die Erkennt­nis end­lich gegrif­fen hat­te: Gera­de fahr­bahn­be­glei­ten­de Rad­we­ge sind Unfall­ri­si­ko Num­mer 1 für Radfahrer/​innen.

    Im Strecken­ver­lauf gibt es bis zu fünf­mal so vie­le Unfäl­le zwi­schen Fuß- und Rad­ver­kehr, wenn Rad­we­ge vor­han­den sind. An den Kno­ten­punk­ten (Kreu­zun­gen, Ein­mün­dun­gen, Zufahr­ten) steigt, wenn es Rad­we­ge gibt, die Zahl der Kol­li­sio­nen zwi­schen Fahr­rad und Kraft­fahr­zeug um rund 50 %, und die Unfall­fol­gen sind meist gra­vie­ren­der – immer bei ver­gleich­ba­rem Ver­kehrs­auf­kom­men betrach­tet. Ursa­che: Kraftfahrer/​innen haben den von der Fahr­bahn ver­bann­ten Rad­ver­kehr nicht im Sinn, der getrenn­te Ver­kehrs­weg liegt nicht in ihrem Aufmerksamkeitsbereich.

    Und so ach­ten sie beim Abbie­gen nicht auf den par­al­le­len Rad­weg, auf dem der Rad­ver­kehr gemäß StVO Vor­rang hat. Kom­men sie aus einer unter­ge­ord­ne­ten Stra­ße oder Grund­stücks­aus­fahrt, hal­ten sie erst am Rand der Kfz-Fahr­bahn, bevor sie zur Sei­te sehen, blockie­ren also längst den bevor­rech­tig­ten Rad­weg. Wie sich zwi­schen­zeit­lich her­aus­ge­stellt hat, unter­schei­den sich Rad­fahr­strei­fen und soge­nann­te „Schutz­strei­fen“ in die­sen Risi­ken nur gra­du­ell von bau­li­chen Radwegen.

    Tat­säch­lich ist die objek­ti­ve Sicher­heit nahe­zu immer beim Radeln auf der Fahr­bahn höher. Daß das sub­jek­ti­ve Sicher­heits­emp­fin­den ande­res ver­mit­telt, liegt zum einen an der lang­jäh­ri­gen Pro­pa­gan­da zu Gun­sten der Rad­we­ge, zum ande­ren an der Tat­sa­che, daß die Radler/​innen gefähr­den­des Ver­hal­ten der Kraftfahrer/​innen sei­tens der Ord­nungs- und Justiz­be­hör­den in der Regel weder vor­beu­gend über­wacht noch geahn­det wird.

    Obgleich also fahr­bahn­be­glei­ten­de Rad­we­ge hoch­ge­fähr­lich sind und allen­falls als Ali­bi die­nen, den Kraft­ver­kehr nicht in sei­ne Schran­ken wei­sen zu müs­sen, wer­den sie in der öffent­li­chen Dar­stel­lung nach wie vor als All­heil­mit­tel ange­prie­sen. Die­sen Ein­druck ver­mit­telt auch der hier kom­men­tier­te Beitrag.

    Die Rad­weg­be­nut­zungs­pflicht wur­de in den drei­ßi­ger Jah­ren des ver­gan­ge­nen Jahr­hun­derts „erfun­den“. Offen genann­tes Ziel war damals, daß die Auto­fah­rer nicht durch Rad­ver­kehr auf der Fahr­bahn behin­dert wer­den soll­ten. An die­ser Ziel­vor­stel­lung hat sich bei den aller­mei­sten Ver­kehrs­be­hör­den bis heu­te eigent­lich nichts geän­dert. Daher wur­de die StVO-Ände­rung von 1997 bis heu­te in gro­ßen Tei­len nicht umge­setzt. Zudem bele­gen die unzäh­li­gen, den gel­ten­den Regel­wer­ken oft mas­siv wider­spre­chen­den Män­gel der Rad­ver­kehrs­an­la­gen in Lage, Lini­en­füh­rung und Qua­li­tät sowie die feh­len­de Über­wa­chung auf unzu­läs­si­ge Fremd­nut­zung (Falsch­par­ken, Müll- und Wert­stoff­be­häl­ter, Sperr­müll, Lade­gut u. a. m.) mit allen das Unfall­ri­si­ko wei­ter stei­gern­den Aus­wir­kun­gen, daß das Fahr­rad nach wie vor nicht als Ver­kehrs­mit­tel, geschwei­ge denn als wich­ti­ger Teil der über­fäl­li­gen Ver­kehrs­wen­de, son­dern „ledig­lich“ als lästi­ger Stör­fak­tor betrach­tet wird.