TÜV NORD Forch­heim gibt Tipps: „Rei­se­mo­bi­le rich­tig beladen“

Symbol-Bild Tipps & Tricks

Ein heik­les The­ma beim Rei­sen mit dem Wohn­mo­bil ist stets die Über­la­dung, denn die Zula­dung ist bei vie­len Rei­se­mo­bi­len ver­gleichs­wei­se gering. Wer im Urlaub auf nichts ver­zich­ten möch­te und den oft groß­zü­gi­gen Stau­raum aus­nutzt, über­schrei­tet leicht das zuläs­si­ge Gesamt­ge­wicht. Kon­trol­len der Poli­zei zei­gen, dass Rei­se­mo­bi­li­sten häu­fig mit über­la­de­nen Wohn­mo­bi­len unter­wegs sind. Dies hat Aus­wir­kun­gen auf das Fahr­ver­hal­ten und die Sicher­heit. Daher soll­te man sich gewis­sen­haft mit die­sem The­ma aus­ein­an­der­set­zen und eini­ge Rat­schlä­ge befolgen.

Cle­mens Schnei­der von der TÜV NORD-Sta­ti­on Forch­heim hat eine Check­li­ste mit wich­ti­gen Fra­gen zusam­men­ge­stellt und gibt Tipps zum rich­ti­gen Bela­den eines Reisemobils:

Check­li­ste:

  • Wie hoch ist das Leer­ge­wicht und das zuläs­si­ge Gesamt­ge­wicht des Reisemobils?
  • Wie hoch ist ent­spre­chend die Zuladung?
  • Über wel­ches (schwe­re) Zube­hör ver­fügt das Rei­se­mo­bil, das nicht im Leer­ge­wicht erfasst ist?
  • Wie kann ich Gewicht einsparen?
  • Wel­che Lebens­mit­tel müs­sen tat­säch­lich mit und was kann ich in der Urlaubs­re­gi­on einkaufen?
  • Was kann ich umrü­sten (z.B. Alugas­fla­schen statt Stahlgasflaschen)?
  • Benö­ti­ge ich den voll­stän­di­gen Inhalt des Frisch­was­ser­tanks oder reicht eine Teilfüllung?
  • Ist der Abwas­ser­tank leer?

Zula­dung berechnen!

Gene­rell soll­te man sich vor Rei­se­an­tritt über das Gewicht des rei­se­fer­ti­gen Fahr­zeugs hin­rei­chen­de Gedan­ken machen. Das gilt für das eige­ne eben­so wie für das gemie­te­te Rei­se­mo­bil. Dabei hilft ein Blick in den Fahr­zeug­schein. Hier ist das Leer­ge­wicht (im Fahr­zeug­schein unter G) auf­ge­führt, das nach EU-Ver­ord­nung 1230/2012 den Kraft­stoff, das Frisch­was­ser, das Gas sowie das Gewicht des Fah­rers mit 75 Kilo­gramm umfasst. Nun muss das ange­ge­be­ne Leer­ge­wicht von dem zuläs­si­gen Gesamt­ge­wicht (im Fahr­zeug­schein unter F.2) des Rei­se­mo­bils abge­zo­gen wer­den und man erhält das Gewicht der Zula­dung. Das Leer­ge­wicht mit der Zula­dung addiert, darf das zuläs­si­ge Gesamt­ge­wicht nicht über­stei­gen. Aber Ach­tung: Durch Zusatz­aus­rü­stun­gen kann das tat­säch­li­che Leer­ge­wicht erheb­lich grö­ßer sein als in Feld G ange­ge­ge­ben. Es ist zu emp­feh­len, das Leer­ge­wicht auf einer Fahr­zeug­waa­ge zu bestimmen.

Über­la­dung hat nega­ti­ve Aus­wir­kun­gen auf das Fahrverhalten

Auf jeden Fall soll­te eine Über­la­dung des Rei­se­mo­bils ver­mie­den wer­den. Nicht nur weil man in Deutsch­land und im Aus­land Buß­gel­der zah­len muss und teils Punk­te kas­siert, son­dern weil im Fal­le eines Unfalls und einer star­ken Über­schrei­tung des zuläs­si­gen Gesamt­ge­wich­tes die Ver­si­che­rung die Scha­dens­be­glei­chung ver­wei­gern kann. Eine Über­la­dung kann nega­ti­ve Aus­wir­kun­gen auf fol­gen­de Berei­che haben: Lenk­an­sprech­ver­hal­ten, Trak­ti­on, Brems­weg, Kraft­stoff­ver­brauch, Beschleu­ni­gung, die Trag­fä­hig­keit des Rei­fens, Wan­k­nei­gung, Ver­schleiss und Versicherungsschutz.

Ein klas­si­sches Beispiel

Vie­le Rei­se­mo­bi­le mit einem zuläs­si­gen Gesamt­ge­wischt von max. 3,5 Ton­nen haben eine Län­ge von rund 7 Metern und einen gro­ßen Über­hang zwi­schen Hin­ter­ach­se und Heck­schür­ze. Die­se Rei­se­mo­bi­le schwen­ken nicht nur stark aus, son­dern haben auch bei einer Über­la­dung gro­ße Pro­ble­me. Im hin­te­ren Bereich befin­det sich eine gro­ße Heck­ga­ra­ge, die ger­ne bis in die letz­te Ecke voll­ge­packt ist. Dar­über hin­aus ist viel­fach am Heck oft ein Fahr­rad­trä­ger mon­tiert. Hier kön­nen bis zu vier Fahr­rä­der trans­por­tiert wer­den. An eini­gen Rei­se­mo­bi­len sind auch Trä­ger für Klein­kraft­rä­der mon­tiert, deren Eigen­ge­wicht hoch ist und die u.a. teils schwe­re Motor­rol­ler auf­neh­men. In dem Heck­be­reich wird in die­sem Fall nicht nur die Hin­ter­ach­se über­durch­schnitt­lich bela­stet und even­tu­ell auch die Achs­last über­schrit­ten, son­dern es wir­ken Hebel­kräf­te, die die Vor­der­ach­se ent­la­sten. Ver­fügt nun das Rei­se­mo­bil über Front­an­trieb, wie die mei­sten Rei­se­mo­bi­le, kommt es durch das „Anhe­ben“ der Vor­der­rä­der zu Trak­ti­ons­pro­ble­men und eine Ver­än­de­rung der Lenk­an­spra­che. Beim Anfah­ren am Berg oder auf rut­schi­gem Unter­grund sind die Aus­wir­kun­gen sofort spür­bar. Assi­stenz­sy­ste­me wie ASR oder Trac­tion Plus sol­len hel­fen, die­se Pro­ble­me zu minimieren.

Sinn­vol­les Ver­stau­en und Ladungssicherung

Hat man das Gewicht erst ein­mal im Griff, gilt es die Rei­se­uten­si­li­en rich­tig zu ver­stau­en. Um die Wan­k­nei­gung des Rei­se­mo­bils zu redu­zie­ren, soll­ten schwe­re Gegen­stän­de stets unten ver­staut wer­den. Ver­fügt das Rei­se­mo­bil über einen Dop­pel­bo­den, so wer­den die­se schwe­ren Uten­si­li­en in dem Dop­pel­bo­den zwi­schen den Ach­sen gela­gert. In die Hän­ge­schrän­ke gehö­ren nur ver­gleichs­wei­se leich­te­re Gegen­stän­de. Gene­rell dür­fen kei­ne Gegen­stän­de offen und frei her­um­lie­gen. Im Fal­le einer Not­brem­sung oder eines Auf­fahr­un­fal­les wür­den die unge­si­cher­ten Gegen­stän­de nach vor­ne kata­pul­tiert wer­den und könn­ten so wei­te­ren Scha­den anrich­ten. Glei­ches gilt auch für den Hund, der bei der Fahrt am besten in einer fest instal­lier­ten Hun­de­box beför­dert wer­den sollte.

Was muss wirk­lich mit?

Bereits beim Kauf eines Rei­se­mo­bils ent­schei­det der Käu­fer über das spä­te­re Gesamt­ge­wicht und die Zula­dung, denn ange­ge­ben wird stets das Leer­ge­wicht ohne Zube­hör. Gene­rell haben Mini­Cam­per, Cam­ping­bus­se und kom­pak­te Kasten­wa­gen sel­te­ner ein Pro­blem mit der Zula­dung. Sie haben ohne­hin nicht so viel Platz, um Din­ge zu ver­stau­en. Bei der Zusam­men­stel­lung eines „Wunsch-Rei­se­mo­bils“ treibt nicht nur eine höhe­re Moto­ri­sie­rung, son­dern ins­be­son­de­re das Zube­hör das Gewicht in die Höhe. Hier­zu zäh­len u.a. Anhän­ger­kupp­lung, Fahr­rad­trä­ger, Mar­ki­se, Kli­ma­An­la­ge für den Wohn­be­reich oder eine Satel­li­ten-Anla­ge. In den Pro­spek­ten der Her­stel­ler oder bei der Kon­fi­gu­ra­ti­on im Inter­net ist das Mehr­ge­wicht auf­ge­führt und muss dazu gerech­net wer­den. Bei der Cam­ping­aus­stat­tung kann man viel Gewicht ein­spa­ren. Ein gutes Bei­spiel sind Cam­ping­stüh­le und der Cam­ping­tisch, die es in allen Gewichts­klas­sen gibt. Eben­falls kann man durch Alugas­fla­schen eini­ge Kilos spa­ren. In der Regel wer­den mehr Din­ge als tat­säch­lich benö­tigt durch die Gegend4 gefah­ren. Hier kann man sicher­lich abspecken. Apro­pos Speck! Der Vor­rat an Lebens­mit­teln ist mit­un­ter groß und so man­che Heck­ga­ra­ge gleicht einem Kiosk, mit Geträn­ke­ki­sten aus der Hei­mat! Es ist sinn­voll den Was­ser­tank erst am Urlaubs­ort auf­zu­fül­len. In hei­ßen Rei­se­re­gio­nen soll­te man ohne­hin den Frisch­was­ser­tank nie kom­plett auf­fül­len, denn auf­grund der Wär­me und der län­ge­ren Ver­weil­dau­er kön­nen sich schnel­ler Kei­me bil­den. Daher soll­te man öfter gerin­ge­re Men­gen auffüllen!

Kauf­ent­schei­dung Zuladung

Beim Kauf eines Rei­se­mo­bils oder bei der Anmie­tung spie­len für Käu­fer oder Mie­ter vie­le Aus­stat­tungs­merk­ma­le eine ent­schei­den­de Rol­le. Die Anzahl der Sitz- und Schlaf­plät­ze, die Bett­grö­ße, die Grö­ße der Nass­zel­le, das Innen­de­sign, die Aus­stat­tung und schließ­lich der Gesamt­preis sind viel­fach die ent­schei­den­den Kauf­kri­te­ri­en. Sel­ten wird beim Kauf die Zula­dung the­ma­ti­siert! Die auf­ge­führ­ten kri­ti­schen Punk­te zei­gen, dass man sich durch eine über­leg­te Fahr­zeug­wahl beru­hi­gen­de Frei­räu­me bei der Zula­dung schafft. Ein kom­pak­ter Kasten­wa­gen bie­tet in der Regel eine höhe­re Zula­dung als ein grö­ße­res Modell.

Ein abschlie­ßen­der Hinweis

Eini­ge Tage vor Rei­se­an­tritt soll­te man mit dem gepack­ten Rei­se­mo­bil auf eine Waa­ge fah­ren. Nach Abspra­che darf man pro­blem­los die Waa­ge vom Bau­stoff- oder Land­wirt­schafts­han­del nut­zen. Die gerin­ge Gebühr ist dann gut angelegt.

Über­schrei­tet man das zuläs­si­ge Gesamt­ge­wicht muss eine Streich­li­ste her.

Gemein­sam muss über­legt wer­den, was wirk­lich mit­ge­nom­men wer­den muss und wie Gewicht ein­spart wer­den kann! Mit einem gerin­ge­ren Gewicht fährt man leicht­fü­ßi­ger über die atem­be­rau­ben­den Pan­ora­ma­stra­ßen in den Alpen oder die klei­nen Küsten­stra­ßen, ent­spann­ter über die Auto­bah­nen und hat auf der feuch­ten Wie­se eines Cam­ping­plat­zes die gewünsch­te Trak­ti­on. Gute Reise!

Inge­nieur­bü­ro Hof­mann GmbH + Co. KG
TÜV NORD Koope­ra­ti­ons­part­ner Forchheim
Sta­ti­ons­lei­ter: Cle­mens Schneider
Breit­wei­dig 27, 91301 Forchheim5

Über das Inge­nieur­bü­ro Hof­mann GmbH + Co. KG:

Das Inge­nieur­bü­ro Hof­mann ist ein seit fast 60 Jah­ren bestehen­des Inge­nieur- und Sach­ver­stän­di­gen­bü­ro mit Prüf­stel­len und Büros in Bam­berg, Erlan­gen, Forch­heim, Schwein­furt und Würz­burg. Zu unse­ren Kun­den zäh­len Auto­häu­ser, Werk­stät­ten, Fuhr­park­be­trei­ber und Pri­vat­kun­den. Wir bie­ten mit unse­ren 60 Mit­ar­bei­tern Dienst­lei­stun­gen rund um das The­ma Mobi­li­tät wie z.B. die amt­li­che Haupt­un­ter­su­chung, Unfall- und Scha­den­gut­ach­ten sowie den Bereich Arbeits­si­cher­heit an.

Über die TÜV NORD GROUP:

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