Bam­berg: „Der Staat ist kein Ser­vice-Pro­vi­der“ – Tho­mas Sil­ber­horn (MdB) zu Gast beim Diözesanfamilienrat

vordere Reihe von links nach rechts: Petra Schuckert (KED-Beauftragte), Christiane Kömm (Diözesanvorsitzende Familienbund), Thomas Silberhorn  hintere Reihe von links nach rechts: Edgar Maul, Josef Weber, Dr. Heinz Tröster  / Text und Foto: Susanne Neubauer

vor­de­re Rei­he von links nach rechts: Petra Schuckert (KED-Beauf­trag­te), Chri­stia­ne Kömm (Diö­ze­san­vor­sit­zen­de Fami­li­en­bund), Tho­mas Sil­ber­horn hin­te­re Rei­he von links nach rechts: Edgar Maul, Josef Weber, Dr. Heinz Trö­ster / Text und Foto: Susan­ne Neubauer

Anfang Juli emp­fing der Diö­zesan­fa­mi­li­en­rat den Bun­des­tags­ab­ge­ord­ne­ten Tho­mas Sil­ber­horn (CSU) zum Gespräch in Bam­berg. Zur Spra­che kam u. a. die Frau­en­quo­te, die ech­te Wahl­frei­heit und die Situa­ti­on von Schu­len wäh­rend Corona.

„Der Staat ist kein Ser­vice-Pro­vi­der“, so Sil­ber­horn. Eltern woll­ten selbst die Ver­ant­wor­tung für die Erzie­hung ihrer Kin­der über­neh­men. Um die­se For­de­rung zu unter­stüt­zen und für eine bes­se­re gesell­schaft­li­che Aner­ken­nung und die Min­de­rung des Alters­ar­muts­ri­si­kos bei Frau­en, for­dert der Fami­li­en­bund der Katho­li­ken seit Jah­ren ein Erzie­hungs­ge­halt. Das Eltern­geld sei zwar ein Schritt in die rich­ti­ge Rich­tung gewe­sen, so Diö­ze­san­vor­sit­zen­de Chri­stia­ne Kömm, jedoch sei es vor allem an die Müt­ter gerich­tet ein fal­sches Signal. Frau­en lei­sten groß­ar­ti­ge Arbeit, die jedoch sel­ten aner­kannt wird. „Als Frau gilt man erst dann als eman­zi­piert, wenn man erwerbs­tä­tig ist“, merk­te Kömm an. Sie sieht sogar einen Zusam­men­hang zwi­schen der feh­len­den Aner­ken­nung von Pfle­ge­be­ru­fen und der Sor­ge­ar­beit zuhau­se. Erst wenn die Aner­ken­nung von häus­li­cher Sor­ge­ar­beit erreicht ist, wird sich auch eine gene­rel­le Aner­ken­nung von Pfle­ge­be­ru­fen durch­set­zen, so Kömm. Gleich­zei­tig stell­te der Fami­li­en­bund der Katho­li­ken fest, dass auch die Aner­ken­nung der Erwerbs­tä­tig­keit von Frau­en nicht immer gewähr­lei­stet sei und dass das Armuts­ri­si­ko im Alter auch damit zusam­men­hängt, dass Frau­en immer noch weni­ger ver­die­nen. Sil­ber­horn griff die­sen Punkt auf und beton­te in die­sem Zusam­men­hang, dass die Frau­en­quo­te als Ein­stieg abso­lut rich­tig gewe­sen sei, da sie einen Anfangs­punkt der Gleich­stel­lung im Beruf setze.

Zum The­ma Kin­der­be­treu­ung waren sich die Mit­glie­der des Diö­zesan­fa­mi­li­en­ra­tes und Tho­mas Sil­ber­horn einig, dass die Qua­li­tät das bestim­men­de Kri­te­ri­um sein muss. Nichts­de­sto­trotz ver­tei­dig­te Sil­ber­horn den Aus­bau der Kin­der­be­treu­ung und den Rechts­an­spruch auf Ganz­ta­ges­be­treu­ung von Grund­schul­kin­dern. Der Diö­zesan­fa­mi­li­en­rat kri­ti­sier­te hier­bei nicht das Vor­han­den­sein von Ganz­ta­ges­be­treu­ungs­plät­zen auch für Grund­schul­kin­der, son­dern dass die Poli­tik durch die­ses Gesetz ein Lebens­mo­dell – das der bei­den mög­lichst in Voll­zeit berufs­tä­ti­gen Eltern – för­de­re und ande­ren Model­len vor­zie­he. Vor allem durch wirt­schaft­li­che Zwän­ge ist die ech­te Wahl­frei­heit ein­ge­schränkt. Dazu kommt die anhal­ten­de Dis­kus­si­on über das Ehe­gat­ten­split­ting. Ver­mehrt wird von Par­tei­en gefor­dert, die­ses abzu­schaf­fen, da es das Ein­ver­die­ner-Modell för­de­re und ein Anreiz für Frau­en sei, in Teil­zeit zu arbei­ten. Die Abschaf­fung des Ehe­gat­ten­split­tings leh­nen sowohl der Fami­li­en­bund der Katho­li­ken als auch Tho­mas Sil­ber­horn vehe­ment ab. Bei­de beton­ten, dass Ehe­part­ner gemein­sam wirt­schaf­ten und das steu­er­recht­lich berück­sich­tigt blei­ben müs­se. Eine Abschaf­fung wür­de dazu füh­ren, Ehe­part­ner steu­er­recht­lich zu schei­den und wie Allein­ste­hen­de zu behandeln.

In die­sem Zusam­men­hang wur­de auch über die pre­kä­re Wohn­si­tua­ti­on vie­ler Fami­li­en, vor allem in den Bal­lungs­räu­men gespro­chen. Sil­ber­horn ver­wies in die­sem Zusam­men­hang auf den Erfolg des Bau­kin­der­gel­des, das dazu bei­getra­gen hat, dass sich Fami­li­en ein Eigen­heim mit gerin­ge­rem finan­zi­el­lem Risi­ko lei­sten konn­ten. Auch der länd­li­che Raum wer­de für Fami­li­en wie­der attrak­ti­ver, so Sil­ber­horn. Des­halb sei eine wei­te­re Bebau­ung nötig, um mehr Raum für Fami­li­en zu schaf­fen. Jedoch sei eine Ver­än­de­rung in der Art der Gebäu­de nötig und es dür­fe nicht nur ein­stöckig gebaut werden.

Als wei­te­rer Punkt wur­de die Situa­ti­on von Schü­le­rin­nen und Schü­lern wäh­rend der Coro­na-Pan­de­mie ange­spro­chen. Sil­ber­horn ver­lieh der Aus­sa­ge Mar­kus Söders Nach­druck, in dem er klar­stell­te, dass es kei­nen wei­te­ren Lock­down für Schü­le­rin­nen und Schü­ler geben dür­fe. Für die feh­len­de Digi­ta­li­sie­rung an deut­schen Schu­len hin­ge­gen nahm Sil­ber­horn vor allem die Kom­mu­nen in die Pflicht, die die bereit­ge­stell­ten Gel­der nicht abru­fen wür­den. Der Diö­zesan­fa­mi­li­en­rat ver­wies zudem grund­le­gend auf die Schat­ten­sei­ten der Digi­ta­li­sie­rung wie Inter­net­sucht und nicht geeig­ne­te Inhal­te für Kin­der und Jugend­li­che. „Es kann nicht sein, dass gera­de hier die Pro­gram­me zum Kin­der- und Jugend­schutz zurück­ge­fah­ren wer­den“, so Diö­ze­san­vor­sit­zen­de Kömm. Eine gute Auf­klä­rung für Eltern und Kin­der sei extrem wich­tig und wer­de zuneh­mend vernachlässigt.

Des Wei­te­ren wur­de über das Fami­li­en­wahl­recht bzw. die Her­ab­set­zung des Wahl­al­ters gespro­chen. Bei Sil­ber­horn stieß der Vor­schlag des Fami­li­en­bun­des der Katho­li­ken, ein Fami­li­en­wahl­recht ein­zu­füh­ren, auf gro­ßen Zuspruch. Zum Abschluss dank­te Tho­mas Sil­ber­horn den Ver­bän­den und spe­zi­ell dem Fami­li­en­bund der Katho­li­ken, dass man auch in Zei­ten von Coro­na immer wie­der auf Miss­stän­de in der Fami­li­en­po­li­tik hin­ge­wie­sen, sich für Fami­li­en stark gemacht und kon­struk­ti­ve Vor­schlä­ge ein­ge­bracht habe.